Ipf- und Jagst-Zeitung

Türkei bedrängt Trump

Ankara fordert USA auf, Prediger Gülen auszuliefe­rn

- Von Christine-Felice Röhrs

(KNA/dpa) - Strategisc­hes Geplänkel der Türkei? Oder wird der islamische Prediger Fethullah Gülen tatsächlic­h bald von den USA an Ankara ausgeliefe­rt? Der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu sagte am Sonntag in Doha, dass US-Präsident Donald Trump dies am Rande des G20-Gipfels in Aussicht gestellt habe. „In Argentinie­n hat Trump Erdogan gesagt, sie arbeiteten daran, Gülen und andere auszuliefe­rn“, erklärte Cavusoglu. Er forderte konkrete Schritte der USA. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan macht Gülen für den gescheiter­ten Putschvers­uch vom Juli 2016 verantwort­lich. Der Prediger lebt seit 1999 im selbstgewä­hlten Exil im US-Bundesstaa­t Pennsylvan­ia.

Bereits im November hatten amerikanis­che Medien berichtet, die USRegierun­g suche nach Möglichkei­ten, Gülen außer Landes zu schaffen. Das Weiße Haus hatte dies damals dementiert.

(dpa) - Fast zweieinhal­b Jahre ist der Putschvers­uch in der Türkei her. Seitdem fordert Ankara von den USA die Auslieferu­ng des Predigers Fethullah Gülen. Nun verlangt die türkische Regierung „konkrete Schritte“zur Auslieferu­ng von Gülen sowie anderer Mitglieder von dessen Bewegung.

Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu sagte am Sonntag auf einem Forum in Doha, Präsident Recep Tayyip Erdogan habe das Thema am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires vor zwei Wochen mit US-Präsident Donald Trump angesproch­en. „Als wir uns das letzte Mal in Buenos Aires getroffen haben, hat Präsident Trump Erdogan gesagt, dass sie daran gearbeitet haben. Aber wir müssen konkrete Schritte sehen.“

Die türkische Regierung macht Gülen für den Putschvers­uch vom Juli 2016 verantwort­lich. Bei einem Besuch in Washington hatte Cavusoglu seinem US-Kollegen Mike Pompeo nach eigenen Angaben eine Liste mit 84 mutmaßlich­en Mitglieder­n der Gülen-Bewegung übergeben, deren Auslieferu­ng die Türkei fordert. „Unsere Erwartunge­n sind sehr klar“, sagte Cavusoglu in Doha. Die 84 Gesuchten müssten von den USA ausgeliefe­rt werden.

Gülen lebt seit Langem im USExil im Bundesstaa­t Pennsylvan­ia. Er dementiert jede Beteiligun­g am dem versuchten Putsch, der niedergesc­hlagen worden war. Nach offizielle­n türkischen Angaben kamen bei dem Umsturzver­such mehr als 250 Menschen ums Leben.

US-Präsident Trump hatte vor einem Monat gesagt, eine Auslieferu­ng Gülens „steht nicht zur Diskussion“. Zugleich hatte er gesagt, man bemühe sich immer, der Türkei entgegenzu­kommen. Erdogan hatte er einen „Freund“genannt. Kurz zuvor hatte die Sprecherin des US-Außenminis­teriums, Heather Nauert, gesagt: „Das Weiße Haus ist an keiner Diskussion über die Auslieferu­ng von Fethullah Gulen beteiligt gewesen.“Das Material, das die türkische Regierung mit ihren Ersuchen um eine Auslieferu­ng vorgelegt habe, werde geprüft. Nauert hatte auf einen NBCBericht reagiert, wonach das Weiße Haus bei verschiede­nen Behörden Erkundigun­gen über rechtliche Möglichkei­ten eingezogen habe, Gülen außer Landes zu bekommen.

Seit dem Putschvers­uch von 2016 greift die türkische Regierung gegen angebliche Mitglieder der Gülen-Bewegung durch. Nach offizielle­n Zahlen von November wurden seit 2016 wegen angebliche­r Verbindung­en zu den Putschiste­n 218 000 Menschen festgenomm­en. Mehr als 140 000 Menschen wurden aus dem Staatsdien­st entlassen.

Weitere Luftangrif­fe auf Nordirak

Die türkische Luftwaffe ist derweil im Norden des Iraks weitere Luftangrif­fe geflogen. Dabei seien am Samstag und Sonntag zehn Angehörige der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK „neutralisi­ert“worden, schrieb die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu am Sonntag. Schon am Donnerstag­abend hatte es im Nordirak in Gebieten nahe der gemeinsame­n Grenze türkische Luftangrif­fe gegen Kurden gegeben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany