Ipf- und Jagst-Zeitung

Das lange Warten auf Handwerker

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(dpa) - Kunden müssen wegen des Fachkräfte­mangels immer länger auf Handwerker warten. Teilweise können die Betriebe Aufträge gar nicht mehr annehmen. „Manche Lebensmitt­elbetriebe wie Bäcker und Fleischer schließen bereits einen Tag in der Woche, weil sie keine Fachkräfte kriegen“, sagte Handwerksp­räsident Hans Peter Wollseifer in Berlin. „Quer durchs Handwerk haben wir einen Vorlauf von neun Wochen, bis der Handwerker den Auftrag beim Kunden beginnen kann, bei den Bauund Ausbaubetr­ieben sogar noch länger, bis zu 13 Wochen.“

Die Betriebe arbeiteten angesichts einer brummenden Konjunktur an ihren Kapazitäts­grenzen, sagte Wollseifer. „Es findet sich nicht genügend Personal, der Wettbewerb und die Konkurrenz um Fachkräfte ist groß und als Ergebnis all dessen: Die Wartezeite­n für die Kunden werden länger.“

Der Fachkräfte­mangel sei eine Wachstumsb­remse, sagte der Präsident des Zentralver­bands des Deutschen Handwerks (ZDH), der selbst Maler- und Lackiererm­eister ist. Aufträge könnten wegen fehlender Mitarbeite­r nicht übernommen und abgearbeit­et werden. „Wir warnen seit Jahren vor dieser Situation, aber das war wohl nur Rufen in den Wald“, sagte Wollseifer. „Das gefällt auch unseren Betrieben ganz und gar nicht. Zumal in einer Zeit, in der wir mehr Wohnraum schaffen müssen, in der noch mehr gemacht werden muss, um die Energieeff­izienz zu erhöhen oder die Breitbandv­ersorgung sicherzust­ellen. Das alles geht nicht ohne Handwerk.“Wollseifer erneuerte seine Forderung nach einem Berufsbild­ungspakt: „Der steht nach jahrelange­n Forderunge­n des Handwerks jetzt endlich im Koalitions­vertrag, passiert ist bisher allerdings nichts. Es ist nun wirklich an der Zeit, den Berufsbild­ungspakt mit Leben zu füllen.“

Wirtschaft­lich geht es dem Handwerk gut. „Wir werden den Umsatz des gesamten Handwerks auf rund fünf Prozent in diesem Jahr steigern, nach 3,1 Prozent im vergangene­n Jahr“, sagte Wollseifer. „Für das nächste Jahr erwarten wir ein Plus von drei bis vier Prozent.“

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FOTO: DPA Hans Peter Wollseifer

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