Grandiose Premiere
Grandiose Premiere des Jugendblasorchesters in der Stadtkirche – Junge Musiker erobern Publikum im Sturm
Ellwanger feiern ihr Jugendblasorchester beim Weihnachtskonzert in der Stadtkirche.
- Ob es am ersten Auftritt in der evangelischen Stadtkirche gelegen hat? Oder wird das Jugendblasorchester Ellwangen wie guter Wein mit den Jahren immer besser? Mit ansteckender Lust am Spiel und ausgereiftem Können hat das Orchester die Zuhörer zu Bravorufen hingerissen. Einer Stadt, die so vielversprechenden musikalischen Nachwuchs hat, muss um die Zukunft nicht bange sein.
Schon im vergangenen Jahr sind die Superlative stark vertreten gewesen in der Berichterstattung über das traditionell am dritten Advent stattfindende Weihnachtskonzert. Ist das noch steigerungsfähig? Die Antwort ist ein überzeugtes Ja. In der rappelvollen Stadtkirche sind die jungen Musikerinnen und Musiker – 32 im Unterstufenensemble, stattliche 58 in der Oberstufe – auf Tuchfühlung mit den Zuhörern über sich hinausgewachsen.
Gänsehaut bei „Die Hexe und die Heilige“
Der Unterstufe gelang mit Charpentiers Motette Te Deum, bekannt als Eurovisionshymne, und der „musikalischen Speisekarte“(Musique à la Carte) von Willy Hautvast ein glänzender Auftakt. Mit „Antigua Bay“entführte sie an karibische Traumstrände und begeisterte mit Barock, Pop und Jazz, alles vereint im „Concerto d’Amore.“Für tiefe Blasinstrumente wie Tuba und Euphonium ist „Taking my Walrus for a Walk“gemacht – mit der Zugabe dieses gar nicht „behäbigen“Spaziergangs mit Walross verabschiedete sich die Unterstufe unter großem Beifall.
Steven Reinekes sinfonische Dichtung „Die Hexe und die Heilige“ nach dem gleichnamigen Roman von Ulrike Schweikert beginnt düster, mit Paukenschlag und Totenglocke. Brillant entwickelte die Oberstufe die fesselnde Dramatik des Werks, das Reineke 2004 für das Orchester komponierte und das an ein finsteres Kapitel Stadtgeschichte erinnert. Gänsehautfeeling garantiert.
Leichtfüßig greift dagegen Philip Sparkes „Scaramouche“die Tradition der Commedia dell’Arte auf. Als Solist am Tenorhorn glänzte Matthias Gschwender, ehemaliger Schüler der städtischen Musikschule. Mit „Machu Picchu“entfesselte die Oberstufe ein in seiner Urgewalt kaum zu ertragendes Klangfeuerwerk um die Eroberung der mythischen Inka-Stadt. Weniger dramatisch, aber nicht minder mitreißend gestaltete Ellwangens hochkarätiger Bläsernachwuchs die Suite „Riverdance“: ein aberwitzig schnelles Drumstick-Stakkato wirbelte über den Boden der Stadtkirche. Und als wäre das alles noch nicht genug, wagte sich die Oberstufe an Bachs gewichtiges Orgelwerk Toccata und Fuge d-Moll heran. Mit Bravour meisterte sie die Klippen wie extreme Läufe und kaskadenartig herabstürzende Tonleiter und riss die Zuhörer zu Beifallsstürmen und Bravorufen hin. Mit der Zugabe „Pegasus“und Melodien der vier Winde hoben die Überflieger endgültig ab.
Wie gesagt, Superlative gehen allmählich aus bei dieser großartigen Leistung. Man könnte es mit Oberbürgermeister Karl Hilsenbek sagen, der überraschend zum Mikrofon griff und dem Jugendblasorchester und seinem Leiter Wendelin Dauser für das grandiose Konzert dankte. Oder mit Matthias Gschwender, der im Namen des Orchesters Dauser für seine Geduld bei den Proben dankte: „Mir haben’s wieder mal nabracht.“Und ob. Sogar der noch ungeschmückte Christbaum neigte sich leicht in Ehrfurcht.