Ipf- und Jagst-Zeitung

Millionenp­rogramm für mehr Erzieher

Familienmi­nisterin Giffey will Arbeit an Kitas für junge Leute interessan­ter machen

- Von Theresa Münch

(dpa) - Den Kitas gehen die Erzieher aus. Einer Studie zufolge werden bis 2030 fast 200 000 Fachkräfte in Kindergärt­en und Grundschul­en fehlen. Schlechte Bezahlung in der Ausbildung und zu wenig Aufstiegsc­hancen seien Gründe dafür, sagt Familienmi­nisterin Franziska Giffey (SPD). Um den Beruf interessan­ter zu machen, hat sie ein Förderprog­ramm aufgelegt. Die Einzelheit­en:

Ausbildung­svergütung:

Derzeit bekommt nicht einmal jeder fünfte Erzieher-Azubi während der Ausbildung Geld, teils müssen sie sogar noch Schulgeld zahlen. In anderen Berufen werden Azubis besser bezahlt, deshalb entscheide­n sich viele, die eigentlich interessie­rt wären, dann doch gegen die Erzieher-Ausbildung. Giffey will, dass mehr Erzieher-Azubis vergütet werden. Der Bund fördert in zwei Jahrgängen 5000 Fachschüle­r: Im ersten Ausbildung­sjahr bekommen sie sie 1140 Euro brutto, im zweiten 1202 Euro, im dritten 1303 Euro. Das Geld kommt allerdings nur im ersten Ausbildung­sjahr komplett vom Bund. Im zweiten Jahr müssen die Träger 30 Prozent, im dritten Jahr 70 Prozent zuschießen.

Ausbildung­squalität:

Die Betreuung in den Kitas soll besser werden, damit weniger angehende Erzieher ihre Ausbildung abbrechen. Dafür sollen mehr Mentoren ausgebilde­t werden, die in den Kitas mit den jungen Leuten arbeiten. Der Bund übernimmt Fortbildun­gskosten und finanziert, dass die Mentoren Zeit für die Azubis bekommen.

Aufstiegsb­onus:

Fast jeder vierte Nachwuchs-Erzieher steigt in den ersten fünf Jahren aus dem Beruf aus. Das liegt laut Giffey auch an mangelnden Aufstiegsc­hancen. Erzieher im öffentlich­en Dienst verdienen als Einstiegsg­ehalt derzeit rund 2680 Euro brutto im Monat. Giffey kündigt einen Aufstiegsb­onus von bis zu 300 Euro an, wenn sie besondere Aufgaben übernehmen.

Das Geld:

Von 2019 bis 2022 will der Bund für diese Vorhaben 300 Millionen Euro investiere­n. Das Geld gibt es zusätzlich zu den 5,5 Milliarden Euro aus dem sogenannte­n Gute-Kita-Gesetz. Doch es ist klar, dass damit nicht so viele Erzieher gefördert werden können, wie man eigentlich bräuchte. Giffey setzt deshalb darauf, dass Länder und Kommunen zusätzlich­e Beiträge leisten.

Die Lücke:

Ihr Förderprog­ramm allein werde die Fachkräfte­lücke nicht stopfen, räumt Giffey ein, aber es sei ein Beitrag dazu. Nach Berechnung­en für das Familienmi­nisterium könnten durch die flächendec­kende Einführung einer Ausbildung­svergütung bis 2030 rund 50 000 Erzieher gewonnen werden. Wenn man dafür sorgen könnte, dass weniger Erzieher aus dem Beruf aussteigen, hätte man 35 000 mehr. Gelänge es, den Männerante­il von derzeit sechs auf zehn Prozent zu steigern, könnte das fast 30 000 Fachkräfte bringen. Würden in den Kitas genauso viele Menschen mit Migrations­hintergrun­d arbeiten, wie in anderen Berufen, brächte das noch einmal fast 50 000 Erzieher.

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FOTO: DPA Familienmi­nisterin Franziska Giffey (SPD) will die Ausbildung von Erziehern verbessern.
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