Trauer um Rudolf Schlegelmilch
Vater des Aalener Urweltmuseums verstirbt im Alter von 87 Jahren
(tu) - Er ist ein renommierter Physiker gewesen, aber seine Leidenschaft war auch die Paläontologie. In dieser Eigenschaft ist er einer der Väter des 1977 gegründeten Aalener Urweltmuseums geworden. Auch sonst war er in seiner zweiten Heimat Aalen vielfach aktiv: Rudolf Schlegelmilch. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist er kurz vor Weihnachten im Alter von 87 Jahren nach längerer Krankheit gestorben.
Schlegelmilch wurde in Arnstadt in Thüringen geboren und war dort als engagierter Radiobastler bekannt. Er studierte Physik in Jena und Berlin, wo er 1967 auch promovierte. Danach kam er als wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Firma Zeiss nach Oberkochen, bei der er 24 Jahre Projektleiter für astronomische Großinstrumente war.
Auf der Ostalb faszinierten ihn schon bald die geheimnisvollen schwäbischen Fossilien und so entdeckte Schlegelmilch seine Leidenschaft für die Paläontologie. Dabei sei ihm der Spagat zwischen seiner beruflichen Herausforderung als Projektleiter bei Zeiss und der Geologie ohne Verrenkungen gelungen, erzählte er. Doch im Alter von 60 Jahren hängte er seine Arbeit bei dem Oberkochener Weltunternehmen an den Nagel und widmete sich fortan ganz der Paläontologie. Hatte er doch schon 1973 die 44. Jahrestagung der Internationalen Paläontologischen Gesellschaft geleitet, die erstmals nicht in einer Universitätsstadt stattgefunden hatte, sondern in Aalen, das damals noch keine Universität hatte.
Vielfältig engagiert
Einen Namen machte sich Schlegelmilch mit mehreren Standardwerken über Ammoniten des süddeutschen Jura. Zusammen mit Fritz Sauter entwarf er 28 Texttafeln und korrigierte 19 Vitrinen für das 1977 eröffnete Urweltmuseum im Spion-Rathaus. Später richtete er dort mit Ulrich Sauerborn, dem Leiter des Limesmuseums, eine komplette Eiszeitabteilung ein. Das Museum wird von der Geologengruppe Ostalb getragen, deren Gründungsmitglied Schlegelmilch war, und ist Teil des Geoparks Schwäbische Alb.
Aber auch darüber hinaus war Schlegelmilch vielfach engagiert. Er war Vorsitzender der Aalener Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins und stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Dritte-Welt-Laden sowie im Besucherbergwerk Tiefer Stollen aktiv. In Würdigung seiner Verdienste um die Paläontologie erhielt er 1986 die Karl-Alfred-von-Zittel-Medaille, 2006 ehrte ihn die Bundesrepublik Deutschland mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens.
Der Verstorbene war seit 1977 in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Christine Schlegelmilch verheiratet, die in Aalen für ihre Puppenbühne bekannt ist. Mit ihr zusammen war er friedenspolitisch sehr aktiv.