Ein Schloss im Winterschlaf
Auch auf Schloss Baldern hält die kalte Jahreszeit Einzug – Besonders der Garten bedarf einiger Pflege
- Über die Wintermonate ist das barocke Schloss Baldern nur für angemeldete Gruppen geöffnet und verbringt die Zeit sonst im Winterschlaf. Das Personal hat nun Zeit, Arbeiten im und um das Schloss zu erledigen, die während der Sommersaison nicht möglich sind.
Im Schloss wird zum Beispiel die Waffensammlung, die rund 800 Ausstellungsstücke umfasst, nach und nach gereinigt. „Die Waffen sind sehr pflegeaufwendig“, erklärt Johannes Hafner, der Führungen auf Schloss Baldern organisiert und leitet. Die Konservierung der eisernen Waffen und Rüstungen sei sehr wichtig, damit kein Rost ansetzt. Daher werden die Rüstungen abgebaut und gereinigt. Die Waffen werden alle geölt.
Damit die Standorte der sechs Rüstungen nicht leer sind, werden historische Gewänder aufgebaut. Die gehören eigentlich zu einer Themenführung mit dem Titel „Die Wände haben Ohren“über die Bediensteten des Hauses. Für die Kleidungsstücke müssen Vorkehrungen gegen Motten getroffen werden, sagt Hafner. Außerdem würden im Winter zum Schutz Hauben darüber gestülpt. Diese Maßnahmen seien notwendig, da es sich um originale Kleidungsstücke handelt, deren Stoffe nur schwer nachzumachen sind.
Um die Räume und die Stofftapeten an den Wänden zu schützen, werden die Vorhänge möglichst oft zugezogen. „Das Sonnenlicht ist ein großes Problem“, sagt Hafner. Damit sich die Möbel und Gemälde im Winter nicht verziehen, wird das Schloss auf natürliche Weise abgekühlt und aufgewärmt. Das bedeutet, dass dort nicht geheizt wird und die Fenster geschlossen bleiben. So könne es in den ersten kalten Wochen passieren, dass es im Schloss noch deutlich wärmer ist, da die alten Gemäuer die Wärme eine gewisse Zeit speichern.
Eine weitere Aufgabe für die Wintermonate ist es, „das Messing zu polieren“, erklärt Johannes Hafner. Dies sei an Ofentüren und Türbeschlägen verwendet worden. Durch die Berührungen mit den Händen und den Kontakt mit der Luft kann das Metall anlaufen, matt werden oder leichten Grünspan ansetzen.
Die Pflanzen dürfen nicht erfrieren
Weitaus mehr gibt es im Garten des Schlosses für Gartendesignerin Susanne Christner und ihr Team zu tun. Während die einen bereits an der Erweiterung des Walled Garden arbeiten, der durch die englischen Gärten inspiriert und im Stil des 19. Jahrhunderts angelegt ist, sind die anderen dabei, den bestehenden Teil möglichst gut für den Winter vorzubereiten. Einige Stauden werden zurückgeschnitten, mehrere Hundert Pflanzen überwintern in Wintergärten oder teilweise auch im Schloss. Es sei teilweise sehr mühsam, die Pflanzen wieder auszugraben und einzutopfen, erklärt Christner. Besonders Rosenstämmchen hätten mit den kalten Wintern ein Problem. Um sicherzugehen, dass keine der Pflanzen eingeht, werden sie in einem alten Schuppen verwahrt. Andere werden in Vliesstoff eingepackt und können draußen im Beet verbleiben.
Parallel läuft die Vorbereitung auf das Frühjahr. Die über 20 Meter lange Double Border, ein Staudenbeet und das Herzstück des Gartens, wird mit Tulpenzwiebeln neu bepflanzt. Diese sind zum Teil so wertvoll, dass Christner lediglich ein paar von jeder Sorte angeschafft hat.
Das sei bereits die Vorbereitung für das große Tulpen-Festival im Mai, erklärt Christner. Vom 1. bis zum 7. Mai soll sich alles um die Faszination dieser Blumen drehen, erläutert Sarah Lenz, die für das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist. „Es wird nicht nur überall optisch die Tulpe auftauchen, sondern es wird Tausende von unvergleichlich wertvollen und vielfältigen Arten zu bestaunen geben“, berichtet sie weiter.
An der rückwärtigen Seite des Schlosses laufen gerade besondere Arbeiten, denn der Garten soll erweitert werden. „Die reine Gartenfläche des Walled Garden umfasst im Moment knapp 4000 Quadratmeter“, sagt Sarah Lenz: „Nach der Eröffnung des neuen Bereiches dürfen sich Besucher auf beinahe das Doppelte an Fläche freuen.“Die Erweiterung sei der logische Schritt, nachdem das Projekt sehr erfolgreich gestartet sei. Der Arbeitsaufwand sei so groß gewesen, dass von Anfang an nicht alle Ideen umgesetzt wurden.
„Wir sind begeisterte Gartendesigner und Liebhaber und haben viele tolle Ideen, die noch lange kein Ende in Sicht lassen“, erklärt Lenz. Mit der Erweiterung soll der Garten eine ganz neue Dimension annehmen. Geplant seien weitere Themengebiete, zudem werden Tiere eine Rolle spielen. So soll der historische Hühnerstall wieder belebt werden.