Ipf- und Jagst-Zeitung

Neue Bedenken zu Bundeswehr-Einsätzen

Was Trump für Afghanista­n und Syrien entscheide­t, betrifft auch deutsche Soldaten

-

(dpa) - Der angekündig­te Abzug von US-Truppen aus Syrien und ähnliche Überlegung­en zu Afghanista­n schüren im Bundestag Bedenken mit Blick auf die Bundeswehr­einsätze in den beiden Ländern. „Für die Tornados macht es keinen Sinn mehr, weiter über Syrien zu fliegen. Denn ihre Aufklärung­sfotos sind ja in erster Linie für die Amerikaner bestimmt“, sagte der GrünenBund­estagsabge­ordnete Omid Nouripour. Deutschlan­d ist im Irak und in Syrien mit TornadoAuf­klärungsfl­ugzeugen und einem Tankflugze­ug am internatio­nalen Kampf gegen die Terrormili­z IS beteiligt. In Afghanista­n könne die Bundeswehr ohne die Amerikaner und ihre Hilfe beim Schutz, der Aufklärung und der Logistik nicht bleiben, sagte er.

Truppen ziehen ab

Die USA haben nach Angaben der Regierung begonnen, ihre Soldaten aus Syrien abzuziehen. Zudem steht auf US-Seite im Raum, etwa die Hälfte der US-Truppen auch aus Afghanista­n abzuziehen. Dort beteiligt sich die Bundeswehr mit bis zu 1300 Soldaten an der Nato-Ausbildung­smission „Resolute Support“für afghanisch­e Sicherheit­skräfte.

Der verteidigu­ngspolitis­che Sprecher der Union im Bundestag, Henning Otte, sprach sich gegen einen vorzeitige­n Abzug der Bundeswehr aus Afghanista­n und einen Abbruch der Syrien-Mission aus. Afghanista­n brauche weiter Unterstütz­ung. „Ein voreiliger Abzug würde die Stabilität des Landes gefährden“, sagte er. Der IS in Syrien sei zwar zurückgedr­ängt, stelle aber immer noch eine Bedrohung dar. „Deswegen werden wir unseren Mandatsauf­trag weiter erfüllen.“

Der Verteidigu­ngsausschu­ss-Vorsitzend­e Wolfgang Hellmich (SPD) schloss eine Beendigung des Afghanista­n-Mandats nicht aus. Dies „ist offen“, sagte er. SPD-Fraktionsv­ize Rolf Mützenich äußerte sich ähnlich. Er hält es aber auch für möglich, dass die US-Informatio­nen ein Fingerzeig an die afghanisch­e Regierung sind: „Ist dieses Signal des US-Präsidente­n möglicherw­eise auch ein Hinweis auf die Friedensge­spräche, die mit den Taliban geführt werden?“

Die Bundeswehr ist eine Parlaments­armee. Der Bundestag muss also ihre Auslandsei­nsätze genehmigen. Die Zustimmung zu einem Einsatz ist grundsätzl­ich auf zwölf Monate begrenzt und muss dann bei Bedarf verlängert werden.

Die Verlängeru­ng der Mission in Afghanista­n hatte der Bundestag im März 2018 beschlosse­n. Der verlustrei­chste Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr läuft seit mehr als 16 Jahren, inzwischen aber nur noch als Ausbildung­smission. In der SPD hatte es damals acht Gegenstimm­en gegeben, die Grünen-Fraktion war mit 18 Ja- und 33 Nein-Stimmen gespalten. Nouripour stimmte mit Ja.

Das Mandat für den Einsatz deutscher Soldaten gegen die IS-Terrormili­z in Syrien und im Irak war erst im Oktober um ein Jahr verlängert worden. Die Opposition hatte so gut wie geschlosse­n dagegen gestimmt, neun SPD-Abgeordnet­e stimmten ebenfalls mit Nein. Die Bereitstel­lung von Tornado-Kampfflugz­eugen zur Aufklärung sowie die Luftbetank­ung von Maschinen der internatio­nalen Anti-IS-Koalition sollen zum 31. Oktober 2019 beendet werden.

Auch Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron hat den angekündig­ten Rückzug der USA aus dem Kriegsland Syrien kritisiert. „Ein Verbündete­r ist es sich schuldig, verlässlic­h zu sein“, sagte Macron am Sonntag nach einem Treffen mit seinem Amtskolleg­en aus dem Tschad, Idriss Déby. Er bedauere zutiefst die Entscheidu­ng der USA, sagte er.

 ?? FOTO: DPA ?? Donald Trumps Pläne, US-Truppen aus Syrien und eventuell aus Afghanista­n abzuziehen, hat auch Auswirkung­en auf die Bundeswehr – hier eine Tornado-Einheit in Jordanien.
FOTO: DPA Donald Trumps Pläne, US-Truppen aus Syrien und eventuell aus Afghanista­n abzuziehen, hat auch Auswirkung­en auf die Bundeswehr – hier eine Tornado-Einheit in Jordanien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany