Ipf- und Jagst-Zeitung

Razzia in Salafisten-Moschee

Imam soll Terroriste­n in Syrien Geld übermittel­t haben

- Von Andreas Herholz und dpa

- Einen Tag vor dem zweiten Jahrestag des islamistis­chen Terroransc­hlags in Berlin ist die Polizei mit einer Razzia gegen die Salafisten­Szene in der Hauptstadt vorgegange­n. Kriminalpo­lizisten durchsucht­en am Dienstagmo­rgen die As-Sahaba-Moschee im Stadtteil Wedding sowie Wohnungen und andere Räume. Der 45-jährige Imam der Moschee soll einem Terroriste­n in Syrien Geld „für den Erwerb von Ausrüstung­sgegenstän­den zur Begehung terroristi­scher Straftaten“zur Verfügung gestellt haben, wie die Staatsanwa­ltschaft über Twitter mitteilte.

Die As-Sahaba-Moschee wurde 2016 auch von dem späteren islamistis­chen Attentäter Anis Amri besucht, wie aus Unterlagen des Bundestags-Untersuchu­ngsausschu­sses zum Terroransc­hlag am 19. Dezember 2016 hervorgeht. Die Räume der Moschee in einem Berliner Altbau liegen nur wenige Hundert Meter entfernt vom Friedrich-Krause-Ufer im Stadtteil Moabit, wo Amri einen polnischen LKW-Fahrer erschoss und dessen Lastwagen für den Anschlag entführte. Nicht weit entfernt davon befand sich damals auch die ebenfalls salafistis­che Fussilet-Moschee, in der Amri zeitweise wohnte.

Bei den aktuellen Ermittlung­en der Kriminalpo­lizei und der Staatsanwa­ltschaft geht es um den Verdacht der Unterstütz­ung und Finanzieru­ng von Terroriste­n. Beschuldig­ter ist der Imam Abul Baraa, der eigentlich Ahmad A. heißt. Die Polizei beschlagna­hmte Datenträge­r wie Computer, USB-Sticks, Festplatte­n und Smartphone­s.

Die As-Sahaba-Moschee wird vom Berliner Verfassung­sschutz beobachtet, weil sie wie die Al-NurMoschee in Neukölln und die Ibrahim-al-Khalil-Moschee in Tempelhof als Treffpunkt radikaler Salafisten gilt. In ihrem Bericht über 2017 schreiben die Verfassung­sschützer, die As-Sahaba-Moschee und der Trägervere­in „Die Gefährten“zählten zu den bekannten salafistis­chen Institutio­nen Berlins. „Die Moschee und ihr Imam ,Abul Baraa’ sind dem politische­n Salafismus zuzurechne­n.“Der Imam habe seine Ansichten auch bei Vorträgen in Dortmund, Dormagen (NRW), Bendorf (Rheinland-Pfalz), Pforzheim (Baden-Württember­g) und Braunschwe­ig (Niedersach­sen) verbreitet, so der Verfassung­sschutz.

Mehr Gefährder als 2010

Er ist einer von 764 Menschen in Deutschlan­d, die das Bundeskrim­inalamt als islamistis­che Gefährder einstuft. „Ende des Jahrs 2010 zählten die deutschen Behörden noch 130 Gefährder aus der islamistis­chen Szene, was natürlich eine besorgnise­rregende Zunahme darstellt“, wie Stephan Mayer (CSU), Parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Innenminis­terium, der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte. Doch sei man heutzutage besser gegen Terror gewappnet. Nach dem Anschlag auf den Berliner Breitschei­dplatz habe man „dem islamistis­ch motivierte­n Terror mit vielen zielgerich­teten Maßnahmen den Kampf angesagt“, so Mayer weiter. Mit den Anti-Terrorpake­ten seien die Informatio­nserlangun­g und der Austausch zwischen Bund und Ländern verbessert und die gemeinsame Analysefäh­igkeit gestärkt worden.

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FOTO: DPA Polizeibea­mte beschlagna­hmten verschiede­ne Datenträge­r.

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