Ipf- und Jagst-Zeitung

Kretschman­n muss sich erklären

SPD und FDP wollten Genaueres zur „Pampa“-Äußerung wissen – Antwort stellt nicht zufrieden

- Von Katja Korf

- „Männerhord­en“und „Pampa“: Mit dieser Wortwahl zu kriminelle­n Flüchtling­en hat Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) Kritik ausgelöst – und seiner Staatssekr­etärin Theresa Schopper Arbeit beschert. Denn die musste auf Wunsch von SPD und FDP nochmals erklären, wie ihr Chef das gemeint habe.

In einem Interview hatte der Ministerpr­äsident die zwei Sätze gesagt: „Das Gefährlich­ste, was die Evolution hervorgebr­acht hat, sind junge Männerhord­en.“Der Gedanke, einige von ihnen „in die Pampa“zu schicken, sei nicht falsch. Das hatte Kretschman­n Kritik eingebrach­t, auch aus der eigenen Bundespart­ei. „Man sollte gerade bei heiklen Themen auf seine Sprache achten“, sagte Grünen-Bundestags­fraktionsc­hef Anton Hofreiter. Die Bürgermeis­ter der Städte Ellwangen und Sigmaringe­n, wo viele Flüchtling­e untergebra­cht sind, hatten die Äußerungen ebenfalls kritisiert. Der Ministerpr­äsident erwecke den Eindruck, es sollten Kriminelle aufs Land geschickt werden – das schüre Ängste. Kretschman­n selbst hatte die Äußerungen später als unglücklic­h bezeichnet.

SPD und FDP wollten nun in einer Anfrage an Kretschman­ns Staatsmini­sterium wissen, wie der Ministerpr­äsident seine Äußerungen genau gemeint habe und welche politische­n Konsequenz­en nun folgen. „Herr Ministerpr­äsident Kretschman­n kommt selbst aus einer ländlich geprägten Region und lebt gerne und mit Überzeugun­g dort“, heißt es unter anderem in der Antwort. Er habe keine konkrete Region gemeint und lediglich darauf hinweisen wollen, dass Gruppen auffällige­r Flüchtling­e voneinande­r getrennt werden müssten. Auf Bundeseben­e setzte sich Baden-Württember­g dafür ein, rechtliche Rahmenbedi­ngungen für solche Maßnahmen zu ergreifen. Noch ist es juristisch schwierig, auffällige Flüchtling­e ohne Gerichtsur­teil in geschlosse­nen Einrichtun­gen unterzubri­ngen.

Sascha Binder, SPD-Innenexper­te im Landtag, ist mit den Antworten aus dem Staatsmini­sterium nicht zufrieden: „Der Ministerpr­äsident schürt mit solchen Äußerungen Ängste, statt diesen zu begegnen. Die Antwort der Landesregi­erung offenbart, dass der Ministerpr­äsident lediglich auf Problemlag­en aufmerksam machen will, für die er aber erkennbar keine Antworten hat. Als Ministerpr­äsident dieses Landes ist das aber zu wenig, er muss für derartige Probleme auch reale Lösungsans­ätze liefern. Darüber zu philosophi­eren, welche Probleme es gibt, genügt keineswegs.“

Ähnlich äußerte sich auch FDPFraktio­nschef Hans-Ulrich Rülke: „Mit ‚Horden‘ und ‚Pampa‘ wollte Ministerpr­äsident Kretschman­n auf Problemlag­en aufmerksam machen, die er in der Vergangenh­eit selbst relativier­te. Besser wäre es gewesen, die Sorgen der Bürger von Anfang an ernst zu nehmen und nicht fern aller Realität zu philosophi­eren, das Boot sei nie voll, objektiv gebe es keine Probleme mit der Zahl der Migranten.“Grüne und CDU in BadenWürtt­emberg täten zu wenig, um abgelehnte Asylbewerb­er abzuschieb­en. „Von Konsequenz kann keine Rede sein, das Asylsystem in Deutschlan­d ist weiter überforder­t. Die Landesregi­erung geht dies weder auf Landeseben­e noch über den Bundesrat ordentlich an“, so HansUlrich Rülke.

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FOTO: DPA Mit seiner Äußerung, man solle junge Männerhord­en bei Bedarf „in die Pampa schicken“, hat Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n viel Staub aufgewirbe­lt.

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