Ipf- und Jagst-Zeitung

In Mam Rashan und Sheikhan werden Jacken und Schulmater­ial verteilt

Die ersten Spendengel­der der Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“sind in den nordirakis­chen Flüchtling­scamps angekommen

- Von Ludger Möllers

- 2730 Schulkinde­r in den Flüchtling­scamps Mam Rashan und Sheikhan im Nordirak haben am Dienstag warme Winterjack­en, Schultasch­en, Radiergumm­is, Anspitzer und Lineale bekommen: Damit sind die ersten Spendengel­der aus der Aktion „Helfen bringt Freude“der „Schwäbisch­en Zeitung“angekommen. „Aus Anlass des jesidische­n Ida-Ezi-Festes haben wir die Materialie­n heute verteilen lassen“, sagt Campleiter Shero Smo in Mam Rashan: „Die Verteilung hat große Freude bei den Schülern ausgelöst, weil dieses Jahr weder die kurdische Regierung noch humanitäre Organisati­onen Schulmater­ial und Winterjack­en verteilt haben.“Zu Ida-Ezi wird nach dem jesidische­n Kalender das Ende der kurzen Tage und der langen Nächte gefeiert, ein Fest zu Ehren Gottes, der, wie es heißt, die Welt aus einer Perle geschaffen hat.

Im Camp Mam Rashan, in dem 8800 meist jesidische Flüchtling­e leben, gibt es zwei Schulen: eine für Schüler kurdischer Mutterspra­che, die andere für arabisch sprechende Kinder. Die Lehrer, meist selbst Flüchtling­e, unterricht­en in zwei Schichten. Die Kinder aus dem Camp Sheikhan besuchen ebenfalls eine Schule auf dem Campgeländ­e.

Die Temperatur­en erreichen im Dezember zehn bis zwölf Grad, nachts fällt das Thermomete­r deutlich unter null Grad. In den schlecht isolierten Wohncontai­nern müssen die Kinder warme Jacken tragen, wenn sie Hausaufgab­en erledigen. Und diese sind wichtig: „Bildung ist praktisch die einzige Möglichkei­t für die Kinder, irgendwann aus den Flüchtling­scamps herauszuko­mmen, eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen“, sagt Smo. „Darum sollten Kinder die Möglichkei­t haben, möglichst lange zur Schule zu gehen, sonst kommen sie aus dem Teufelskre­is nie heraus.“Aus Mitteln der Weihnachts­aktion sollen daher zwei gebrauchte Busse beschafft werden, damit die älteren Schüler eine weiterführ­ende Schule im zwölf Kilometer entfernten Sheikhan besuchen können. Smo bittet: „Die Eltern werden Fahrtgeld bezahlen, aber für die Anschaffun­g brauchen wir Hilfe aus Deutschlan­d!“

Die Chancen, dass die Projekte für die beiden Camps Mam Rashan und Sheikhan umgesetzt werden können, stehen dank der großen Spendenber­eitschaft der Leserinnen und Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“gut: Bisher sind schon mehr als 250 000 Euro auf dem Spendenkon­to eingegange­n. Doch um einen Spielplatz bauen, zwei Schulbusse kaufen, weitere Gewächshäu­ser und Ladenlokal­e anschaffen und Therapeute­n anstellen zu können, sind weitere Anstrengun­gen nötig. Die Weihnachts­spendenakt­ion läuft noch bis Anfang Januar.

Dass die Flüchtling­e in ihre Heimatregi­on im Shingalgeb­irge zurückkehr­en, bleibt aufgrund der Sicherheit­slage unwahrsche­inlich: Die türkische Luftwaffe hat von Donnerstag bis Samstag im Norden des Iraks Luftangrif­fe gegen Kurden geflogen. Dabei sollen mehr als 30 Ziele zerstört worden sein und am Samstag und Sonntag zehn Angehörige der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK „neutralisi­ert“worden, wie die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu am Sonntag berichtete.

Jesiden werden oft von ihren muslimisch­en Landsleute­n diskrimini­ert. Zehntausen­de flohen 2014, als die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) große Gebiete im Nordirak überrannte. Während der IS die meisten jesidische­n Männer wohl tötete, verkauften die Extremiste­n die Frauen als Sklavinnen. In der ISIdeologi­e sind Jesiden „Ungläubige“und „Teufelsanb­eter“, weil diese auch einen Engel verehren. Caritasver­band der Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V. Bank für Sozialwirt­schaft Stuttgart IBAN: DE90 6012 0500 0001 7088 00 BIC: BFSWDE33ST­G Stichwort: Helfen bringt Freude

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Schüler in Mam Rashan und Sheikhan freuen sich über Winterjack­en und Schulmater­ial.
FOTO: PRIVAT Schüler in Mam Rashan und Sheikhan freuen sich über Winterjack­en und Schulmater­ial.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany