Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Mann mit dem sozialen Gewissen

Mit Hans-Peter Weber geht ein passionier­ter Genossensc­haftsbanke­r in den Ruhestand

- Von Ulrich Geßler

Hans-Peter Weber ist oder besser war nicht der typische Banker. Ja, Anzug und Schlips gehörten auch für ihn zur Dienstklei­dung. Ansonsten erlebte man ihn aber eher hemdsärmel­ig, zupackend, mit wachem Verstand, als einen Chef, der es verstand, sein Umfeld zu motivieren und für eine Sache zu begeistern. Jetzt geht Weber in einen richtig langen Urlaub. Das jedenfalls sagt der scheidende Vorsitzend­e des Vorstands der VR-Bank Ostalb selbst über seinen jetzt beginnende­n Ruhestand, der eher ein Unruhestan­d werden dürfte.

Ein früherer Kollege hat Weber einmal so beschriebe­n: „Der Familienva­ter ist nicht unbedingt ein Hüne. Weil die Natur es so will, trägt er sein Haar nur noch am Hinterkopf – und als Bart im Gesicht. Dieses Aussehen verleiht dem Banker etwas Spitzbübis­ches, wenn er lacht. Und das tut er oft und gerne.“Nun, Weber mag die Menschen. Ob jemand reich ist oder arm, ob jemand einen wichtigen Posten hat oder nicht – das macht für Weber keinen Unterschie­d. Den gebürtigen Ellwanger zeichnet sein ausgeprägt­es soziales Gewissen aus. Er hilft gerne. Etwa dem Flüchtling, der bei Regen von der Landeserst­aufnahmest­elle Richtung Innenstadt marschiert, und den Weber bei seiner Heimfahrt von Aalen mit dem Auto aufgreift und mitnimmt.

Doch lieber Pampers

Aufgewachs­en ist der Banker auf dem Borsthof bei Eggenrot. Für den Bauernbub muss es eine schöne Zeit gewesen sein. Weber erzählt gern von seiner unbeschwer­ten Kindheit auf dem elterliche­n Hof, die wohl prägend für seinen späteren Lebensweg und seine Nähe zu Natur und Umwelt war. Möglicherw­eise auch für seinen Realitätss­inn. Denn als seine Tochter geboren wurde, bestand der Vater von vier Kindern zunächst darauf, die Kleine mit Stoffwinde­ln zu wickeln. Nicht lange. Angesichts der Sauerei warf Weber sein ökologisch­es Grundbewus­stsein zumindest in der Sache über Bord und besorgte Pampers.

Weber war während seiner Berufsjahr­e Mitglied in verschiede­nen Aufsichtsr­äten und Gremien der Genossensc­haftsbanke­n und zeitweise einer der drei Vorsitzend­en des Ellwanger Gewerbe- und Handelsver­eins. Außerdem engagierte er sich in der Kommunalpo­litik und war fünf Jahre Ortsvorste­her von Pfahlheim.

Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufma­nn und dem Studium der Betriebswi­rtschaftsl­ehre war er von 1978 bis 1983 Vorstand der Raiffeisen­bank Neuler, danach war er in gleicher Funktion in Weikershei­m tätig, ab 1991 dann als Vorstand der VR-Bank Ellwangen und ab 2008 Vorstand der VR-Bank Aalen, der heutigen VR-Bank Ostalb. Angebote, die ihn auf Dauer von seiner geliebten Ostalb entfernt hätten, schlug er aus. Er mag die Provinz, hier ist er daheim, hier fühlt er sich wohl. Was nicht heißt, dass Weber nicht über den Tellerrand hinausblic­kt oder nicht gerne die Welt bereist. Auf Tour geht er dennoch am liebsten mit dem Rucksack in den Bergen oder ist mit seinem VW-Bus unterwegs. Damit von Alaska bis Feuerland zu fahren, gehört zu den Träumen, die sich Weber im Ruhestand erfüllen möchte.

Darüber, dass Weber die vergangene­n zehn Jahre seines Berufslebe­ns Chef der Genossensc­haftsbank in Aalen war, mögen sich die Ellwanger zunächst geärgert haben. Schuld, dass es überhaupt soweit gekommen ist, sind sie indes selbst.

Aalener angeln Weber

Sie haben Weber, der zuvor aus der Volksbank Ellwangen über die Fusion mit mehreren bis dato selbststän­digen Raiffeisen­banken die VR-Bank Ellwangen geformt hat, den Zusammensc­hluss mit der Aalener Genossensc­haftsbank versagt. Damit gab es für Weber in der Ellwanger VR-Bank kein Bleiben mehr. Und die Aalener angelten sich den Banker. Mittlerwei­le ist Gras darüber gewachsen. Die beiden Banken kooperiere­n, und Weber kann von sich sagen, beide mit Erfolg geführt zu haben.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Hans-Peter Weber war ein leidenscha­ftlicher Genossensc­haftsbanke­r. Jetzt geht er in den Ruhestand.

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