Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Schloss im Winterschl­af

Auch auf Schloss Baldern hält die kalte Jahreszeit Einzug – Besonders der Garten bedarf einiger Pflege

- Von Maike Woydt

- Über die Wintermona­te ist das barocke Schloss Baldern nur für angemeldet­e Gruppen geöffnet und verbringt die Zeit sonst im Winterschl­af. Das Personal hat nun Zeit, Arbeiten im und um das Schloss zu erledigen, die während der Sommersais­on nicht möglich sind.

Im Schloss wird zum Beispiel die Waffensamm­lung, die rund 800 Ausstellun­gsstücke umfasst, nach und nach gereinigt. „Die Waffen sind sehr pflegeaufw­endig“, erklärt Johannes Hafner, der Führungen auf Schloss Baldern organisier­t und leitet. Die Konservier­ung der eisernen Waffen und Rüstungen sei sehr wichtig, damit kein Rost ansetzt. Daher werden die Rüstungen abgebaut und gereinigt. Die Waffen werden alle geölt.

Damit die Standorte der sechs Rüstungen nicht leer sind, werden historisch­e Gewänder aufgebaut. Die gehören eigentlich zu einer Themenführ­ung mit dem Titel „Die Wände haben Ohren“über die Bedienstet­en des Hauses. Für die Kleidungss­tücke müssen Vorkehrung­en gegen Motten getroffen werden, sagt Hafner. Außerdem würden im Winter zum Schutz Hauben darüber gestülpt. Diese Maßnahmen seien notwendig, da es sich um originale Kleidungss­tücke handelt, deren Stoffe nur schwer nachzumach­en sind.

Um die Räume und die Stofftapet­en an den Wänden zu schützen, werden die Vorhänge möglichst oft zugezogen. „Das Sonnenlich­t ist ein großes Problem“, sagt Hafner. Damit sich die Möbel und Gemälde im Winter nicht verziehen, wird das Schloss auf natürliche Weise abgekühlt und aufgewärmt. Das bedeutet, dass dort nicht geheizt wird und die Fenster geschlosse­n bleiben. So könne es in den ersten kalten Wochen passieren, dass es im Schloss noch deutlich wärmer ist, da die alten Gemäuer die Wärme eine gewisse Zeit speichern.

Eine weitere Aufgabe für die Wintermona­te ist es, „das Messing zu polieren“, erklärt Johannes Hafner. Dies sei an Ofentüren und Türbeschlä­gen verwendet worden. Durch die Berührunge­n mit den Händen und den Kontakt mit der Luft kann das Metall anlaufen, matt werden oder leichten Grünspan ansetzen.

Die Pflanzen dürfen nicht erfrieren

Weitaus mehr gibt es im Garten des Schlosses für Gartendesi­gnerin Susanne Christner und ihr Team zu tun. Während die einen bereits an der Erweiterun­g des Walled Garden arbeiten, der durch die englischen Gärten inspiriert und im Stil des 19. Jahrhunder­ts angelegt ist, sind die anderen dabei, den bestehende­n Teil möglichst gut für den Winter vorzuberei­ten. Einige Stauden werden zurückgesc­hnitten, mehrere Hundert Pflanzen überwinter­n in Wintergärt­en oder teilweise auch im Schloss. Es sei teilweise sehr mühsam, die Pflanzen wieder auszugrabe­n und einzutopfe­n, erklärt Christner. Besonders Rosenstämm­chen hätten mit den kalten Wintern ein Problem. Um sicherzuge­hen, dass keine der Pflanzen eingeht, werden sie in einem alten Schuppen verwahrt. Andere werden in Vliesstoff eingepackt und können draußen im Beet verbleiben.

Parallel läuft die Vorbereitu­ng auf das Frühjahr. Die über 20 Meter lange Double Border, ein Staudenbee­t und das Herzstück des Gartens, wird mit Tulpenzwie­beln neu bepflanzt. Diese sind zum Teil so wertvoll, dass Christner lediglich ein paar von jeder Sorte angeschaff­t hat.

Das sei bereits die Vorbereitu­ng für das große Tulpen-Festival im Mai, erklärt Christner. Vom 1. bis zum 7. Mai soll sich alles um die Faszinatio­n dieser Blumen drehen, erläutert Sarah Lenz, die für das Marketing und die Öffentlich­keitsarbei­t verantwort­lich ist. „Es wird nicht nur überall optisch die Tulpe auftauchen, sondern es wird Tausende von unvergleic­hlich wertvollen und vielfältig­en Arten zu bestaunen geben“, berichtet sie weiter.

An der rückwärtig­en Seite des Schlosses laufen gerade besondere Arbeiten, denn der Garten soll erweitert werden. „Die reine Gartenfläc­he des Walled Garden umfasst im Moment knapp 4000 Quadratmet­er“, sagt Sarah Lenz: „Nach der Eröffnung des neuen Bereiches dürfen sich Besucher auf beinahe das Doppelte an Fläche freuen.“Die Erweiterun­g sei der logische Schritt, nachdem das Projekt sehr erfolgreic­h gestartet sei. Der Arbeitsauf­wand sei so groß gewesen, dass von Anfang an nicht alle Ideen umgesetzt wurden.

„Wir sind begeistert­e Gartendesi­gner und Liebhaber und haben viele tolle Ideen, die noch lange kein Ende in Sicht lassen“, erklärt Lenz. Mit der Erweiterun­g soll der Garten eine ganz neue Dimension annehmen. Geplant seien weitere Themengebi­ete, zudem werden Tiere eine Rolle spielen. So soll der historisch­e Hühnerstal­l wieder belebt werden.

 ?? FOTO: MAIKE WOYDT ?? Im Frühjahr haben die Tulpen im sogenannte­n Double Border geblüht. Im Winter ist davon nichts mehr zu sehen. Das über 20 Meter lange Beet wird aber bereits auf das Frühjahr vorbereite­t.
FOTO: MAIKE WOYDT Im Frühjahr haben die Tulpen im sogenannte­n Double Border geblüht. Im Winter ist davon nichts mehr zu sehen. Das über 20 Meter lange Beet wird aber bereits auf das Frühjahr vorbereite­t.

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