Die Jagd nach Chérif Chekatt ist vorbei
Mutmaßlicher Attentäter von der Polizei erschossen – Zwei Tage lang war er der meist gesuchte Mann Frankreichs
- Nur rund zwei Kilometer vom Ort des Anschlags entfernt hat die Polizei den mutmaßlichen Attentäter von Straßburg am Donnerstagabend erschossen. Chérif Chekatt spazierte im Stadtteil Neudorf auf der Rue Lazaret, als drei Beamte einer Routinepatrouille ihn gegen 21 Uhr an der Nummer 74 aufspürten. „Sie sahen einen Mann, der die Straße entlang ging und auf den die Beschreibung passte“, sagte Innenminister Christophe Castaner am späten Donnerstagabend. Als die Polizisten den 29-Jährigen ansprachen, schoss er auf sie. Die Beamten erwiderten das Feuer und töteten ihn. Der Fernsehsender BFMTV zeigte das gepixelte Foto eines am Boden liegenden Mannes in schwarzer Jacke, der eine Waffe in der Hand hält. Castaner lobte den Einsatz der Sicherheitskräfte. „Ich bin stolz auf sie.“Dutzende Einwohner von Neudorf, die sich rund um die Polizeiwagen auf der Straße versammelt hatten, applaudierten den Polizisten und riefen „Bravo“.
Chekatt soll am Dienstagabend in der Straßburger Altstadt drei Menschen getötet und sechs schwer verletzt haben. Er griff wahllos Passanten mit einer Schusswaffe und einem Messer an. Dabei rief er nach Augenzeugenberichten „Allahu Akbar“(Gott ist groß). Der Anti-TerrorStaatsanwalt Rémy Heitz bestätigte, dass es sich um einen Terroranschlag handelte. Bei einem Schusswechsel mit Soldaten der Anti-Terror-Operation Sentinelle wurde der Angreifer am Arm verletzt. Dennoch gelang es ihm zu fliehen. Ein Taxifahrer brachte ihn nach Neudorf, wo er aufgewachsen war. Dort verlor sich seine Spur.
Mehr als 700 Polizisten suchten seither nach ihm. Der Staatssekretär im Innenministerium, Laurent Nuñez, schloss eine Flucht nach Deutschland nicht aus. Chekatt hatte bis 2017 eine Haftstrafe in Deutschland wegen zwei Überfällen abgesessen. In Frankreich galt er als Gefährder und hatte einen Sicherheitsvermerk S. Nur wenige Stunden vor dem Anschlag am Dienstagmorgen wollte die Polizei ihn festnehmen, fand aber seine Wohnung leer. Dort entdeckte sie eine Granate, eine Schusswaffe mit Munition und vier Messer. Der 29-Jährige war 27 Mal verurteilt worden und soll im Gefängnis zum radikalen Islamisten geworden sein. Dem Taxifahrer, der ihn nach Neudorf brachte, sagte er: „Ich habe als Vergeltung für unsere toten Brüder in Syrien Menschen getötet.“Die Terrormiliz Islamischer Staat bezeichnete Chekatt laut der Nachrichtenagentur AFP nach dessen Tod als „Soldaten“des IS.
Markt soll heute wieder öffnen
Der Bürgermeister von Straßburg, Roland Ries, zeigte sich nach dem Tod des mutmaßlichen Attentäters erleichtert. „Das wird die Rückkehr zu einem normalen Leben erleichtern.“Der Weihnachtsmarkt soll am Freitag um elf Uhr wieder öffnen. Das hatte Castaner bereits vor der Nachricht vom Tode Chekatts angekündigt. Der bekannteste „Marché de Noël“Frankreichs, der jedes Jahr zwei Millionen Besucher anzieht, blieb nach der Tat für zwei Tage geschlossen. Die Zahl der Eingänge in den gesicherten Bereich soll nun verringert werden. Zudem sollen Polizisten zusammen mit privaten Sicherheitsleuten die Besucher kontrollieren.