Mit ZF-Power im Batmobil
Formel E startet in die fünfte Saison – ZF stattet vier Autos erstmals mit komplettem Antriebsstrang aus
- Am Wochenende startet die Formel E in ihre fünfte Saison. Und die vollelektrische Rennserie feiert sich vor dem ersten Rennen vor den Toren der der saudi-arabischen Hauptstadt Riad ausgiebig.
Zum einen wegen der ehemaligen Formel-1-Piloten Felipe Massa (Venturi) und Stoffel Vandoorne (HWA), die in die Elektroserie gewechselt sind. Groß ist bei den Machern aber auch der Stolz auf die Fahrzeuge der zweiten Generation. Die neuen Einheitsboliden sehen eckiger und futuristischer aus, manch einer fühlt sich an Batmobile erinnert. Wichtiger noch für die Fahrer: Die Leistung der Elektroflitzer ist auf bis zu 340 PS angewachsen. Dank einer Batterie mit einer Kapazität von 54 kWh lässt sich die Renndistanz von 45 Minuten nun mit einem Fahrzeug absolvieren.
Saisonstart in Saudi-Arabien sorgt für Diskussionen
Mit BMW ist ein weiterer Hersteller offiziell dazugekommen, der seither nur mit dem Safetycar vertreten war. Ganz neu dabei ist dagegen das Team von HWA Racelab. Die Truppe aus Affalterbach, die in den vergangenen 30 Jahren die Einsätze von Mercedes in der DTM bestritten hat, bereitet sich schon mal vor, damit beim offiziellen Einstieg von Mercedes in die Elektroserie im kommenden Jahr alles glatt geht. HWA firmiert in dieser Saison als Kundenteam des monegassischen Rennstalls Venturi – und bezieht somit ebenfalls den kompletten elektrischen Antriebsstrang von ZF Race Engineering, einer in Schweinfurth sitzenden Tochterfirma von ZF Friedrichshafen. Der zweitgrößte Automobilzulieferer der Welt baut nun also auch elektrische Motoren, Getriebe und eine neu entwickelte Leistungselektronik für die Formel E und stattet vier Autos aus.
„Neben unseren klassischen Kernprodukten im Motorsport wie Stoßdämpfern und Kupplungen wollen wir nun auch mit dem neuen, elektrischen ZF-Antriebsstrang unsere Kompetenz im Spitzenmotorsport und insbesondere in der E-Mobilität unter härtesten Bedingungen unter Beweis stellen. Die Formel E ist dafür die optimale Plattform“, erklärt Norbert Odendahl, der Geschäftsführer von ZF Race Engineering, den Grund für das ausgeweitete Engagement von ZF im Motorsport.
Für Diskussionen sorgte die Wahl des Saisonauftaktortes. Saudi-Arabien steht nicht erst seit der Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Kashoggi im Fokus. Gegen den Kronprinz Mohammed bin Salman wurde durch Human Rights Watch in Argentinien Anzeige wegen eines mutmaßlichen Verstoßes gegen die Menschlichkeit erlassen. Auch was die Rolle der Frauen anbelangt ist das Land sehr rückständig. Im Global Gender Gap Report 2017 des Weltwirtschaftsforums über die Geschlechtergerechtigkeit wird das Königreich auf Platz 138 von insgesamt 144 Ländern eingeordnet. Erst seit dem 24. Juni dieses Jahres dürfen Frauen Auto fahren.
Ende Oktober, nach Kashoggis Ermordung, hatte Formel-E-Chef Alejandro Agag in Riad erklärt, dass das Königreich „das neue Zuhause der Formel E“sei. Der Vertrag mit SaudiArabien läuft über zehn Jahre. Und soll laut „Sport Auto“260 Millionen Euro in die Kassen spülen.
Zumindest nach außen äußern sich die Hersteller völlig unaufgeregt. „Die Formel E hat die Entscheidung getroffen, den Saisonauftakt in Riad auszutragen“, sagt ein BMWSprecher, „wir sind als Rennteam in die Verhandlungen der Formel E mit potenziellen Veranstaltern nicht involviert.“Ein Audi-Sprecher verweist darauf, sich als „Hersteller und Titelverteidiger der Teamwertung“zur Teilnahme „an allen Rennen der Saison verpflichtet“zu haben. „Im Großen und Ganzen machen wir Sport“, erklärt HWA-Vorstand Ulrich Fritz.
Anstrengungen, den Startort kurzfristig zu ändern, gab es keine. „Die Vorfälle und aktuellen Entwicklungen rund um Saudi Arabien sind ohne Zweifel von besonderer Brisanz“, heißt es stellvertretend für alle von Audi, „selbstverständlich haben wir das Thema im Vorfeld intern diskutiert“. Da es aber für Saudi-Arabien keinerlei erhöhte Sicherheitslage gibt, habe es keinen Druck zu reagieren gegeben.
Einen Imageschaden durch den Start in Saudi-Arabien befürchten die Hersteller also nicht. Und dass das Geld für den Formel-E-Start vom Verkauf von Erdöl kommt, stört sie auch nicht. Sie feiern lieber sich und die Zukunft des Motorsports.