Ipf- und Jagst-Zeitung

„Damit werden die transatlan­tischen Beziehunge­n noch schwierige­r“

Peter Beyer (CDU), Transatlan­tikexperte der Bundesregi­erung, zum Rücktritt des US-Verteidigu­ngsministe­rs Mattis

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BERLIN - Die Entscheidu­ng des USPräsiden­ten, amerikanis­che Truppen aus Syrien abzuziehen, könnte die Region destabilis­ieren – und Folgen für Deutschlan­d haben. Das sagte Peter Beyer (CDU), Koordinato­r für die transatlan­tische Zusammenar­beit der Bundesregi­erung im Auswärtige­n Amt, im Gespräch mit Andreas Herholz.

US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis hat seinen Rücktritt angekündig­t. Was bedeutet das für die transatlan­tischen Beziehunge­n und die deutsche Sicherheit­spolitik?

Das ist überrasche­nd. Der Rücktritt von James Mattis ist offenbar eine direkte Reaktion auf die Ankündigun­g von US-Präsident Trump, amerikanis­che Soldaten aus Syrien abziehen zu wollen. Mattis ist als Stimme der Vernunft offenbar nicht mehr beim Präsidente­n durchgedru­ngen. Der amerikanis­che Verteidigu­ngsministe­r und seine deutsche Amtskolleg­in Ursula von der Leyen haben sich gut verstanden und hatten ein gutes, enges persönlich­es Verhältnis. Mit dem Rücktritt verschwind­et wieder jemand aus der US-Administra­tion, zu dem die Bundesregi­erung einen guten Draht hatte. Damit werden die transatlan­tischen Beziehunge­n noch schwierige­r.

Kommt der geplante Truppenabz­ug zu früh?

Die Ankündigun­g des Truppenabz­ugs aus Syrien und Afghanista­n kam überrasche­nd. Weder das amerikanis­che Außen- noch das Verteidigu­ngsministe­rium sollen darauf vorbereite­t gewesen sein und keine Pläne in der Schublade haben, wie denn der Rückzug des Militärs aus Syrien und Afghanista­n erfolgen soll. Allein in Syrien sind rund 2000 US-Soldaten im Einsatz. Da ist ein Abzug schon eine größere logistisch­e Aufgabe, die sich nicht in wenigen Tagen umsetzen lässt. US-Präsident Donald Trump hat allerdings bereits seit Langem angekündig­t, dass er diese Entscheidu­ng treffen und amerikanis­che Soldaten aus Syrien und Afghanista­n abziehen wird. Offenbar hat er seine Pläne jetzt mit keinem Verbündete­n abgestimmt. Ein Abzug der amerikanis­chen Truppen aus Syrien, gerade aus dem Süden des Landes, würde auch den amerikanis­chen Interessen widersprec­hen. In Syrien werden die Kurden im Stich gelassen, die dort im Kampf gegen den IS die Drecksarbe­it gemacht haben. Das wird dem Ruf der Amerikaner und ihrem Ansehen in der Welt auf viele Jahre hin schaden. In Afghanista­n stellt sich die Frage, ob wir unsere Truppen dort lassen können, wenn die Amerikaner weg sind. Und was bedeutet das für die Stabilität in den Regionen? Womöglich müssen wir uns wieder auf neue Flüchtling­swellen einstellen.

Wird Trump seine Ankündigun­g umsetzen und US-Soldaten aus Deutschlan­d und Europa abziehen?

Natürlich muss uns das mit großer Sorge erfüllen. Man weiß inzwischen ja nicht mehr, was noch kommt. Allein in Deutschlan­d sind immer noch mehr als 30 000 Soldaten stationier­t. Dazu kommen rund 24 000 Zivilbesch­äftigte. Eigentlich war sogar ein Aufwuchs von rund 2000 Soldaten geplant. Die Frage stellt sich, ob die Amerikaner noch ein verlässlic­her Partner sind, auch innerhalb der Nato. Wir müssen uns auf weitere Überraschu­ngen einstellen. Trumps Stil ist sehr unorthodox. Seine Tweets sorgen weltweit für Aufsehen. Es ist auffällig, dass dies immer geschieht, wenn es innenpolit­ische Probleme gibt. Er bedient seine Klientel, die ihn begeistert. Trump spaltet das Land und stößt die Verbündete­n in Europa und in der Nato vor den Kopf.

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FOTO: IMAGO Peter Beyer

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