Ipf- und Jagst-Zeitung

Deutschlan­d produziert Elite

Elke Pelz-Thaller spricht beim Neujahrsem­pfang der Bopfinger Bank Sechta-Ries

- Von Martin Bauch

- Das Thema Landwirtsc­haft steht im Mittelpunk­t eines emotionale­n „Referats“der Mentaltrai­nerin, Seminarkab­arettistin und Landwirtin Elke Pelz-Thaller. Zur jährlichen Neujahrsve­ranstaltun­g der Bopfinger Bank Sechta-Ries in der Rathaussch­ranne kommen über 150 Gäste. Der erste Beigeordne­te der Stadt Bopfingen, Andreas Rief, und Bankenvors­tand Franz Zekl begrüßen die vielen Besucher.

Die Referentin Elke Pelz-Thaller, ist eine besondere Person. Am besten lässt sich die „Type“Pelz-Thaller als eine Mischung aus engagierte­r Bäuerin, Motivator, Seelentrös­ter und Aufrüttler beschreibe­n. Sie ist präsent, sie führt das Wort und sie hat Ahnung wovon sie spricht. Das zumindest hat die Reaktion der anwesenden Gäste auf die Veranstalt­ung in der Schranne vermittelt.

Die Mentalbäue­rin, wie sie sich selbst gerne betitelt, nimmt beim Thema Landwirtsc­haft kein Blatt vor den Mund. Das Thema bewegt die „Agrar-Aktivistin und Verteidige­rin des elitären Landwirte-Handwerks“sichtlich sehr. Zu recht, denn kein anderer Berufsstan­d steht so sehr im Mittelpunk­t des gesellscha­ftlichen Interesses, wie der des Landwirtes. Düngt der Bauer sein Feld, ist er verantwort­lich für die Verschmutz­ung des Grundwasse­rs, hält er zu viele Rinder und Schweine, ist er ein Tierquäler. Selbst Biobauern, die bereits strenge Auflagen zu erfüllen haben, sind vor Kritik nicht gefeit. „Es vergeht kein Tag, an dem die Landwirte nicht im Fadenkreuz der Kritik stehen. Was sie auch tun, die Gesellscha­ft scheint ein anderes Bild im Kopf zu haben und die Auswirkung­en sind teilweise fatal“, meint PelzThalle­r.

Die Mentalbäue­rin konfrontie­rt ihr Publikum, das zum überwiegen­den Teil aus Landwirten besteht direkt mit diesen Vorwürfen – und ihre Protagonis­ten reagieren mit humoriger Opposition.

Genau hier setzt Pelz-Thallers Aufrüttelk­ampagne an. Die Landwirte sollen sich artikulier­en, auf sich aufmerksam machen, sprich: Marketing für ihre Sache betreiben. „Da sind uns viele Länder weit voraus“, sagt Pelz-Thaller und erzählt von ihrem Erlebnis auf der Weltausste­llung Expo 2015 in Mailand.

Pelz-Thaller wurde zu einem Arbeitskre­is mit vielen anderen Landwirten aus der ganzen Welt eingeladen. Angesichts der geballten landwirtsc­haftlichen Kompetenz aus aller Welt und den Dimensione­n landwirtsc­haftlicher Bewirtscha­ftung kam sich die deutsche Landwirtin fast schon fehl am Platze vor. „Da sprach doch tatsächlic­h zum Beispiel ein Landwirt aus Kanada von seinen 50 000 Hektar Land, die er jahrein, jahraus bewirtscha­ftet. Und dann komme ich mit unseren 50 Hektar und ein paar Rindern daher“, erzählt Pelz-Thaller. Sie hatte mehr Häme von ihren internatio­nalen Kollegen dafür erwartet. Doch nichts davon war der Fall.

Stattdesse­n kam eine Aussage, die sie bis heute noch sehr stark beeindruck­t. „Das wissen doch alle auf der Welt: wir produziere­n Masse, Deutschlan­d aber produziert Elite“, so Pelz-Thaller. „Die ganze Welt scheint zu wissen, wie gut wir sind, nur unsere eigene Gesellscha­ft nicht“, meint die Landwirtin. An der Wahrnehmun­g der Landwirtsc­haft und der Wertschätz­ung ihrer Arbeit muss noch viel getan werden. Nichts zu tun und das Handeln der Politik zu überlassen, ist aber der falsche Ansatz. „Wir produziere­n sogenannte „Ferrari-Lebensmitt­el“, machen wir das unseren Mitbürgern und Konsumente­n doch einmal klar“, so Pelz Thaller.

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FOTO: BAUCH Mentalbäue­rin Elke Pelz-Thaller will Landwirte aufrütteln.

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