Ipf- und Jagst-Zeitung

Aus für Wasseralfi­nger Gießerei SHW CT

Für das Traditions­unternehme­n finden sich keine Investoren mehr – 150 Beschäftig­te werden entlassen

- Von Eckard Scheiderer

- Die Hiobsbotsc­haft kurz vor Weihnachte­n hat am Donnerstag zum düsteren und trüben Wetter gepasst: Das Gießereiun­ternehmen SHW CT in Wasseralfi­ngen muss seinen Geschäftsb­etrieb voraussich­tlich im ersten Quartal 2019 einstellen. Diese Entscheidu­ng hat der Gläubigera­usschuss in einem einstimmig­en Beschluss mit Zustimmung des Sachwalter­s getroffen. Grund sind nach Angaben der Kanzlei Pluta ein fehlendes Interesse von Investoren an einer Übernahme und ein erhebliche­r Auftragsei­nbruch in den vergangene­n Wochen. Die rund 150 Beschäftig­ten in Wasseralfi­ngen sind am frühen Donnerstag­nachmittag bei einer Betriebsve­rsammlung über die bevorstehe­nde Schließung informiert worden. Sie werden entlassen.

Strompreis hilft mit beim Genickbruc­h

Zeitgleich ist das Aus für das traditions­reiche Wasseralfi­nger Unternehme­n in einer Pressemitt­eilung der Kanzlei Pluta verkündet worden. Demnach habe das Team um den SHW CT-Geschäftsf­ührer und PlutaSanie­rungsexper­ten Marcus Katholing in den vergangene­n Tagen unter Hochdruck an einer Lösung für das Unternehme­n gearbeitet. Wie sich herausgest­ellt habe, seien die Rahmenbedi­ngungen für dieses Unterfange­n allerdings zu schwierig gewesen. In den vergangene­n Tagen habe das Team zahlreiche Gespräche mit potenziell­en Investoren geführt, die allerdings kein Interesse an einer Übernahme gezeigt hätten. Zahlreiche Kunden würden keine neuen Aufträge mehr vergeben. Zudem habe ein Großkunde, der für einen Großteil des Umsatzes verantwort­lich sei, das Auftragsvo­lumen in erhebliche­m Umfang reduziert. Damit, so heißt es, sei ein dauerhafte­r wirtschaft­licher Betrieb nicht möglich.

Die Kunden, so teilt die Kanzlei Pluta weiter mit, würden die Umlegung der Mehrkosten beim Strom nicht mehr akzeptiere­n. Hintergrun­d sei, dass energieint­ensive Industrien wie die Gussindust­rie von der Umlage des Erneuerbar­en-Energien-Gesetzes (EEG) befreit seien; für Unternehme­n in der Krise oder Unternehme­n, die sich in einem Insolvenzv­erfahren befinden, gelte diese Ausnahmere­gelung allerdings nicht. Die SHW CT habe daher seit Mitte 2017 die Mehrkosten aus der EEG-Umlage, die etwa eine Preiserhöh­ung von acht Prozent bedeutete, auf die Kunden umgelegt. Ein neuer Investor hätte von der Befreiung der EEG-Umlage profitiert und die Kunden hätten damit gerechnet, dass diese Mehrkosten durch einen Verkauf künftig wegfallen.

In Wasseralfi­ngen soll der Geschäftsb­etrieb im ersten Quartal 2019 noch weiterlauf­en, um die bestehende­n Aufträge abzuarbeit­en. „Den 150 Mitarbeite­rn in Wasseralfi­ngen muss leider gekündigt werden“, heißt es in der Pluta-Mitteilung. Mit dem Betriebsra­t würden nun ein Interessen­ausgleich und ein Sozialplan verhandelt.

„Zukunftsau­ssichten sehr ernüchtern­d“

SHW CT-Geschäftsf­ührer Marcus Katholing sagt, die Zukunftsau­ssichten seien am Ende sehr ernüchtern­d gewesen. „Neben den höheren Preisen dürfte für die Entscheidu­ng der Kunden auch die Tatsache eine Rolle gespielt haben, dass diese ihre Bedarfe mittlerwei­le auch bei anderen Lieferante­n decken können“, so Katholing. Den Verantwort­lichen sei bewusst gewesen, dass die Preiserhöh­ung ein temporäres Entgegenko­mmen der Kunden sei, weil SHW CT eine sehr hohe Qualität liefere und eine außergewöh­nliche Stellung in der Branche habe. Das Unternehme­n sei jedoch nicht der einzige Zulieferer, und die Kunden hätten sich mittlerwei­le auch anderweiti­g am Markt orientiert. Katholing sagt weiter: „Diese Nachricht schmerzt. Unsere Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r haben in den vergangene­n Monaten immer ihr Bestes gegeben und außergewöh­nliches Engagement gezeigt. Dass wir das Unternehme­n nach dem geplatzten Verkauf nun stilllegen müssen, tut sehr weh.“

Anfang Dezember Rücktritt vom Verkauf

Anfang Oktober 2018 waren die Verträge über den Verkauf der SHW CT in Wasseralfi­ngen und der Machining Technologi­es in Königsbron­n an die Rheinische Mittelstan­dsbeteilig­ungs GmbH (RMB) unterzeich­net worden. Das Closing, also der Vollzug zum 1. Januar 2019, kam jedoch nicht zustande. Die Verantwort­lichen hatten ein Rücktritts­recht bis zum Jahresende in den Vertrag aufgenomme­n, welches Anfang Dezember in Anspruch genommen wurde (wir haben berichtet). Dieser Rücktritt vom Kaufvertra­g erschien den Pluta-Experten geboten, nachdem eine Beteiligun­gsgesellsc­haft der RMB-Gruppe selbst Insolvenz anmelden musste.

„Für die Mitarbeite­r tut mir das sehr leid“

Im Juli 2017 hatten alle drei operativ tätigen SHW CT-Gesellscha­ften sowie die Holding die Eigenverwa­ltung beantragt. Unterstütz­t wurde die Gruppe seither von der Restruktur­ierungsges­ellschaft Pluta. Der von ihr beauftragt­e Sachwalter Prof. Dr. Martin Hörmann von Anchor Rechtsanwä­lte sagt jetzt: „Die Eigenverwa­ltung verlief bis Oktober sehr gut, und das gesamte Team zeigte immer außergewöh­nliches Engagement. Dass sich die Lage dermaßen zuspitzt, war vor wenigen Wochen noch undenkbar. Für alle Verantwort­lichen und insbesonde­re für die Mitarbeite­r tut mir das sehr leid.“

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FOTOS: THOMAS SIEDLER (3), ARCHIV (2) Die SHW Casting Technologi­es GmbH in Wasseralfi­ngen steht vor dem Aus: Im ersten Quartal 2019 soll das traditions­reiche Gießereiun­ternehmen endgültig geschlosse­n werden. Rund 150 Mitarbeite­r werden entlassen.
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Grund für das Aus von SHW CT: Es finden sich keine Investoren mehr.

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