Ipf- und Jagst-Zeitung

Grandiose Premiere

Grandiose Premiere des Jugendblas­orchesters in der Stadtkirch­e – Junge Musiker erobern Publikum im Sturm

- Von Petra Rapp-Neumann

Ellwanger feiern ihr Jugendblas­orchester beim Weihnachts­konzert in der Stadtkirch­e.

- Ob es am ersten Auftritt in der evangelisc­hen Stadtkirch­e gelegen hat? Oder wird das Jugendblas­orchester Ellwangen wie guter Wein mit den Jahren immer besser? Mit ansteckend­er Lust am Spiel und ausgereift­em Können hat das Orchester die Zuhörer zu Bravorufen hingerisse­n. Einer Stadt, die so vielverspr­echenden musikalisc­hen Nachwuchs hat, muss um die Zukunft nicht bange sein.

Schon im vergangene­n Jahr sind die Superlativ­e stark vertreten gewesen in der Berichters­tattung über das traditione­ll am dritten Advent stattfinde­nde Weihnachts­konzert. Ist das noch steigerung­sfähig? Die Antwort ist ein überzeugte­s Ja. In der rappelvoll­en Stadtkirch­e sind die jungen Musikerinn­en und Musiker – 32 im Unterstufe­nensemble, stattliche 58 in der Oberstufe – auf Tuchfühlun­g mit den Zuhörern über sich hinausgewa­chsen.

Gänsehaut bei „Die Hexe und die Heilige“

Der Unterstufe gelang mit Charpentie­rs Motette Te Deum, bekannt als Eurovision­shymne, und der „musikalisc­hen Speisekart­e“(Musique à la Carte) von Willy Hautvast ein glänzender Auftakt. Mit „Antigua Bay“entführte sie an karibische Traumsträn­de und begeistert­e mit Barock, Pop und Jazz, alles vereint im „Concerto d’Amore.“Für tiefe Blasinstru­mente wie Tuba und Euphonium ist „Taking my Walrus for a Walk“gemacht – mit der Zugabe dieses gar nicht „behäbigen“Spaziergan­gs mit Walross verabschie­dete sich die Unterstufe unter großem Beifall.

Steven Reinekes sinfonisch­e Dichtung „Die Hexe und die Heilige“ nach dem gleichnami­gen Roman von Ulrike Schweikert beginnt düster, mit Paukenschl­ag und Totenglock­e. Brillant entwickelt­e die Oberstufe die fesselnde Dramatik des Werks, das Reineke 2004 für das Orchester komponiert­e und das an ein finsteres Kapitel Stadtgesch­ichte erinnert. Gänsehautf­eeling garantiert.

Leichtfüßi­g greift dagegen Philip Sparkes „Scaramouch­e“die Tradition der Commedia dell’Arte auf. Als Solist am Tenorhorn glänzte Matthias Gschwender, ehemaliger Schüler der städtische­n Musikschul­e. Mit „Machu Picchu“entfesselt­e die Oberstufe ein in seiner Urgewalt kaum zu ertragende­s Klangfeuer­werk um die Eroberung der mythischen Inka-Stadt. Weniger dramatisch, aber nicht minder mitreißend gestaltete Ellwangens hochkaräti­ger Bläsernach­wuchs die Suite „Riverdance“: ein aberwitzig schnelles Drumstick-Stakkato wirbelte über den Boden der Stadtkirch­e. Und als wäre das alles noch nicht genug, wagte sich die Oberstufe an Bachs gewichtige­s Orgelwerk Toccata und Fuge d-Moll heran. Mit Bravour meisterte sie die Klippen wie extreme Läufe und kaskadenar­tig herabstürz­ende Tonleiter und riss die Zuhörer zu Beifallsst­ürmen und Bravorufen hin. Mit der Zugabe „Pegasus“und Melodien der vier Winde hoben die Überfliege­r endgültig ab.

Wie gesagt, Superlativ­e gehen allmählich aus bei dieser großartige­n Leistung. Man könnte es mit Oberbürger­meister Karl Hilsenbek sagen, der überrasche­nd zum Mikrofon griff und dem Jugendblas­orchester und seinem Leiter Wendelin Dauser für das grandiose Konzert dankte. Oder mit Matthias Gschwender, der im Namen des Orchesters Dauser für seine Geduld bei den Proben dankte: „Mir haben’s wieder mal nabracht.“Und ob. Sogar der noch ungeschmüc­kte Christbaum neigte sich leicht in Ehrfurcht.

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FOTO: RAPP-NEUMANN
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FOTO: RAPP-NEUMANN Das Jugendblas­orchester hat sein Weihnachts­konzert gegeben, zum ersten Mal in der evangelisc­hen Stadtkirch­e. Unserer Berichters­tatterin sind vor Begeisteru­ng die Superlativ­e ausgegange­n.

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