Türkei bedrängt Trump
Ankara fordert USA auf, Prediger Gülen auszuliefern
(KNA/dpa) - Strategisches Geplänkel der Türkei? Oder wird der islamische Prediger Fethullah Gülen tatsächlich bald von den USA an Ankara ausgeliefert? Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte am Sonntag in Doha, dass US-Präsident Donald Trump dies am Rande des G20-Gipfels in Aussicht gestellt habe. „In Argentinien hat Trump Erdogan gesagt, sie arbeiteten daran, Gülen und andere auszuliefern“, erklärte Cavusoglu. Er forderte konkrete Schritte der USA. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan macht Gülen für den gescheiterten Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich. Der Prediger lebt seit 1999 im selbstgewählten Exil im US-Bundesstaat Pennsylvania.
Bereits im November hatten amerikanische Medien berichtet, die USRegierung suche nach Möglichkeiten, Gülen außer Landes zu schaffen. Das Weiße Haus hatte dies damals dementiert.
(dpa) - Fast zweieinhalb Jahre ist der Putschversuch in der Türkei her. Seitdem fordert Ankara von den USA die Auslieferung des Predigers Fethullah Gülen. Nun verlangt die türkische Regierung „konkrete Schritte“zur Auslieferung von Gülen sowie anderer Mitglieder von dessen Bewegung.
Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte am Sonntag auf einem Forum in Doha, Präsident Recep Tayyip Erdogan habe das Thema am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires vor zwei Wochen mit US-Präsident Donald Trump angesprochen. „Als wir uns das letzte Mal in Buenos Aires getroffen haben, hat Präsident Trump Erdogan gesagt, dass sie daran gearbeitet haben. Aber wir müssen konkrete Schritte sehen.“
Die türkische Regierung macht Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich. Bei einem Besuch in Washington hatte Cavusoglu seinem US-Kollegen Mike Pompeo nach eigenen Angaben eine Liste mit 84 mutmaßlichen Mitgliedern der Gülen-Bewegung übergeben, deren Auslieferung die Türkei fordert. „Unsere Erwartungen sind sehr klar“, sagte Cavusoglu in Doha. Die 84 Gesuchten müssten von den USA ausgeliefert werden.
Gülen lebt seit Langem im USExil im Bundesstaat Pennsylvania. Er dementiert jede Beteiligung am dem versuchten Putsch, der niedergeschlagen worden war. Nach offiziellen türkischen Angaben kamen bei dem Umsturzversuch mehr als 250 Menschen ums Leben.
US-Präsident Trump hatte vor einem Monat gesagt, eine Auslieferung Gülens „steht nicht zur Diskussion“. Zugleich hatte er gesagt, man bemühe sich immer, der Türkei entgegenzukommen. Erdogan hatte er einen „Freund“genannt. Kurz zuvor hatte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert, gesagt: „Das Weiße Haus ist an keiner Diskussion über die Auslieferung von Fethullah Gulen beteiligt gewesen.“Das Material, das die türkische Regierung mit ihren Ersuchen um eine Auslieferung vorgelegt habe, werde geprüft. Nauert hatte auf einen NBCBericht reagiert, wonach das Weiße Haus bei verschiedenen Behörden Erkundigungen über rechtliche Möglichkeiten eingezogen habe, Gülen außer Landes zu bekommen.
Seit dem Putschversuch von 2016 greift die türkische Regierung gegen angebliche Mitglieder der Gülen-Bewegung durch. Nach offiziellen Zahlen von November wurden seit 2016 wegen angeblicher Verbindungen zu den Putschisten 218 000 Menschen festgenommen. Mehr als 140 000 Menschen wurden aus dem Staatsdienst entlassen.
Weitere Luftangriffe auf Nordirak
Die türkische Luftwaffe ist derweil im Norden des Iraks weitere Luftangriffe geflogen. Dabei seien am Samstag und Sonntag zehn Angehörige der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK „neutralisiert“worden, schrieb die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag. Schon am Donnerstagabend hatte es im Nordirak in Gebieten nahe der gemeinsamen Grenze türkische Luftangriffe gegen Kurden gegeben.