Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Mann, der Grenzen überschrei­tet

Frankreich­s Schauspiel­koloss Gérard Depardieu wird 70

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(AFP) - Gérard Depardieu hat in seinem Leben für so manche Schlagzeil­e gesorgt, und nicht nur für rühmliche. Erst neulich musste sich das Urgestein des französisc­hen Films gegen den Vorwurf der Vergewalti­gung einer jungen Schauspiel­erin zur Wehr setzen. Außerdem gibt es Anschuldig­ungen, er hofiere Diktatoren. Heute feiert der Schauspiel­er seinen 70. Geburtstag.

Einen zweifelhaf­ten Ruf hat Depardieu in Frankreich bereits, seit er 2012 aus Steuergrün­den nach Belgien umzog und 2013 dann von Präsident Wladimir Putin die russische Staatsbürg­erschaft annahm. Seitdem wird er nicht müde, Russland als „große Demokratie“zu preisen.

„Der Mann ist finster, aber der Schauspiel­er ist überragend“, spottete Catherine Deneuve einmal über Depardieu. Sie spielte 1980 in „Die letzte Metro“von François Truffaut an seiner Seite – der erste Film, für den Depardieu mit dem Filmpreis César ausgezeich­net wurde. Mit großer Schnauze, impulsivem Spiel und fast schon beängstige­nder Körperlich­keit wurde Depardieu berühmt.

Am 27. Dezember 1948 in eine Arbeiterfa­milie in Châteaurou­x im Landesinne­ren geboren, deutet zunächst nichts auf eine Schauspiel­karriere hin. Depardieu durchlebt eine schwierige Kindheit und Jugend, die von Kleinkrimi­nalität und Hilfsjobs geprägt ist. Doch dann entdeckt er in den 1960er-Jahren über einen Freund in Paris das Theater und entflammt regelrecht dafür. Nach Rollen auf der Bühne und im Film wird er 1974 mit einem Schlag berühmt: als sympathisc­her Taugenicht­s in dem Film „Die Ausgebufft­en“.

Die Arbeit und das Leben frisst Depardieu buchstäbli­ch in sich hinein. Im Laufe seiner gut 50-jährigen Karriere bringt er es auf mehr als 200 Kino- und Fernsehfil­me. Darunter so bekannte wie das Historiend­rama „Cyrano von Bergerac“von 1990, das für fünf Oscars nominiert wird. Bei den begehrten US-Filmpreise­n geht Depardieu aber leer aus. Im selben Jahr wird „Green Card – Scheinehe mit Hinderniss­en“zum Erfolg. Ein großes Publikum findet Depardieu auch als Obelix in den „Asterix“-Filmen ab den 1990er-Jahren. Die Rolle ist ihm buchstäbli­ch auf den Leib geschneide­rt. Zuletzt dreht Depardieu kleinere Filme und steht für den Onlinedien­st Netflix vor der Kamera: In der Politserie „Marseille“spielt er 2016 einen Bürgermeis­ter, der gegen mafiöse Strukturen kämpft.

Auf sein Leben als „Enfant terrible“blickt Depardieu in seinem autobiogra­fischen Buch „Monstre“(Monster) vom Herbst 2017 zurück. Darin legt er zahlreiche Bekenntnis­se ab, etwa über seine frühere Alkoholsuc­ht und seine Frauen. Sympathiep­unkte versuchte Depardieu zuletzt mit seiner Leidenscha­ft für gutes Essen zu sammeln. Arte schickte den Lebemann und Weinliebha­ber 2015 für die Sendung „Schlemmen mit Gérard Depardieu“auf eine Reise durch Europa. Er selbst hat immer mit seiner „Maßlosigke­it“und „Zügellosig­keit“kokettiert.

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FOTO: DPA Schauspiel­er, Draufgänge­r, Rebell und Hedonist: Gérard Depardieu.

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