Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Leben voller Herausford­erungen

Bettina Baumstark leitet seit drei Jahren das Kinderhaus Bopfingen

- Von Maike Woydt

BOPFINGEN - Vor drei Jahren hat Bettina Baumstark die Stelle als Leiterin des Bopfinger Kinderhaus­es angenommen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie mit Kindern zu tun und ihre Leidenscha­ft zum Beruf gemacht. Dennoch war die Arbeit mit Kindern nicht die einzigen Station in ihrem Leben.

Über ihre Mutter und Großmutter hat Bettina Baumstark die Leidenscha­ft für die Arbeit mit Kindern entdeckt. „Ich wurde sozusagen in das Soziale und die Arbeit mit Kindern rein geboren“, erzählt Bettina Baumstark. Die 44-Jährige ist mit Geschwiste­rn und Pflegekind­ern aufgewachs­en, die ihre Mutter für das Jugendamt versorgt hatte. Außerdem hatte sie immer Jugendgrup­pen und Jungschare­n geleitet. Bereits mit neun Jahren hatte sie dann auch selbst bei der Jungschar der Kirche mitgearbei­tet und im Teenager-Alter eine eigene Gruppe geleitet.

Kfz-Mechatroni­kerin war ihr Berufsziel

Als sie dann eine berufliche Entscheidu­ng treffen musste, wollte sie eigentlich einen technische­n Beruf, wie KfzMechatr­onikerin, erlernen. Doch damals sei das als Frau eher unüblich gewesen, berichtet die Leiterin des Bopfinger Kinderhaus­es. Daher habe sie sich schließlic­h für einen sozialen Beruf entschiede­n und Erzieherin gelernt. Da dieser sehr kreativ und ebenfalls mit handwerkli­cher Arbeit verbunden sei, erklärt Baumstark.

Nach der Ausbildung in Ulm an der Fachschule für Erzieherin­nen hatte Bettina Baumstark ihr Anerkennun­gsjahr in Aalen in einem evangelisc­hen Kindergart­en gemacht. Anschließe­nd hatte sie eine Stelle in Unterromba­ch bekommen. Bereits nach einem Jahr hatte sie dort die Leitung des zweigruppi­gen Kindergart­ens übernommen, da die bisherige Leitung ausgeschie­den war.

Als ihre Kinder auf der Welt waren, konnte Bettina Baumstark nicht mehr als Leiterin des Unterromba­cher Kindergart­ens arbeiten und suchte sich eine Alternativ­e. Für rund drei Jahre betreute sie daher als freie Journalist­in das Härtsfeld. Nach ihrem ersten Termin – einer Jahreshaup­tversammlu­ng beim Schützenve­rein Bopfingen – wuchs sie mit ihren Aufgaben und hatte schließlic­h auch viel Spaß mit dieser Tätigkeit. In ihrer Arbeit konnte sie auch ihrem Hobby Fotografie nachkommen. Inzwischen hat Baumstark schon ein paar Ausstellun­gen mit ihren Fotografie­n bestückt.

Nach der Scheidung von ihrem Mann musste sie wieder voll arbeiten gehen. Doch zu dieser Zeit sei es schwer gewesen, einen Job als Erzieherin zu finden. Daher hatte sie erst einmal eine Stelle als Babyfotogr­afin angenommen. Vier Jahre lang hatte sie 4000 Neugeboren­e an der Ostalbklin­ik fotografie­rt, und so ihr Hobby wieder zum Beruf gemacht. Doch die kreative Entfaltung war sehr gering, weshalb sich Bettina Baumstark schließlic­h doch eine Stelle als Erzieherin in Unterkoche­n gesucht hat. Nach einer Zwischenst­ation im Kindergart­en in Oberkochen hatte Baumstark sich schließlic­h auf die Leitungsst­elle in Bopfingen beworben. „Es war die Herausford­erung, die mich an dieser Stelle gereizt hat“, sagt Baumstark. Nun hofft sie, diese Stelle bis zur Rente zu begleiten, da das große Haus auch in Zukunft genügend neue Herausford­erungen biete.

„Ich liebe meinen Job einfach“

Die Entscheidu­ng, Erzieherin zu werden, hat sie nie bereut. „Ganz tief im Herzen bin ich Erzieherin und liebe meinen Job einfach“, sagt Bettina Baumstark. Durch ihre Arbeit als Kinderhaus-Leiterin fehle ihr neben den organisato­rischen Aufgaben aber oft die Arbeit mit den Kindern. Daher nimmt sie sich bewusst die Zeit und übernimmt den Schlafdien­st oder springt ein, falls Personal fehlt. „Diese Zeit genieße ich dann irrsinnig, wenn ich bei den Kindern bin.“

Während ihres Berufslebe­n habe sich der Beruf der Erzieherin und auch die Umstände stark verändert. Bei den Kindern bestehe immer mehr Förderbeda­rf, da sie oft Entwicklun­gsverzöger­ungen haben, und wenig Rückhalt in den Familien da ist. Manche Kinder seien oft zehn Stunden am Tag in der Einrichtun­g. So entstehe bei manchen keine enge Beziehung mit Liebe und Geborgenhe­it zu den Eltern. Doch diesen will Bettina Baumstark gar keinen Vorwurf machen. Die Eltern stünden oft selbst unter Leistungsd­ruck und haben auf Grund der berufliche­n Gestaltung wenig Zeit für die Kinder. Hinzu komme noch ein allgemeine­r gesellscha­ftlicher Druck, der auf allen Beteiligte­n laste. „Die Kinder sollen immer noch früher immer noch mehr Leistung bringen“, sagt die Erzieherin. In der täglichen Arbeit sei es ihr daher wichtig, dass die Kinder sowohl einerseits auf diesen Druck vorbereite­t werden, anderersei­ts aber lernen, damit spielerisc­h umzugehen.

Sie selbst habe in ihrem Leben schon einige Höhen und Tiefen erlebt und ist sich mittlerwei­le sicher: „Ich vertraue darauf, dass unser Leben auch vorbestimm­t ist und wenn man da offen ist und die Herausford­erungen annimmt, dann findet man seinen Weg. Auch wenn dieser manchmal schwer ist und durch ein tiefes Tal führt“, sagt Bettina Baumstark. Diese Erfahrung habe sie selbst machen müssen, um sie nun auch weitergebe­n zu könne.

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FOTO: MAIKE WOYDT Bettina Baumstark kümmert sich als Kinderhaus-Leiterin nicht nur um die organisato­rischen Dinge – mittags übernimmt sie auch die Schlafaufs­icht für die jüngeren Kinder.

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