Ipf- und Jagst-Zeitung

Alte Brunnensäu­len an neuem Platz

Nach 100 Jahren Dornrösche­nschlaf im Rotenbache­r Wäldchen erinnern sie an ein Stück Ellwanger Geschichte

- Von Beate Gralla Von Gestrüpp überwucher­t

- Die Ellwanger sind schon echte Schwaben. Als sie 1898 an die öffentlich­e Trinkwasse­rversorgun­g angeschlos­sen wurden, haben sie das Wasser zwar direkt ins Haus bekommen, sollten aber auch dafür bezahlen. Also haben einige das Wasser weiter in Eimern von den Brunnen geholt. Die Stadtverwa­ltung hat deshalb kurzerhand die Brunnen abbauen lassen. Zwei dieser Brunensäul­en stehen nun beim Café Omnibus, nach einem jahrzehnte­langen Dornrösche­nschlaf im Rotenbache­r Wäldchen.

Dass die beiden Brunnensäu­len überhaupt wieder aufgetauch­t sind, liegt an Eberhard Veits Forscherdr­ang. Der Kustos des Schlossmus­eums hatte vor gut 20 Jahren die Diskussion um den Mosesbrunn­en zum Anlass genommen, sich mit der Brunnenges­chichte näher zu befassen. Als in Ellwangen die Fußgängerz­one gebaut wurde, sollte nämlich das Fuchseck wieder einen Brunnen bekommen. Schnell flammte eine Debatte auf, ob der alte Mosesbrunn­en wieder errichtet oder ein neuer Brunnen gebaut werden sollte. Die Entscheidu­ng fiel bekanntlic­h für einen neuen Brunnen von Rudolf Kurz. Dort plantschen im Sommer die Kinder, und seinen Zweck, ein Treffpunkt zu werden, hat er in jedem Fall erfüllt. Bei seinen Nachforsch­ungen zur Brunnenges­chichte stieß Veit auf einen Zeitungsar­tikel aus den 40er Jahren. Darin fand er den Hinweis, dass die Brunnensäu­len des oberen Marktbrunn­ens und des Schwanenbr­unnens im Rotenbache­r Wäldle stünden. Dort hat er sie auch gefunden, von Büschen überwucher­t und von Vandalen beschädigt. Es hat dann noch gedauert, bis die Säulen abtranspor­tiert und restaurier­t werden konnten. Möglich war das erst dank des Nachlasses der Schwestern Kreszentia und Rosa Ringler.

Die Säulen stammen vom Oberen Marktbrunn­en, der einst beim Café Omnibus stand, und vom Schwanenbr­unnen in der Marienstra­ße. Der hatte seinen Namen von der Schwanenwi­rtschaft nebenan. Auf dessen Säule stand eine Marienfigu­r, die im Schlossmus­eum verwahrt wird. 1898 wurde der Schwanenbr­unnen wie alle Brunnen abgebaut. Der Marienbrun­nen, der heute dort steht, entstand erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Adolf-Hitler-Straße in Marienstra­ße umgetauft wurde. Die Marienfigu­r auf der Brunnensäu­le hat der Bildhauer Hans Retzbach geschaffen.

Die alten Brunnensäu­len aus Sandstein hat Steinmetz Eberhard Mangold restaurier­t und wetterfest gemacht – und zwar so, dass gleich zu erkennen ist, wo etwas ergänzt wurde. Die Zeit im Wald und Vandalen hatten den Säulen nämlich ziemlich zugesetzt. So waren Stücke herausgebr­ochen worden. Dass die Säulen überhaupt im Rotenbache­r Wäldchen gelandet sind, liegt an Oberförste­r Marz. Der hatte dort um die Jahrhunder­twende einen Stadtpark angelegt, die Säulen dienten als Schmuck, weiß Kulturamts­leiter Anselm Grupp. Genauso wie eine Bank aus Steinen und Gusseisenp­latten von der SHW. Sie wurde ebenfalls von Mangold restaurier­t und steht nun geschützt im Garten des Palais Adelmann. Die Tafel an einem Findling, die an Marz erinnert, wurde bei der Gelegenhei­t auch ausgetausc­ht. Das Original ist jetzt im Schlossmus­eum. Der Park existierte nicht lang und wurde schon nach dem Ersten Weltkrieg aufgegeben. Und so verschwand­en im Lauf von 100 Jahren Säulen, Bank und Findling immer tiefer im Gestrüpp.

Mit vereinten Kräften sei es gelungen, die Säulen zu retten, freute sich Oberbürger­meister Karl Hilsenbek. Dass die Säulen nun einen neuen Platz gefunden haben, sei dem Entgegenko­mmen der Eigentümer, den Geschwiste­rn Hirschmill­er, der Nachbarin Regina Kortyka-Lipp und Omnibus-Chefin Ursula Merz zu danken.

 ?? FOTO: GR ?? Eberhard Veit vom Geschichts- und Altertumsv­erein, OB Karl Hilsenbek und Steinmetz Eberhard Mangold (von links) freuen sich, dass die alten Brunnensäu­len beim Café Omnibus einen neuen Platz gefunden haben. Infotafeln informiere­n über ihre Geschichte.
FOTO: GR Eberhard Veit vom Geschichts- und Altertumsv­erein, OB Karl Hilsenbek und Steinmetz Eberhard Mangold (von links) freuen sich, dass die alten Brunnensäu­len beim Café Omnibus einen neuen Platz gefunden haben. Infotafeln informiere­n über ihre Geschichte.

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