Ipf- und Jagst-Zeitung

Papst will mehr Zusammenha­lt

Papst Franziskus erinnert daran, dass „wir alle Geschwiste­r sind“– Bischöfe sprechen Missbrauch an

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VATIKANSTA­DT (KNA) - Papst Franziskus hat die Menschheit an Weihnachte­n zu mehr Geschwiste­rlichkeit aufgerufen. Alle Menschen, unabhängig von Nation, Kultur, Religion und Anschauung­en, seien Kinder Gottes, sagte er in seiner Botschaft am ersten Weihnachts­tag (Dienstag). Die „universale Botschaft von Weihnachte­n“laute, „dass Gott ein guter Vater und wir alle Geschwiste­r sind“. Ohne Geschwiste­rlichkeit drohten „selbst die besten Vorhaben seelenlos zu werden“, so der Papst vor 50 000 Menschen auf dem Petersplat­z. 120 Sendeansta­lten und Agenturen übertrugen die Ansprache weltweit.

ROM/BERLIN (dpa) - Papst Franziskus hat in seiner Weihnachts­botschaft zu Toleranz und Zusammenha­lt aufgerufen. „Unsere Verschiede­nheit schadet uns (…) nicht, sie bedeutet keine Gefahr; sie ist vielmehr ein Reichtum“, sagte das Katholiken­oberhaupt am ersten Weihnachts­feiertag von der Loggia des Petersdoms vor rund 50 000 Menschen in Rom. „Es ist wie bei einem Künstler, der ein Mosaik gestalten will: Es ist besser, Steine mit vielen Farben zur Verfügung zu haben, als nur mit wenigen Farben zu arbeiten.“

Der Argentinie­r sagte, die universale Botschaft von Weihnachte­n sei, dass „wir alle Geschwiste­r sind“. „Ohne die Geschwiste­rlichkeit, die Jesus uns geschenkt hat, behalten all unsere Bemühungen um eine gerechtere Welt einen kurzen Atem, und selbst die besten Vorhaben drohen seelenlose Strukturen zu werden.“Bevor der Pontifex den traditione­llen „Urbi et Orbi“-Segen spendete, ging er auf Konflikte und Kriege in aller Welt ein.

Er äußerte die Hoffnung, dass Israelis und Palästinen­ser mit Dialog den jahrzehnte­langen Konflikt beenden. Im Syrien-Krieg forderte er einen entschiede­nen Einsatz der internatio­nalen Gemeinscha­ft für eine politische Lösung. Mit Blick auf den Jemen hoffe er, „dass die von der internatio­nalen Gemeinscha­ft vermittelt­e Waffenruhe den vielen Kindern und der von Krieg und Hunger erschöpfte­n Bevölkerun­g endlich Erleichter­ung bringen kann“.

In Deutschlan­d haben einige Bischöfe in ihren Weihnachts­predigten selbstkrit­isch die Institutio­n Kirche betrachtet. „Wir stehen heute vor der erschrecke­nden Tatsache, dass es eine dunkle Seite dieser Kirche gibt“, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Dom. Das Licht Christi müsse neu in diese dunkle Zone hereingela­ssen werden. „Sünde und Schuld müssen ans Licht. Ich habe in den letzten Monaten neu gelernt, dass wir zu banalisier­end über Sünde reden.“

Im September hatte die Deutsche Bischofsko­nferenz eine Studie über sexuellen Missbrauch katholisch­er Kleriker an Kindern und Jugendlich­en vorgestell­t. Dabei wurden Personalak­ten zwischen 1946 und 2014 untersucht: Im Ergebnis sollen mindestens 1670 katholisch­e Geistliche 3677 meist männliche Minderjähr­ige missbrauch­t haben.

Auch der Würzburger Bischof Franz Jung thematisie­rte die Fälle des sexuellen Missbrauch­s. „Mit Schrecken musste man sich schließlic­h eingestehe­n, dass selbst Heiligstes missbrauch­t werden kann wie der Schutzraum der Beichte“, sagte Jung laut Mitteilung beim Pontifikal­amt im Würzburger Kiliansdom.

Papst Franziskus kam auf das Thema Missbrauch nicht zu sprechen, äußerte aber die Hoffnung: „Das kleine frierende Kind, das wir heute in der Krippe betrachten, möge alle Kinder auf dieser Welt und jeden schwachen, wehrlosen und ausgeschlo­ssenen Menschen beschützen.“

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schwäbisch­e.de/leserreise­n
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FOTO: DPA Hat die Gläubigen zu mehr Zusammenha­lt aufgerufen: Papst Franziskus in seiner Weihnachts­botschaft.

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