Normales Leben kehrt ein
Als die „Schwäbische Zeitung“vor zwei Jahren erstmals ihre Weihnachtsaktion im kurdischen Nordirak gestartet hat, war die Redaktion optimistisch, dass viele Flüchtlinge nach dem Ende der Kämpfe gegen die Terrormilz „Islamischer Staat“(IS) wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Diese Hoffnungen haben sich nicht erfüllt.
Zwar scheint der IS besiegt, doch jetzt sind es andere, die die Gegend unsicher machen. Die Türkei mischt massiv mit, sind ihr doch staatliche Strukturen der kurdischen Bevölkerung ein Dorn im Auge. So bombardiert Ankaras Luftwaffe regelmäßig Ziele in der Shingal-Region. Es ist die Heimat eines Teils der jesidischen Minderheit. 2014 wurden die Menschen dort vom IS vertrieben. Noch heute sind die Camps voll mit jesidischen Flüchtlingen. Sie erzählen immer wieder, dass die Luftangriffe einer der Gründe dafür sind, dass sie nicht zurückgehen. Sie haben Angst.
Mit unseren Aktionen in den Camps Mam Rashan und Sheikhan versuchen wir, das Leben mit bescheidenen Mitteln zu verbessern. Wir wissen, dass die Hilfe ausgeweitet werden müsste, dennoch freuen wir uns über die täglichen Erfolge. Seien es die Kinder, die unbeschwert auf dem neu errichteten Spielplatz herumtollen können. Seien es die Fußballerinnen und Fußballer, die den Sportplatz Tag für Tag und rund um die Uhr in Beschlag nehmen. Seien es die Bauern, die jetzt Gemüse anbauen, seien es die Händler, die dank stabiler Container einen kleinen Basar errichten konnten. Normales Leben kehrt so mancherorts ein.
Viele von uns suchen über Weihnachten etwas Ruhe vom Trubel. Rückzugsräume sind dann in dieser besinnlichen Zeit die Familie oder auch Freunde. Für die Jesiden gilt das auch. Nach wochenlangem Fasten haben sie im Dezember das IdaEzi-Fest gefeiert. Wie an Weihnachten treffen sich dabei Verwandte und Bekannte. Einige von ihnen werden dank der Spenden der Leserinnen und Leser etwas gefasster in die Zukunft blicken können. Dafür bedanke ich mich im Namen der „Schwäbischen Zeitung“bei Ihnen sehr herzlich. h.groth@schwaebische.de