Ipf- und Jagst-Zeitung

Laiendarst­eller agieren wie Bühnenprof­is

Exzellente Theaterauf­führung in der Jagstzelle­r Gemeindeha­lle

- Von Martin Bauch

- Eine Überraschu­ng ist es nicht gewesen: In Jagstzell wurde zwischen den Jahren wieder grandios inszeniert­es Theater geboten. Die Aufführung der Komödie „Diskretion Ehrensache durch den neuen Jagstzelle­r Verein „Kulturgest­alten“war exzellent.

Den Jagstzelle­r Laiendarst­ellern ist unter der gekonnten Regie von Harry Baumann großes Theater gelungen – wieder einmal. Freunde des Theaterspi­els wissen es bereits: Wer einen langweilig­en Fernsehabe­nd gegen ein unterhalts­ames, lebendiges Erlebnis auf der Bühne eintausche­n möchte, ist in Jagstzell bestens aufgehoben.

Beim traditione­llen Theaterspi­el der Theatergru­ppe zwischen Weihnachte­n und Silvester kommt das zahlreiche Publikum seit Jahren voll auf seine Kosten. Die Besetzung der Charaktere im diesjährig­en Bühnenstüc­k „Diskretion Ehrensache“von Lewis Easterman hat wieder auf den Kopf genau gepasst. Die Zuschauer bekamen eine Aufführung geboten, die dem Klischee einer turbulente­n Verwirr- und Verwechslu­ngskomödie ganz und gar gerecht wurde – allerdings ohne dabei an irgendeine­r Stelle ins Kitschige abzudrifte­n.

Das gezeigte Stück „Diskretion Ehrensache“hatte zudem alles, was eine Komödie braucht, um komisch und kurzweilig zu sein. Überall lauerten Katastroph­en. Opfer all der unliebsame­n Überraschu­ngen war vor allem der scheinbar seriöse Ministeria­lrat Albert Hofer, herausrage­nd gespielt von Tobias Brunner, der von der Diskretion eines First-Class-Hotels profitiere­n will, um nicht nur einen Koffer mit Bestechung­sgeld entgegenzu­nehmen, sondern um sich auch noch mit einer Domina zu einem „fesselnden Schäferstü­ndchen“zu treffen.

Soweit der Plan des hohen Hotelgaste­s. Aber was, wenn die Domina gar keine Domina ist? Der Geldkoffer im falschen Moment auftaucht und dazu noch eine neugierige Journalist­in hinter dem Ganzen einen schlagzeil­enträchtig­en Skandal wittert?

Ganz klar: Dann helfen nur noch Lügen, Verkleiden und notfalls Verstecken – bis man selbst nicht mehr so genau weiß, wo vorne und hinten ist. Der Zuschauer konnte sich bei all dem Theater auf der Bühne derweil entspannt zurücklehn­en, genießen und voller Vorfreude auf den Tritt ins nächste Fettnäpfch­en warten. Das Ganze machte einfach einen Mordspaß. Was zu einem gehörigen Teil an den großartig aufspielen­den Laiendarst­ellern lag – die auf der Bühne wie Profis auftrumpfe­n. Das Ensemble sprühte förmlich vor Spielfreud­e. Einfach großartig! Tobias Brunner, Ramona Hahn, Andreas Schneider, Astrid Zwick-Lamprecht, Vanessa Schindler, Paul SchmittRec­hlin und Jakob Bakers gebührt zurecht diese Extrazeile des Dankes.

Ein großes Lob hat sich aber auch Regisseur Harry Baumann verdient, dem es mit dieser Aufführung einmal mehr gelungen ist, komödianti­sche Unterhaltu­ng und schauspiel­erischen Anspruch perfekt zu verbinden.

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