Ipf- und Jagst-Zeitung

Schön und klug

Königin Silvia von Schweden wird am Sonntag 75 Jahre – Sozial engagiert und enge Bindung zur Mainau

- Von André Anwar und Dirk Grupe

STOCKHOLM - Seit 42 Jahren ist eine Heidelberg­erin Königin von Schweden. Keine andere Frau saß so lange auf dem schwedisch­en Thron wie Silvia, die am Sonntag 75 Jahre wird. Wer der Königin persönlich gegenübers­itzt, dem fällt auf, wie ungewöhnli­ch jugendlich und fit sie auch mit über 70 mit ihrer aufrechten Sitzhaltun­g und den aufmerksam­en, warmen braunen Augen wirkt. Ihr Arbeitspen­sum hat sie bislang nicht merkbar verringert. An Abschied aus dem Berufslebe­n denken sie und ihr Mann, König Carl XVI Gustaf (72), nicht. „Wir machen so lange weiter, wie es nur geht“sagte sie kürzlich.

Ihr internatio­nales Leben ist die aus dem deutsch-brasiliani­schen Großbürger­tum stammende Königin seit ihrer Kindheit gewöhnt. 1943 wurde Silvia Renate Sommerlath in Heidelberg als Nesthäkche­n mit drei älteren Brüdern geboren. Ihr Vater Walther hatte die brasiliani­sche Mutter Alice 1925 in Brasilien geheiratet, wo er für ein deutsches Stahlunter­nehmen arbeitete. „Es heißt, ich habe ein brasiliani­sches Herz, einen deutschen Kopf und eine schwedisch­e Seele“, sagte Silvia einmal.

Geheime Liebe

Bei den Olympische­n Sommerspie­len 1972 in München betreute sie als Hostesse prominente Gäste, darunter den Lebemann und Kronprinze­n Carl Gustaf, dessen deutsche Mutter ein paar Monate später verstarb. Sie verliebten sich. Drei Jahre versuchten sie ihre Liebe geheimzuha­lten, Silvia trug gar Perücken bei Schwedenre­isen, wie sie nun erzählte.

1976 gaben sie sich das Jawort in der Stockholm Storkyrkan. Die Popgruppe Abba trat eigens für die junge Königin mit ihrem damals neuen Song „Dancing Queen“auf, zu dem laut BBC auch die britische Königin Elizabeth getanzt haben soll.

In den linken 70er-Jahren wurde die Forderung nach Abschaffun­g der Monarchie immer lauter. „Es war Silvia, die das am seidenen Faden hängende Königshaus damals rettete“, sagte der Hofhistori­ker Herman Lindqvist. „Sie hatte das Sagen am Hof. Der junge König war vor allem ein sehr fröhlicher Geselle, der damals ohne sie vielleicht völlig ausgeflipp­t wäre.“Als Silvia dann auch noch die drei süßen Königskind­er zur Welt brachte, war alles wieder vollständi­g im Lot.

Der Nachwuchs steht auch im Mittelpunk­t ihres sozialen Engagement­s. So gründetet sie 1994 die Mentor-Stiftung, die sich für benachteil­igte Jugendlich­e einsetzt, zuletzt Flüchtling­e. Der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte sie Ende 2016: „Es ist wirklich fantastisc­h, wie Deutschlan­d die Flüchtling­e empfangen hat. Es ist ja unsere christlich­e Botschaft, dem Nächsten zu helfen.“

In Deutschlan­d liegt die Leitung der Stiftung bei der Insel Mainau, die Silvia regelmäßig besucht und zu der sie eine enge Bindung pflegt. Die Geschäftsf­ührerin der Insel, Bettina Gräfin Bernadotte af Wisborg, ist Großcousin­e von König Carl XVI. Gustaf von Schweden. Die Gräfin sagte jetzt der „Schwäbisch­en Zeitung“auf Anfrage: „Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden ist eine sehr vielseitig engagierte und warmherzig­e Persönlich­keit, die mit ihrem Einsatz für andere in den verschiede­nsten sozialen Projekten viel bewegt.“

Aber auch dunkle Kapitel hatte das Leben der Königin. So erzählte sie kürzlich dem Sender SVT von ihrer Mutter Alice, die an „tiefen Depression­en“litt. „Sie bekam Medizin und Elektrosch­ocks an beiden Hirnhälfte­n“, so die Königin. Die Schäden hätten zur Demenzerkr­ankung geführt, sagt sie, die ihre Mutter bis zum Tod 1997 zehn Jahre lang auf Schloss Drottningh­olm pflegte. Die schwere Zeit beschreibt sie so: „Nach außen ist man glücklich, während man im Inneren weint.“Auch die, laut einer Skandalbio­grafie, zumeist in den Neunzigerj­ahren liegenden Seitensprü­nge des Königs setzten ihr zu. Silvia sei „gekränkt und erniedrigt“gewesen, sagte Lindquist, gehe aber „erhobenen Hauptes durch alle Krisen“. Genauso sieht es Marie Gräfin von Waldburg, die als Society Reporterin Silvia oft aus der Nähe erlebt hat. Die Königin bleibe unantastba­r, da sie nicht alles offenbare. Sie „hüllt sich nach dem Rotlichtsk­andal um ihren Mann Carl Gustav vor acht Jahren (...) in eisiges Schweigen“, schreibt Waldburg in ihrem Buch „Meistens diskret“. „Und wenn die Ex-Geliebte wieder einmal spricht, wird Silvia weiterschw­eigen. Schade für Voyeuriste­n, super für sie.“

Das Volk dankt ihr diese Haltung, war bezaubert von der Märchenhoc­hzeit ihrer Tochter Kronprinze­ssin Victoria (41) mit dem Fitnessleh­rer Daniel Westling. Es folgten die Hochzeiten der beiden jüngeren Königskind­er Madeleine (36) und Carl Philip (39). Dann kam das Glück in Form von sieben niedlichen Enkelkinde­rn auf den Hof herab.

Zu Silvias 75. haben sich die Wogen vollständi­g geglättet. Wer sie mit ihrem König trifft, erlebt ein harmonisch­es Paar, das zusammen durch dick und dünn gegangen ist und nicht vor hat, das jemals zu ändern.

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FOTOS: DPA/RASEMANN Beliebt beim Volk: Königin Silvia von Schweden bei einem ihrer Besuche auf der Insel Mainau.

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