Aus der Fern(ost)beziehung zur gemeinsamen Heimat
Mark Hänsgen und Yuki Someya-Hänsgen finden in Riedhausen ihr neues Zuhause.
m Ortseingang von Riedhausen steht ein gelbes Haus. Zwei Etagen, Balkon, Garage und ein großer Garten. Knapp 800 Quadratmeter, mitten im Neubaugebiet. Vom Balkon aus geht der Blick auf eine Kapelle. Für mehr als 30 Familien entsteht hier im Neubaugebiet „Kirchsteigäcker“der Traum der eigenen vier Wände. Auch für Mark Hänsgen und Yuki Someya-Hänsgen. An einem Samstagvormittag stehen Yuki und Mark stolz vor ihrem Haus. Hinter einer Schutzfolie versteckt, befindet sich die Haustür. In den unverputzten Zimmern ragen Kabel aus den Wänden. „Hier steht die Küche”, sagt Mark. „Dort wird das Wohnzimmer sein“, zeigt Yuki. Die beiden gehen aufgeregt hin und her. Es gibt noch viel zu tun: verputzen, installieren, Böden verlegen, Balkongeländer montieren, streichen. Und dann noch Küche und Möbel. Im Frühjahr haben die Bauarbeiten begonnen. Weihnachten wollen Yuki und Mark in ihrem neuen Eigenheim feiern. Bis hierhin war es ein langer Weg. Mark kam vor fünf Jahren für seine Ausbildung in die Region. Vorher hatte er im ländlichen Raum bei Paderborn gelebt. „Ich habe nie in großen Städten gewohnt“, sagt der 32-Jährige, „Tuttlingen war bisher die größte“. Umso erstaunlicher ist darum, wie er seine Yuki kennengelernt hat: In der größten Stadt der Welt – oder besser gesagt, auf dem Weg dorthin.
VON TUTTLINGEN IN DIE GRÖSSTE STADT DER WELT
Es war an Silvester 2014, als Mark spontan vor dem Jahreswechsel fliehen wollte und beschloss, nach Japan zu fliegen. In München verpasste er seinen Flieger und musste über Frankfurt ausweichen. Dort erreichte er in letzter Sekunde das Flugzeug, das bereits auf ihn wartete. Schwer atmend und schwitzend setzte sich Mark auf seinen Platz am Notausgang – neben ihm saß Yuki.
Kaum vier Jahre später: Die Arbeiten am Haus in Riedhausen lassen die beiden von einer Baufirma machen. Nur streichen müssen sie selbst. Jeden Tag schauen sie nach dem Rechten, weit haben sie es nicht. Seit zwei Jahren wohnen sie in Riedhausen zur Miete und träumen seither vom eigenen Haus mit Garten. Um den Rohbau herum herrscht Stille. Einige zukünftige Nachbarn arbeiten an ihren Häusern, entladen Autos, laufen in ihre eigenen Baustellen hinein und wieder hinaus. Ein Gefühl von Tatendrang und Neuanfang liegt in der Luft. In der Umgebung nur eine Landstraße und eine Kirche – eine typische 650-Seelen-Gemeinde im Kreis Ravensburg.
ÜBER DEN WOLKEN PACKTE MARK DIE NEUGIER
Yuki kehrte an besagtem Silvestertag mit einer Reisegruppe, die sie nach Amsterdam begleitet hatte, über Frankfurt zurück nach Tokio. Während sie über den Wolken ihren Reisebericht ausfüllte, packte ihren zugestiegenen Sitznachbarn die Neugierde. „Sie hatte so schnell geschrieben, in japanischen Schriftzeichen und dann wollte ich wissen: Was ist das? Was macht sie da? So sind wir ins Gespräch gekommen“, sagt Mark und sieht schmunzelnd zu seiner Frau. Um Mitternacht stießen sie an – mit Tomatensaft und Wein. Wenn sie über ihr neues Haus reden, geraten Mark und Yuki ins Schwärmen. Yuki möchte unbedingt Gemüse im Garten anpflanzen. Die 38-Jährige stellt es sich idyllisch vor: „Ich wollte immer einen Garten haben. Wenn wir dort sind, pflanze ich Tomaten, Zucchini und Kräuter an.“Dass die beiden das Grundstück gefunden und sich für den Hausbau entschieden haben, war eine Mischung aus Zufall und Spontanität. „Man muss im Leben auch mal was wagen“, sagt Mark. „Es gibt Leute, die sehr viel Zeit damit verbringen, den idealen Ort zum Leben zu finden. Wir haben hier alles was wir brauchen. Vor allem viel Ruhe und einen großen Garten.“