Ipf- und Jagst-Zeitung

Sportliche Grundlagen für Kinder

Andrea Baur leitet die Kinderspor­tschule des MTV Aalen – ein Interview.

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AALEN - Die KISS – Kinderspor­tschule – des MTV Aalen gibt es seit fünf Jahren. Mehr als fünf Jahre Erfahrung bei der sportliche­n Grundlagen­arbeit mit Kindern hat Andrea Baur. Die 33-jährige Diplom-Sportwisse­nschaftler­in, die aus Bad Wurzach stammt, leitet seit April in Teilzeit die KISS. Davor war sie schon fünf Jahre KISS-Leiterin beim VfL Herrenberg. Im Interview mit Sportredak­teur Benjamin Post spricht Baur über die KISS, die Entwicklun­g der Kinder und Aufgaben für die Zukunft.

Was zeichnet die KISS aus?

Die KISS ist für drei- bis Zehnjährig­e Kinder geeignet. Der Hauptaspek­t der KISS ist es, die motorische­n Grundlagen zu legen. Danach können die Kinder ihre Sportart finden. Unser Ziel ist es, dass die Kinder in die Abteilunge­n gehen. Das ist auch die Grundlage für einen Verein. Sonst kann ein Verein keinen Sport in den Abteilunge­n anbieten. Wir haben jetzt im Dezember das 150. Mitglied in der KISS begrüßt und somit neuen Rekord. Es kommen auch Kinder aus der Umgebung.

Es wird viel geturnt. Turnen gilt als Grundlage für viele Sportarten. Wie sehen Sie das?

Man merkt wirklich den Unterschie­d, wenn Kinder beim Kinderturn­en waren. Wir beim MTV Aalen fangen sogar schon bei Kindern mit fünf Monaten an, die „Krabbelkäf­er“. Es gibt einen guten Zulauf. Es ist nicht ganz so einfach, mit längeren Kindergart­en- und Schulzeite­n. KISS ist umso wichtiger heutzutage. Gerade der Übergang in die Schule bedeutet für die Kinder: viel mehr sitzen.

Und in der Freizeit Spielekons­olen und Handynutzu­ng.

Es ist einfach anders, wie unsereins aufgewachs­en ist.

Beobachten Sie in den vergangene­n fünf Jahren eine Entwicklun­gsänderung der Kinder?

Ja, ich finde schon. Vor allem in den letzten Jahren. Ich bin ja seit April hier mit beim MTV und war davor fünf Jahre KiSS-Leitung beim VfL Herrenberg. Bei zwei Mal in der Woche kann man optimal die Grundlagen legen, einmal ist fast zu wenig. Das geht mittlerwei­le aber nicht mehr, die Kinder haben so viele andere Sachen. Was sich auch geändert hat: Es gibt viele Kinder, die gar nicht in den Wettkampfs­port wollen, eher Freizeitsp­ort. Es gibt auch eine SpielSport-Spaß-Gruppe, die haben wir in diesem Jahr auch neu aufgemacht. Da können sich Kinder ab zehn Jahren einfach bewegen. Das Wichtigste ist, dass sich Kinder bewegen und mit Freude bewegen.

Was sind die Probleme der Kinder?

Bei Dreijährig­en geht es erst einmal nicht nur um das Sportliche, sondern auch um die Erziehung. So müssen im Sport gewissen Regeln eingehalte­n werden, einfach auch aus Sicherheit­sgründen, zum Beispiel in einer Bewegungsl­andschaft Abstand halten. Man merkt auch sprachlich­e Probleme. Auch Aufmerksam­keit und Konzentrat­ion ist ein Thema. Das größte Problem haben die Kinder, die davor nur wenig mit Bewegung und Sport zu tun hatten. Viel Bewegung im Alltag ist leider nicht mehr selbstvers­tändlich für Kinder.

Die Eltern spielen auch eine Rolle.

Wir sind im engen Austausch mit den Eltern. Und es ist auch wichtig, dass die Gruppe passt. Am Anfang gibt es ein zweimalige­s Schnuppert­raining. Wir haben insgesamt sieben Übungsleit­er. Wir suchen noch Helfer, auch Schüler. Ich bin selbst Trainerin, seit ich 16 Jahre bin.

Wie sehen Sie das Thema Integratio­n?

Das ist ganz wichtig. Da hat der Sport seine Aufgabe.

Sie fangen früh an mit den Kindern. Gibt es weitere Projekte?

Mini-KISS heißt es bei uns für die Drei- und Vierjährig­en. Wir haben im November eine neue Mini-KiSS 1 für Dreijährig­e gestartet und werden im Frühjahr nochmal eine eröffnen. Und eine Ballschule werden wir in die KISS integriere­n, ab sechs Jahren. Kooperatio­nen mit Kindergärt­en und Schulen, die wollen wir weiter ausbauen. Wir machen auch Fortbildun­gen, mit dem Ziel, dass die Bewegung auch in den dortigen Alltag der Kinder eingebaut wird. Die Kinder sind schon so eine lange Zeit in den Kindergärt­en.

„Man merkt wirklich den Unterschie­d, wenn Kinder beim Kinderturn­en waren.

“KISS-Leiterin Andrea Baur

Gibt es bei den Kindern nach Fußball eine Favoritens­portart nach der KISS?

Das ist breit gefächert. Handball, Leichtathl­etik und Schwimmen zum Beispiel. Vor kurzem hat ein Kind die Sportakrob­atik für sich entdeckt. So breit gefächert wie der Inhalt des KiSSUnterr­ichts ist, ist auch die Sportartwa­hl der Kinder.

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FOTO: THOMAS SIEDLER
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FOTO: THOMAS SIEDLER Andrea Baur leitet die KISS – und steht den Kindern zur Seite.

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