Porzellanschatz fürs Schlossmuseum
Daniela Kumpf übergibt dem Schlossmuseum 79 wertvolle Exponate als Dauerleihgabe
- Das Ellwanger Schlossmuseum ist um einen Schatz reicher. 79 wertvolle Exponate von Schrezheimer Porzellan hat die Sammlerin Daniela Kumpf aus Wiesbaden dem Museum als Dauerleihgabe überlassen. In einer Feierstunde im Thronsaal des Schlosses wurde die Sammlung übergeben.
Wunderschöne Tee- und Kaffeekannen, Teller, Untertassen, Besteck, Tabatieren, Pfeifenköpfe, aber auch Stock-Griff, Kerze, Flakons, Zuckerstreuer, Nähzeug-Etui, eine Nadelbüchse und ein filigraner Dosendeckel, auf dem ein kleiner Mops an einem Knochen nagt, bereichern jetzt das Schlossmuseum. Auf einem Exponat ist ein kleiner Junge zu erkennen, der auf dem Nachttopf sitzt. Schrezheimer Porzellan-Erzeugnisse aus den Jahren 1761 bis 1775 gehören zu den seltenen Beispielen europäischer Porzellankunst des 18. Jahrhunderts. Der neue Vorsitzende des Geschichts- und Altertumsvereins, Thomas Rathgeb, freute sich über die Dauerleihgabe und über die Schönheit der Exponate. Porzellan sei früher nicht nur ein Gebrauchsgegenstand gewesen, sondern auch ein Statussymbol und eine Frage des Prestiges. Schrezheim bezeichnete er als das Silicon Valley des Barock.
Aufwendig in der Herstellung und sündhaft teuer
Oberbürgermeister Karl Hilsenbek erinnerte an die Übergabe einer stattlichen Anzahl von Schrezheimer Porzellanobjekten durch den Sammler Gert Nagel vor gut einem Jahr und freute sich nun über die bedeutende Ergänzung durch die hochkarätigen Leihgaben von Daniela Kumpf. Das geheimnisumwobene Porzellan sei einst äußerst aufwendig in der Herstellung und sündhaft teuer gewesen, sagte der OB. Hilsenbek erinnerte an die 1752 gegründete Schrezheimer Fayencemanufaktur von Johann Baptist Bux und den Maler Johann Andreas Bechdolff. Ab 1761 befasste sich Bux auch mit der Porzellanherstellung. Die Schrezheimer Porzellanherstellung wurde 1775 durch den Maler Louis Victor Gerverot beendet.
172 Schrezheimer Stücke aus Porzellan sind weltweit bekannt, 79 davon hat Daniela Kumpf in ihrer über 40-jährigen Sammlertätigkeit zusammengetragen. Ihr erstes Stück war eine Schrezheimer Zuckerdose, übrigens die einzig bekannte aus Schrezheim. „Das ist wirklich sensationell“, dankte der OB der Leihgeberin: „Damit kehrt fast die Hälfte der Schrezheimer Porzellanprodukte heim, an den Ort ihrer Entstehung.“
Christian Lechelt, Direktor des Museums Fürstenberg und Experte auf dem Gebiet des Porzellans, ging in seinem Vortrag auf den Wettlauf zwischen dem fürstpröpstlichen Landbaumeister Arnold Friedrich Prahl und des Schrezheimers Johann Baptist Bux bei der Herstellung von hochfeiner Keramik ein.
Der Kustos des Schlossmuseums, Eberhard Veit, erzählte, wie er zusammen mit dem Ellwanger Architekten Wolfgang Rothmaier 1990 bei Grabungen auf dem Gelände der Schrezheimer Fayencemanufaktur unter den Abfallprodukten auch auf Porzellanscherben gestoßen ist, in etwa 1,20 Meter Tiefe. 1991 fuhren Veit und Rothmaier zu Daniela Kumpf nach Wiesbaden und sahen sich deren reichhaltige Sammlung von Schrezheimer Porzellan an. Die Kontakte blieben über die Jahre hinweg bestehen.
2008 veröffentlichten die beiden dann, nach vielen Recherchen, ihr Buch über das Schrezheimer Porzellan. Im gleichen Jahr gab es dazu dann auch eine Ausstellung im Schlossmuseum.
Rathgeb überreichte Daniela Kumpf die Ehrenmitgliedschaft im Geschichtsverein, das Ellwanger Jahrbuch und ein Buch von Museumsleiter Matthias Steuer über die Fürstpröpste. Die Cellisten Benjamin Kautter und David Mack von den Ellwanger „Cellikatessen“der Musikschule gestalteten die Feierstunde musikalisch.