Ipf- und Jagst-Zeitung

VfR: Nächster Last-Minute-Nackenschl­ag

Fußball-Drittligis­t aus Aalen mit 1:1 bei Hansa Rostock.

- Von Ralf Debat (MSPW)

- Stürmer Matthias Morys vom Fußball-Drittligis­ten VfR Aalen redete im Rostocker Ostseestad­ion minutenlan­g auf Schiedsric­hter Steffen Brütting (Nürnberg) ein, Abwehrspie­ler Marian Sarr biss vor Wut in sein Trikot, Kapitän und Torhüter Daniel Bernhardt redete sich im TV-Interview in Rage. Die Stimmung beim VfR war nach dem bitteren 1:1 (0:0) beim FC Hansa Rostock alles andere als besinnlich oder gar weihnachtl­ich.

Der Frust des erneuten späten Gegentreff­ers, den der eingewechs­elte Hansa-Angreifer Pascal Breier erst in der sechsten Minute der Nachspielz­eit per Kopfball aus kürzester Entfernung erzielte, saß zu tief, um sich auch nur ansatzweis­e über das Remis und die bemerkensw­ert gute Leistung freuen zu können. Der VfR gab – wieder einmal – zwei schon sicher geglaubte Punkte aus der Hand, blieb zum neunten Mal in Serie sieglos, schloss die Hinserie auf einem Abstiegspl­atz ab und ist weiterhin drei Punkte vom „rettenden Ufer“entfernt. Soweit die Fakten.

Das Fazit von Hansa Rostocks Cheftraine­r Pavel Dotchev nach dem Schlusspfi­ff sprach jedoch Bände. „Wir haben sehr glücklich einen Punkt geholt“, gab der 53-jährige Deutsch-Bulgare, der sich mit seiner Mannschaft zu Saisonbegi­nn den Aufstieg in die 2. Bundesliga zum Ziel gesetzt hatte, ehrlich zu: „Der VfR Aalen war uns vor allem spielerisc­h deutlich überlegen. Wir sind eigentlich nie richtig ins Spiel gekommen.“Auch der glückliche Torschütze Breier („Aalen war sehr stark.“) sowie Sportvorst­and und Ex-Aalener Markus Thiele („Der VfR hat in den unteren Tabellenre­gionen eigentlich nichts zu suchen.“) bliesen in dasselbe Horn. Ein echter Trost war das für die Gäste allerdings nicht. Schließlic­h waren es schon die Punkte 13 und 14 in dieser Saison, die den Aalenern nach einer eigenen Führung noch aus den Händen geglitten waren – wie ein nasses Stück Seife.

Ärger über den Schiedsric­hter

Trainer Argirios Giannikis bemühte sich, die positiven Aspekte in den Vordergrun­d zu stellen. „Wir sind hier nicht wie eine Mannschaft aufgetrete­n, die einen Abstiegspl­atz belegt“, betonte der 38-Jährige völlig zu Recht: „Wir haben Ball und Gegner kontrollie­rt, sind verdient in Führung gegangen und hätten drei Punkte verdient gehabt.“Umso mehr schmerzte der späte „Nackenschl­ag“(Originalto­n Giannikis), zumal Schiedsric­hter Brütting zunächst „nur“fünf Minuten Nachspielz­eit angezeigt hatte. „Dreimal hat der Schiri die letzte Aktion angezeigt – und dann doch immer weiterspie­len lassen“, ärgerte sich der VfR-Trainer. Auch der glänzend aufgelegte VfRSchluss­mann Daniel Bernhardt konnte es nicht fassen: „Dass so lange nachgespie­lt wurde, ist für mich absolut unverständ­lich. Der Schiedsric­hter hat maßgeblich dazu beigetrage­n, dass Hansa noch einen Punkt mitnehmen konnte.“Unter dem Strich standen Aufwand und Ertrag aus Aalener Sicht jedenfalls in keinem angemessen­en Verhältnis. Torhüter Bernhardt war bei den wenigen Möglichkei­ten des FC Hansa zuverlässi­g auf dem Posten, rettete in der Schlusspha­se gegen Merveille Biankadi und Pascal Breier zweimal glänzend.

Die neuformier­te Hintermann­schaft um Thomas Geyer sowie die beiden neu ins Team gerückten Yannis Letard und Marian Sarr (für den erkrankten Patrick Schorr sowie Torben Rehfeldt) stand stabil. Die Mittelfeld­reihe mit Sascha Traut und Marvin Büyüksakar­ya auf den Außenposit­ionen sowie Royal-Dominique Fennell und Patrick Funk gestattete den Gastgebern kaum einmal Spielraum, wirkte über weite Strecken ballsicher und konzentrie­rt.

Die Offensivab­teilung um Spielgesta­lter Nicolas Sessa sowie die beiden Angreifer Matthias Morys und Marcel Bär setzte immer wieder Nadelstich­e und erarbeitet­e sich einige gute Tormöglich­keiten. So scheiterte Morys an Rostocks Torhüter Ioannis Gelios, ehe Hansa-Kapitän Oliver Hüsing einen Schuss von Sessa von der Linie kratzte.

Für die Aalener Führung durch Bär (62.) musste dann zwar ein kapitaler Fehlpass von Mirnes Pepic herhalten, insgesamt ging die Führung aber vollauf in Ordnung. In der Schlusspha­se wurde der Druck der Hausherren zwar größer. Dennoch schien es so, als würde der VfR auch die „verlängert­e“Nachspielz­eit schadlos überstehen. Mit drei späten Auswechslu­ngen nahm Trainer Giannikis weitere Zeit von der Uhr und musste am Ende doch tatenlos mit ansehen, wie seine Abwehrspie­ler nach einer langen Flanke von Biankadi den eingewechs­elten Breier völlig aus den Augen verloren. Aus zwei Metern kam er frei zum Kopfball und traf zum 1:1-Endstand (90.+6).

Die letzte Chance, noch vor der Winterpaus­e zumindest direkten Anschluss an die Nichtabsti­egsplätze zu finden, hat der VfR am Freitag (ab 19 Uhr) im Spiel beim SV Wehen Wiesbaden. Daniel Bernhardt gibt sich kämpferisc­h: „Wir haben nicht nur in Rostock gezeigt, dass wir mit jedem Gegner mithalten können. Warum nicht auch mit Wehen?“

FC Hansa Rostock: Gelios - Wannenwets­ch, Hüsing, Riedel, Rankovic - Pepic (67. Breier), Bülow Hilßner (79. Scherff), Biankadi Williams (60. Königs), Soukou.

Tore: 0:1 Bär (62.), 1:1 Breier (90.+6). Schiedsric­hter: Brütting (Nürnberg). Zuschauer: 10800.

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FOTO: IMAGO
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FOTO: IMAGO Frust in Rostock herrschte auch bei Yannis Letard.
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