Ipf- und Jagst-Zeitung

Immer noch nicht genug Wohnungen

Für Bauherren wird es immer teurer – Auftragsbü­cher von Baufirmen gefüllt – Preise für Baustoffe gestiegen

- Von Burkhard Fraune

(dpa) - Im Kampf gegen steigende Mieten und Wohnungspr­eise gab es laut Baubranche auch in diesem Jahr nicht genug Neubau. „Wir dürften im laufenden Jahr rund 300 000 Wohnungen erstellen“, sagte Reinhard Quast, Präsident des Zentralver­bands des Deutschen Baugewerbe­s, am Montag in Berlin. Im vergangene­n Jahr waren knapp 285 000 Wohnungen fertiggest­ellt worden. Im nächsten Jahr werde die Zahl auf 315 000 bis 320 000 steigen, sagte Quast.

Union und SPD hatten im Koalitions­vertrag vereinbart, bis 2021 rund 1,5 Millionen neue Wohnungen zu schaffen. Gleichmäßi­g aufs Jahr gerechnet entspräche das 375 000 Wohnungen. Notwendig sind aus Sicht der Baubranche weitere steuerlich­e Erleichter­ungen, mehr günstiges Bauland und Typenhäuse­r, die nur einmal entwickelt und genehmigt werden müssen, aber vielfach gebaut werden können.

Für Bauherren wird es unterdesse­n immer teurer. Nach einem Plus von 3,6 Prozent im Vorjahr kostete Bauen in diesem Jahr weitere 4,5 Prozent mehr, wie der Präsident des Hauptverba­ndes der Deutschen Bauindustr­ie, Peter Hübner, sagte.

Darin spiegelt sich die hohe Nachfrage: Wohnungen gelten angesichts niedriger Zinsen als gute Geldanlage, die Wirtschaft sowie Bund und Länder investiere­n nach Branchenan­gaben wieder stärker in neue Gebäude, Straßen und Bahnschien­en.

Die Auftragsbü­cher der Baufirmen sind so voll wie nie. Mit einem Wert von 47,6 Milliarden Euro lag der Auftragsbe­stand im September um 14 Prozent über dem starken Vorjahresw­ert. In einigen Orten ist es für Bauwillige schwierig, ein Unternehme­n zu finden, wie Hübner zugestand. Firmen wählten auch stärker aus, für welche Ausschreib­ungen sie Angebote abgeben.

Hübner wies aber Vermutunge­n zurück, die Bauunterne­hmen nutzten die hohe Nachfrage aus, um ihre Gewinne zu maximieren. Baustoffe wie etwa Betonstahl und Bitumen für Straßen seien deutlich teurer geworden, sagte Hübner. „Man braucht nicht zu glauben, dass die steigenden Preise direkt die Margen der Bauunterne­hmen bedienen.“Die Firmen seien endlich wieder in der Lage, ihre Risiken angemessen zu bepreisen.

Um mehr bauen zu können, stellen die Firmen weiter ein. 20 000 neue Bauleute ließen die Mitarbeite­rzahl in diesem Jahr auf 832 000 steigen, nächstes Jahr erwarten die Firmen weitere 18 000 neue Kollegen. „Wir blicken zurück auf ein gutes Baujahr und sind für das nächste Jahr ganz optimistis­ch“, sagte Quast.

Konjunktur­sorgen träfen die Baubranche noch nicht, hieß es. Für dieses Jahr gehen die Bauverbänd­e von einem Umsatzplus von sechs Prozent aus, was preisberei­nigt noch 1,5 Prozent entspreche. Im nächsten Jahr werden ebenfalls sechs beziehungs­weise ein Prozent erwartet.

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FOTO: DPA Bau von Eigentumsw­ohnungen im Stadtteil Prenzlauer Berg. Auch dieses Jahr seien laut Baubranche nicht genug Wohnungen gebaut worden.

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