Mit Soldaten gegen die Konkurrenz
Hans-Dieter Bolter schreibt über die Eisengewinnung in der Fürstpropstei
- Hans-Dieter Bolter ist als Erforscher der Ellwanger Unterwelt mit ihren Felsenkellern bekannt. Nun hat er sich mit der Eisengewinnung beschäftigt und daraus ein Buch gemacht. Das 128-seitige, reich bebilderte Werk trägt den Titel „Fürstpropstei Ellwangen – Eisengewinnung – Ringen um Einfluss und Fortschritt“.
Angefangen hat Bolters Interesse für die Eisengewinnung mit der Bataille Roßnagel, bei der die Ellwanger im Leintal bei der Roßnagelmühle Ende des 18. Jahrhunderts versucht haben, einen Hochofen auf fremdem Gebiet zu zerstören. Damit fing seine Recherche an.
Rund 200 Jahre fürstpröpstliche Erz- und Eisengewinnung, von 1611 bis 1803, thematisiert Bolter in seinem, im Eigenverlag erschienenen Buch. Dabei baute er überregionale historische Ereignisse mit ein. Der Leser findet zur Illustration auch einige von Bolter selbst gefertigte Aquarelle und Zeichnungen.
Ab 1611 ließ Johann Christoph I. Fürstpropst von Westerstetten, der in die Ellwanger Geschichte als Hexenverfolger eingegangen ist, am Braunenberg nach Eisenerz schürfen. Als in Oberalfingen welches entdeckt wurde, ließ er einen Schmelzofen in Abtsgmünd bauen. Drei Jahre später, 1614, erwarb Johann Christoph II. von Freyberg Eisenwerke in Oberkochen und Unterkochen.
Eindrucksvoll beschreibt Bolter die Aufbereitung des Eisenerzes, die gefährlichen Arbeiten an den Hochöfen, das Schmiedehandwerk und die Arbeiten für die Hütten wie die Holzkohleherstellung in Kohlemeilern. Hochofen und Hammerwerk in Abtsgmünd und die Schmelzwerke in Ober- und Unterkochen bildeten bei Beginn des Dreißigjährigen Krieges die Grundlagen der fürstpröpstlichen Eisenproduktion.
1648, am Ende des Kriegs, befanden sich alle Werke in einem desolaten Zustand oder waren gar komplett zerstört. Der demolierte Hochofen in Oberkochen war schon 1644 abgebrochen worden. 1650 wurde ein Hochofen in Unterkochen gebaut und 1670 abgerissen. 1671 schließlich wurde der Hochofen Wasseralfingen am Fuß des Braunenbergs in Betrieb genommen.
Franz Georg von Schönborn, der von 1732 bis 1756 Fürstpropst von Ellwangen war, baute das Hüttenwesen aus und nutzte es als lukrative Geldquelle für seine Bautätigkeit.
Ausführlich widmet sich HansDieter Bolter dem Königsbronner Industriellen Johann Georg Blezinger, dessen Hauslehrer der Aalener Aufklärer und Freiheitskämpfer Christian Friedrich Daniel Schubart war.
Blezinger, der die Hammerschmiede am Brenztopf betrieb, erwarb 1785 für 20 Jahre das Recht, in Essingen nach Eisenerz zu graben. Als möglichen Hüttenstandort sah er die Roßnagelmühle an der Lein bei Abtsgmünd, die er 1786 als Erblehen erhielt. Die Fürstpropstei und Blezinger waren Konkurrenten im Eisengeschäft. Am 25. November 1786 kam es zur Bataille Roßnagel. Acht Reiter, 20 Infanteristen mit Gewehren, Bajonetten, Trommeln und Pfeifen, 40 Zimmerleute mit Äxten, 50 Leute mit Hauen und Schaufeln sowie 300 Mann Landmiliz marschierten auf, ebenso das fürstliche Militär in blauen Röcken.
„Die Fürstpropstei wollte zeigen, dass sie gewillt war, gegen Konkurrenten massiv vorzugehen“, so Bolter. Zerstört wurden ein Wehr und ein Damm, eine Bauhütte und Baumaterial wurden angezündet. Bolter nimmt an, dass die Hütte nie in Betrieb gegangen ist. Mit dem Ende der Fürstpropstei 1803 kamen die Hütten zu Württemberg. Das Schmelzwerk in Wasseralfingen wurde die Keimzelle für das „Schwäbische Ruhrgebiet“. Das Buch hat eine Auflage von 200 Exemplaren und kostet 24,90 Euro. Es ist in den Buchhandlungen, bei der Stadt, im Alamannenmuseum sowie im Tiefen Stollen und im Limesmuseum in Aalen und in Königsbronn erhältlich.