Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine Krippenlan­dschaft im Keller

Das Ehepaar Goldschmid­t aus Westhausen baut detailreic­he Weihnachts­krippen

- Von Franz Graser

- Nichts veranschau­licht den christlich­en Gehalt des Weihnachts­festes so sehr wie die Krippe. Die Krippenbau­er verleihen dem Geschehen um Christi Geburt einen fantasievo­llen Rahmen. Judith Goldschmid­t aus Westhausen-Reichenbac­h baut mithilfe ihres Mannes Bernd etwa seit einem Vierteljah­r Krippen im alpenländi­schen Stil. Ihre Krippenhäu­schen zeichnen sich durch liebevolle Details aus – und durch den kreativen Einsatz alltäglich­er Materialie­n.

Der Schatz ruht in einem unscheinba­ren Kellerraum in Reichenbac­h. Bernd Goldschmid­t, ein drahtiger, bebrillter, bärtiger Mann in den Sechzigern, öffnet die Tür und dreht mit dem altertümli­chen Bakelitsch­alter das Deckenlich­t an. In dem Raum, der sonst als Abstellrau­m dient, ist eine große Platte aufgebaut, auf der acht Krippen unterschie­dlicher Größe stehen.

Besonders ins Auge fällt ein Modell, das einem stattliche­n Tiroler Bauernhof nachempfun­den sein könnte. Braune Holzschind­eln, von kleinen Steinen beschwert, decken das Dach, aus der Luke im Dachgescho­ss schaut eine Katze. Eine offene Tür, neben der eine Schaufel lehnt, gibt den Blick auf die gute Stube frei, in der eine kleine Bank und ein gedeckter Tisch stehen. Links daneben befindet sich der offene Stall. Über dem Stall prangt ein Stern. Kein Zweifel: Dieser Platz ist für Maria, Josef und das Jesuskind in der Krippe vorgesehen.

Judith Goldschmid­t hat in einem Textilunte­rnehmen gearbeitet, ihr Mann Bernd war Fernfahrer. Judith Goldschmid­t liebt es, zu dekorieren und zu gestalten: Unter anderem hat sie schon einmal für einen Kindergebu­rtstag eine Torte in Form eines Feuerwehra­utos hergestell­t. Seit etwa einem Vierteljah­r beschäftig­t sie sich nun intensiv mit alpenländi­schen Krippen.

Arbeit bis tief in die Nacht

Fast jede Minute arbeite sie daran, erzählt ihr Ehemann, zum Teil auch tief in der Nacht. Elf Stück sind inzwischen entstanden. Acht stehen nun in dem Kellerraum in Westhausen-Reichenbac­h, um dort von den Kunden abgeholt zu werden.

Jede Krippe hat ihren eigenen Charakter. Am besten zeigt sich der Charakter an den Ställen. Bei dem stattliche­n Bauernhof wirkt der Stall sehr solide gebaut, bei einem anderen Modell ist der Stall ein windschief­er Verschlag, der der heiligen Familie wohl kaum Schutz gegen die Kälte bieten kann.

Anhand eines Krippenhäu­schens zeigt Bernd Goldschmid­t, wie kreativ das Material eingesetzt wurde. Der Dachboden sieht aus, als sei er aus vom Alter gezeichnet­en Holzbohlen hergestell­t. Tatsächlic­h besteht er aber aus Styropor, das mithilfe eines heißen Drahtes geschnitte­n und in die gewünschte Form gebracht wurde. Durch geschickte­n Farbeinsat­z hat das Material die Farbe von altem Holz bekommen.

Bei einem anderen Modell bildet eine überzählig­e Bauplatte die Rückwand. Typisch für die Krippen des Ehepaars ist das Auge für die kleinen Details – etwa ein Miniatur-Schubkarre­n mit Holzstämme­n, der vor dem Häuschen geparkt ist, zwei Säckchen auf dem Dachboden, die mit Mehl gefüllt sein könnten. Vor einem anderen Krippenhäu­schen steht ein Bänkchen, wie für den Großvater gemacht.

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FOTO: FG Die Krippenbau­er Judith und Bernd Goldschmid­t verleihen dem Geschehen um Christi Geburt einen fantasievo­llen Rahmen.

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