Ein Leben voller Herausforderungen
Bettina Baumstark leitet seit drei Jahren das Kinderhaus Bopfingen
BOPFINGEN - Vor drei Jahren hat Bettina Baumstark die Stelle als Leiterin des Bopfinger Kinderhauses angenommen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie mit Kindern zu tun und ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Dennoch war die Arbeit mit Kindern nicht die einzigen Station in ihrem Leben.
Über ihre Mutter und Großmutter hat Bettina Baumstark die Leidenschaft für die Arbeit mit Kindern entdeckt. „Ich wurde sozusagen in das Soziale und die Arbeit mit Kindern rein geboren“, erzählt Bettina Baumstark. Die 44-Jährige ist mit Geschwistern und Pflegekindern aufgewachsen, die ihre Mutter für das Jugendamt versorgt hatte. Außerdem hatte sie immer Jugendgruppen und Jungscharen geleitet. Bereits mit neun Jahren hatte sie dann auch selbst bei der Jungschar der Kirche mitgearbeitet und im Teenager-Alter eine eigene Gruppe geleitet.
Kfz-Mechatronikerin war ihr Berufsziel
Als sie dann eine berufliche Entscheidung treffen musste, wollte sie eigentlich einen technischen Beruf, wie KfzMechatronikerin, erlernen. Doch damals sei das als Frau eher unüblich gewesen, berichtet die Leiterin des Bopfinger Kinderhauses. Daher habe sie sich schließlich für einen sozialen Beruf entschieden und Erzieherin gelernt. Da dieser sehr kreativ und ebenfalls mit handwerklicher Arbeit verbunden sei, erklärt Baumstark.
Nach der Ausbildung in Ulm an der Fachschule für Erzieherinnen hatte Bettina Baumstark ihr Anerkennungsjahr in Aalen in einem evangelischen Kindergarten gemacht. Anschließend hatte sie eine Stelle in Unterrombach bekommen. Bereits nach einem Jahr hatte sie dort die Leitung des zweigruppigen Kindergartens übernommen, da die bisherige Leitung ausgeschieden war.
Als ihre Kinder auf der Welt waren, konnte Bettina Baumstark nicht mehr als Leiterin des Unterrombacher Kindergartens arbeiten und suchte sich eine Alternative. Für rund drei Jahre betreute sie daher als freie Journalistin das Härtsfeld. Nach ihrem ersten Termin – einer Jahreshauptversammlung beim Schützenverein Bopfingen – wuchs sie mit ihren Aufgaben und hatte schließlich auch viel Spaß mit dieser Tätigkeit. In ihrer Arbeit konnte sie auch ihrem Hobby Fotografie nachkommen. Inzwischen hat Baumstark schon ein paar Ausstellungen mit ihren Fotografien bestückt.
Nach der Scheidung von ihrem Mann musste sie wieder voll arbeiten gehen. Doch zu dieser Zeit sei es schwer gewesen, einen Job als Erzieherin zu finden. Daher hatte sie erst einmal eine Stelle als Babyfotografin angenommen. Vier Jahre lang hatte sie 4000 Neugeborene an der Ostalbklinik fotografiert, und so ihr Hobby wieder zum Beruf gemacht. Doch die kreative Entfaltung war sehr gering, weshalb sich Bettina Baumstark schließlich doch eine Stelle als Erzieherin in Unterkochen gesucht hat. Nach einer Zwischenstation im Kindergarten in Oberkochen hatte Baumstark sich schließlich auf die Leitungsstelle in Bopfingen beworben. „Es war die Herausforderung, die mich an dieser Stelle gereizt hat“, sagt Baumstark. Nun hofft sie, diese Stelle bis zur Rente zu begleiten, da das große Haus auch in Zukunft genügend neue Herausforderungen biete.
„Ich liebe meinen Job einfach“
Die Entscheidung, Erzieherin zu werden, hat sie nie bereut. „Ganz tief im Herzen bin ich Erzieherin und liebe meinen Job einfach“, sagt Bettina Baumstark. Durch ihre Arbeit als Kinderhaus-Leiterin fehle ihr neben den organisatorischen Aufgaben aber oft die Arbeit mit den Kindern. Daher nimmt sie sich bewusst die Zeit und übernimmt den Schlafdienst oder springt ein, falls Personal fehlt. „Diese Zeit genieße ich dann irrsinnig, wenn ich bei den Kindern bin.“
Während ihres Berufsleben habe sich der Beruf der Erzieherin und auch die Umstände stark verändert. Bei den Kindern bestehe immer mehr Förderbedarf, da sie oft Entwicklungsverzögerungen haben, und wenig Rückhalt in den Familien da ist. Manche Kinder seien oft zehn Stunden am Tag in der Einrichtung. So entstehe bei manchen keine enge Beziehung mit Liebe und Geborgenheit zu den Eltern. Doch diesen will Bettina Baumstark gar keinen Vorwurf machen. Die Eltern stünden oft selbst unter Leistungsdruck und haben auf Grund der beruflichen Gestaltung wenig Zeit für die Kinder. Hinzu komme noch ein allgemeiner gesellschaftlicher Druck, der auf allen Beteiligten laste. „Die Kinder sollen immer noch früher immer noch mehr Leistung bringen“, sagt die Erzieherin. In der täglichen Arbeit sei es ihr daher wichtig, dass die Kinder sowohl einerseits auf diesen Druck vorbereitet werden, andererseits aber lernen, damit spielerisch umzugehen.
Sie selbst habe in ihrem Leben schon einige Höhen und Tiefen erlebt und ist sich mittlerweile sicher: „Ich vertraue darauf, dass unser Leben auch vorbestimmt ist und wenn man da offen ist und die Herausforderungen annimmt, dann findet man seinen Weg. Auch wenn dieser manchmal schwer ist und durch ein tiefes Tal führt“, sagt Bettina Baumstark. Diese Erfahrung habe sie selbst machen müssen, um sie nun auch weitergeben zu könne.