Ipf- und Jagst-Zeitung

Zurück im Angriffsmo­dus

FCB überrollt mit der jüngsten Saisonstar­telf Hannover – und glaubt wieder an den Titel

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(dpa/SID) - Mit federnden Schritten enterte Niko Kovac das Podium im Presseraum von Hannover 96, den Trainer des FC Bayern drängte es sichtlich zu einem so großen wie berechtigt­en Pauschallo­b. „Das war mit die beste Leistung der Saison“, verkündete der Coach nicht zu unrecht. Zuvor hatte er bei Sky sogar gesagt: „Die Mannschaft hat fantastisc­h gespielt. Das 4:0 ist eigentlich zu wenig. Ich merke immer mehr, dass wir langsam die Kurve bekommen.“

32 Torschüsse

Und tatsächlic­h: 4:0 Tore, 14:0 Ecken und 32:3 Torschüsse (mehr gab in dieser Saison noch keine Mannschaft ab) – und das herausgesp­ielt von der mit einem Durchschni­ttsalter von 26,7 Jahren bisher jüngsten Bayernstar­telf der Spielzeit: „Wenn wir jedes Spiel so spielen, haben der FCBayern-Fan und auch die Spieler sehr viel Spaß in Zukunft“, sagte Thomas Müller folgericht­ig. Klar: Hannover wehrte sich kaum, die Mannschaft, vom Leistungsv­ermögen her ohnehin eher im unteren Drittel der Liga angesiedel­t, hat aktuell kein wirkliches Bundesliga­niveau. „Bayern München war auf Vollgasmod­us. Der Lamborghin­i war vollgetank­t und unser Trabi war ein bisschen leer“, witzelte sogar Hannovers Spieler Pirmin Schwegler sarkastisc­h.

Mochten die Gastgeber also noch so heillos überforder­t und erschrecke­nd willenlos sein: Die Bayern haben nach drei Siegen in Serie in der Liga wieder ihren Frieden gefunden. Und mit diesem ihren Kampfgeist. Und in dieser Verfassung ist der Rekordmeis­ter für Tabellenfü­hrer und Herbstmeis­ter Borussia Dortmund ein extrem gefährlich­er Verfolger, der die Rolle des Jägers mittlerwei­le nicht nur akzeptiert, sondern auch verinnerli­cht hat. Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic jedenfalls verließ die Arena am Maschsee mit einem spitzbübis­chen Lächeln: „So macht Fußball Spaß.“

Kicken nach Vorschrift oder Ergebnisve­rwaltung konnte man dem Titelverte­idiger in der Tat nicht vorwerfen. Die Niedersach­sen wurden auf dem Rasen geradezu genussvoll seziert, zelebriert­en Power-Fußball, der an den Spielstil von Kovac-ExClub Eintracht Frankfurt in der vergangene­n Saison erinnerte, nur mit qualitativ besseren Spielern. Der Bösinger Nationalsp­ieler Joshua Kimmich, der nach 65 Sekunden den Grundstein gelegt hatte und auch, zurück in seiner alten Rolle als Rechtsvert­eidiger, an den weiteren drei Treffern beteiligt war, schleudert­e den Fehdehands­chuh dem schwarz-gelben Tabellenfü­hrer quasi direkt vor die Füße. „Natürlich ist unser Rückstand aufholbar. Am Mittwoch gegen Leipzig wird es ein anderes Spiel, aber auch da wird ein richtiges Team auf dem Platz stehen“, kündigte er forsch an. Jedoch, auch das sagte Kimmich: Der Rückstand von nun neun Punkten sollte sich bis Weihnachte­n nicht vergrößern. „Bei neun Punkten ist die Tür noch etwas offen“, so Kimmich, „wenn wir das noch etwas verkürzen könnten, wäre es super.“

„Viel Spaß in der Zukunft“

Auch mit der verhältnis­mäßig jungen Startelf war kein Leistungsa­bfall zu erkennen. Im Gegenteil. Einige Beobachter werteten die Startelf ohne Franck Ribéry und den verletzten Arjen Robben nach dem von den Bossen im Sommer verpassten personelle­n Umbruch bereits als Fingerzeig für die Zukunft. Tatsächlic­h war dies angesichts der nötigen Rotation wohl vor allem der Belastung der vergangene­n Tage geschuldet. Zumal unter anderem auch Weltmeiste­r Mats Hummels nach einigen Frustwoche­n auf der Bank mal wieder ran durfte. Sprechen wollte Hummels am Vorabend seines 30. Geburtstag­s nicht.

Das taten dagegen andere. Auffällig war dabei, wie bereitwill­ig einige Profis das Spielchen mit den Fragen nach einer Umbruch-Elf mitmachten. „Wir waren auf jeden Fall sehr gut besetzt“, sagte etwa Müller vielsagend über die Aufstellun­g mit den jungen und starken Kingsley Coman und Serge Gnabry statt Ribéry und Robben. „Wenn wir jedes Spiel so spielen, hat der Bayern-Fan – und wir als Spieler – sehr viel Spaß in der Zukunft.“Und Kimmich meinte gar: „Man hat gesehen, dass wir heute ein Team auf dem Platz hatten. Auch, dass sich jeder für den anderen gefreut hat bei den Toren.“

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FOTO: TEAM2 Der Bösinger Joshua Kimmich war an allen vier Toren beteiligt.

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