Britische Fantasien
In unserer Serie „Weltpolitik – einfach erklärt“steht heute der Austritt unserer britischen Freunde aus der Europäischen Union an. Deren Wunsch nach Eigenständigkeit hat frühe Wurzeln. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gefielen sich die Briten in ihrer „wundervollen Isolation“. Der Begriff umschreibt „eine äußerste Zurückhaltung bei der Beteiligung an dauerhaften Allianzen oder anderen Verpflichtungen gegenüber anderen Weltmächten“.
Wesentlich aufgeschlossener waren die Briten, was das Ansammeln von Kolonien betrifft. Noch heute zeigt sich das einnehmende Wesen der Insulaner, wenn sie wie Heuschrecken in Gran Canaria einfallen, um ihren bleichen, tätowierten Leibern eine extravagante Feuernote zu verpassen. Die Kühlung erfolgt innerlich durch die Aufnahme einer abenteuerlichen Menge an Flüssigkeit, die sogar einen Wasserbüffel an die Grenzen bringen würde – nur dass der kein Bier trinkt.
Soviel zur britischen Grundstimmung. Was nun den Brexit betrifft, so lassen sich die Austrittswehen der Briten am besten mit einem Gleichnis erklären. Nehmen wir die Musterfamilie May. Dad hat vorgeschlagen, statt nach Gran Canaria doch mal nach Island zu fahren. Dort sei es viel billiger, die Sonne scheine schöner, und man befreie sich von europäischen Fesseln. Beim Wälzen der Kataloge haben einige Familienmitglieder dann festgestellt, dass Island richtig teuer werden könnte, gutes Wetter keinesfalls zu den Vorzügen der Destination gehört und Vati sich gehörig was zusammenfantasiert hat. Das Problem: Mom Theresa hat schon gebucht. (hü) untermstrich@schwaebische.de