Eine Krippenlandschaft im Keller
Das Ehepaar Goldschmidt aus Westhausen baut detailreiche Weihnachtskrippen
- Nichts veranschaulicht den christlichen Gehalt des Weihnachtsfestes so sehr wie die Krippe. Die Krippenbauer verleihen dem Geschehen um Christi Geburt einen fantasievollen Rahmen. Judith Goldschmidt aus Westhausen-Reichenbach baut mithilfe ihres Mannes Bernd etwa seit einem Vierteljahr Krippen im alpenländischen Stil. Ihre Krippenhäuschen zeichnen sich durch liebevolle Details aus – und durch den kreativen Einsatz alltäglicher Materialien.
Der Schatz ruht in einem unscheinbaren Kellerraum in Reichenbach. Bernd Goldschmidt, ein drahtiger, bebrillter, bärtiger Mann in den Sechzigern, öffnet die Tür und dreht mit dem altertümlichen Bakelitschalter das Deckenlicht an. In dem Raum, der sonst als Abstellraum dient, ist eine große Platte aufgebaut, auf der acht Krippen unterschiedlicher Größe stehen.
Besonders ins Auge fällt ein Modell, das einem stattlichen Tiroler Bauernhof nachempfunden sein könnte. Braune Holzschindeln, von kleinen Steinen beschwert, decken das Dach, aus der Luke im Dachgeschoss schaut eine Katze. Eine offene Tür, neben der eine Schaufel lehnt, gibt den Blick auf die gute Stube frei, in der eine kleine Bank und ein gedeckter Tisch stehen. Links daneben befindet sich der offene Stall. Über dem Stall prangt ein Stern. Kein Zweifel: Dieser Platz ist für Maria, Josef und das Jesuskind in der Krippe vorgesehen.
Judith Goldschmidt hat in einem Textilunternehmen gearbeitet, ihr Mann Bernd war Fernfahrer. Judith Goldschmidt liebt es, zu dekorieren und zu gestalten: Unter anderem hat sie schon einmal für einen Kindergeburtstag eine Torte in Form eines Feuerwehrautos hergestellt. Seit etwa einem Vierteljahr beschäftigt sie sich nun intensiv mit alpenländischen Krippen.
Arbeit bis tief in die Nacht
Fast jede Minute arbeite sie daran, erzählt ihr Ehemann, zum Teil auch tief in der Nacht. Elf Stück sind inzwischen entstanden. Acht stehen nun in dem Kellerraum in Westhausen-Reichenbach, um dort von den Kunden abgeholt zu werden.
Jede Krippe hat ihren eigenen Charakter. Am besten zeigt sich der Charakter an den Ställen. Bei dem stattlichen Bauernhof wirkt der Stall sehr solide gebaut, bei einem anderen Modell ist der Stall ein windschiefer Verschlag, der der heiligen Familie wohl kaum Schutz gegen die Kälte bieten kann.
Anhand eines Krippenhäuschens zeigt Bernd Goldschmidt, wie kreativ das Material eingesetzt wurde. Der Dachboden sieht aus, als sei er aus vom Alter gezeichneten Holzbohlen hergestellt. Tatsächlich besteht er aber aus Styropor, das mithilfe eines heißen Drahtes geschnitten und in die gewünschte Form gebracht wurde. Durch geschickten Farbeinsatz hat das Material die Farbe von altem Holz bekommen.
Bei einem anderen Modell bildet eine überzählige Bauplatte die Rückwand. Typisch für die Krippen des Ehepaars ist das Auge für die kleinen Details – etwa ein Miniatur-Schubkarren mit Holzstämmen, der vor dem Häuschen geparkt ist, zwei Säckchen auf dem Dachboden, die mit Mehl gefüllt sein könnten. Vor einem anderen Krippenhäuschen steht ein Bänkchen, wie für den Großvater gemacht.