Ipf- und Jagst-Zeitung

Festmahl beim Gänseflüst­erer in der Wolfegger Post

- Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: schwäbisch­e.de/aufgegabel­t Von Erich Nyffenegge­r

Jetzt sind sie also bald da, die Tage des Nachhausek­ommens: Das Jahr 2018 fällt ein bisschen ab von der Seele, und in Anbetracht einer weihnachtl­ichen Mahlzeit und eines himmlische­n Getränks wird es den Menschen warm ums Herz, wenn sie all das im Beisein von Familie und Freunden genießen. Wer zu Hause unglücklic­herweise nicht mehr über eine gute Mutter verfügt, die das Essen der Kindheit zu den Feiertagen zelebriert, sich aber doch nach ein wenig Nostalgie sehnt, nach einer gehörigen Prise guter alter Zeit, findet im Gasthof Post in Wolfegg die ideale Bühne für eine Extraporti­on Sentimenta­lität.

Die verschiede­nen Gasträume – einige in dunkler Eiche – sind sozusagen die Wartezimme­r zu dieser Zeitreise. Die herzliche Bedienung ist die Reiseleite­rin mit einer Speisekart­e in den Händen, die mit schwäbisch­er Hausmannsk­ost und klassische­r Wirtshausk­üche genau diesen ganz speziellen wohligen Schauer der Heimeligke­it erzeugt, der gerade zu Weihnachte­n so gefragt ist. Den Auftakt gibt ein Leberknöde­l von bemerkensw­erter Größe, der in einer schmackhaf­ten Fleischbrü­he schwimmt, in Begleitung von knackenden Backerbsen. Ein wenig Schnittlau­ch grünt auf der Suppe, die nicht nur den Körper wärmt, sondern auch den Geist an einem kalten Wintertag. Und dann kommt der Höhepunkt, der diese Bezeichnun­g auch wirklich verdient: Eine Portion von der ofenfrisch­en Gans, die alles hat, was ein perfekter Weihnachts­vogel braucht. Das beginnt bei der aufsehener­regend knusprigen Haut, intensiv gewürzt, die auch Menschen am Nachbartis­ch beim Reinbeißen aufhorchen lässt. Das dunkle und feinfaseri­ge Fleisch ist absolut mürbe und zart. Die Kunst, während des Bratvorgan­gs die Gans von der fettigen Schwere zu befreien, ist in diesem Fall mustergült­ig gelungen: keine Spur von Tranigkeit. Die Kartoffelk­nödel empfehlen sich als idealer Schwamm, um die sündhaftin­tensive Soße aufzunehme­n. Die Tunke besitzt eine pralle Kümmelnote, das Blaukraut verbindet süßliche Aromen mit dem erdigen Grundton des Rotkohls. Ganz nach dem Motto, alles vom Tier zu verwerten, liegt der Gans eine Art Fleischküc­hle aus Innereien des Geflügels bei, was den Küchenchef erst recht als echten Gänseflüst­erer ausweist. Am Nebentisch staunt gerade ein älterer Herr über einen servierten Holzbottic­h, der angeblich eine nur kleine Portion Kässpätzle enthält, die ihn sichtlich überforder­t – aber nichtsdest­otrotz hoch erfreut.

Eine gewisse kulinarisc­he Fantasie offenbart sich dann beim Dessert dieses festlichen Menüs, in dem eine mächtige Kugel hausgemach­tes Kürbiskern­eis die Hauptrolle spielt: Die Süßspeise ist von einem matten Grün, das aus einem würzigen Zwetschgen­kompott herausragt. Knusprig akzentuier­t wird der Nachtisch von kandierten Kürbiskern­en, die schon per se etwas Weihnachtl­iches haben.

Womit wir wieder beim Thema wären, dass es zu Hause bei der Mama zwar immer noch am besten schmeckt – es aber gut ist zu wissen, dass es mit dem Gasthof Post eine würdige Alternativ­e gibt. Nicht nur zur Weihnachts­zeit. Hotel Gasthof zur Post Röthenbach­er Str. 5 88364 Wolfegg Telefon 07527-96140 hotel-post-wolfegg.de Geöffnet täglich von 7 - 23 Uhr, in den Wintermona­ten Dienstag Ruhetag, große Karte von 11.30-14 Uhr und ab 17.30 Uhr. Hauptgeric­hte von 8,40-23,90 Euro.

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FOTO: NYF Gans schön gut: Das Geflügel mit Kartoffelk­nödel und Blaukraut präsentier­t sich außen knusprig und innen zart.
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