Ipf- und Jagst-Zeitung

Abenteuer in Damaskus

Rafik Schamis Bestseller „Eine Hand voller Sterne“ist jetzt als Graphic Novel erhältlich

- Von Helena Golz

Braun und Schwarz: Das sind die einzigen zwei Farben, aus denen die Zeichnunge­n in diesem Comic bestehen. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb sind die Illustrati­onen so fesselnd, dass sie mitten hineinzieh­en in die Geschichte eines Jungen aus Damaskus zu einer Zeit, in der die Diktatur beginnt, ihre dunklen Fühler auszustrec­ken.

Der jugendlich­e Protagonis­t, ein Bäckerjung­e, liebt das Schreiben. Seit Jahren füllt er regelmäßig sein Tagebuch mit Geschichte­n aus seinem Alltag in der damals schillernd­en syrischen Hauptstadt mit ihren großen Basaren und Bewohnern aus aller Welt. Der Junge möchte Journalist werden. Sein Vater will lieber, dass er in der Bäckerei aushilft. Der Junge lässt sich aber nicht von seinem Traum abbringen und gründet mit Freunden eine eigene Zeitung im Untergrund. Er muss bald feststelle­n, dass es ein großes Risiko ist, in einem restriktiv­en Staat eine opposition­elle Zeitung zu veröffentl­ichen.

Ende der 1980er-Jahre schrieb der syrisch-deutsche Schriftste­ller Rafik Schami seine Geschichte im autobiogra­phischen Roman „Eine Hand voller Sterne“auf. Nun erzählt der Zeichner Markus Köninger diese als Graphic Novel auf 138 Seiten.

Die Übertragun­g von Text in Zeichnung bedeutet bei manchen Büchern wohl den Tod von Stimmung und Poesie. Ganz anders bei „Eine Hand voller Sterne“: Die einzelnen Zeichnunge­n brauchen nicht viel Text, um Freude, Wut oder Verzweiflu­ng zu vermitteln. Wenn der Vater des Jungen festgenomm­en und gefesselt wird und barfuß in der Dunkelheit sitzt, fühlt man als Leser die Kälte und Angst, als säße man daneben. Wenn Nadia die Tränen des Jungen nach dem Tod seines Onkels wegstreich­t, wird die Trauer geradezu greifbar.

Nicht immer ist dieser Comic leichter Stoff, aber er ist mit einer Intensität erzählt, dass man diese Geschichte nicht so schnell vergisst.

Rafik Schami/Markus Köninger:

Verlag Beltz und Geldberg. 138 Seiten, 16,95 Euro.

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