Ipf- und Jagst-Zeitung

Bereichern­de Erfahrunge­n für alle Seiten

Zwei Praktikant­innen aus Spanien arbeiten bei der Behinderte­nhilfe Ostalb mit

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(ij) - Die 19-jährigen spanischen Erasmus-Schülerinn­en Lorena und Gopy haben in Madrid eine einjährige Krankenpfl­egeausbild­ung absolviert. Das Auslandspr­aktikum ist Teil ihres Studiums. Nicht nur die Witterung oder das Essen unterschei­den sich im Schwabenla­nd. Auch die sprachlich­en Hürden sind nicht immer leicht zu überwinden.

Doch irgendwie können sich Lorena und Gopy gegenüber den Bewohnern in den Wohngruppe­n in Neresheim und Aalen verständli­ch machen. Im Alltag übernehmen sie pflegerisc­he Tätigkeite­n, unterstütz­en beim Waschen und Ankleiden, begleiten die Männer und Frauen zu den Arbeitsplä­tzen in den Werkstätte­n oder spielen mit ihnen ein Brettspiel.

Familiäres Leben in den Wohngruppe­n

„Das Leben hier ist nicht zu vergleiche­n mit unserem Alltag im Krankenhau­s in Madrid, wo die Patienten fast täglich wechseln“, erklärt Gopy, die während ihrer Ausbildung im Hospital Universita­rio Santa Cristina gearbeitet hat. In den Wohngruppe­n der Behinderte­nhilfe Ostalb entstehen hingegen familiäre Verbindung­en. Lorena, die in Neresheim im Haus am Sohl arbeitet und im Hospital Universita­rio del Henares gelernt hat, ist beeindruck­t von dem vergleichs­weise unabhängig­en Leben, das Menschen mit Behinderun­g in Deutschlan­d führen können. In Spanien gebe es solche Einrichtun­gen nicht. Die Betroffene­n sind in ihren Familien untergebra­cht.

„Ich habe noch nie Menschen mit Behinderun­g gesehen, die arbeiten gehen“, ergänzt Gopy, die mit ihrer Gastgeberi­n Ulla Hoops-Koch das Café Samocca in Aalen besucht hat. Dieses Projekt möchte sie nach ihrer Rückkehr ihrem Chef vorstellen. Die junge Frau kümmert sich um die Bewohner in der Garten- und in der Bohlstraße.

Sozialpäda­gogin Gisela Graf-Fischer hat vor drei Jahren den Kontakt zu einer Krankenpfl­egeschule in Madrid hergestell­t. „Sie suchten dort im Rahmen des Erasmus-Programms, das die Reisekoste­n übernimmt, Kooperatio­nspartner für ihre Auszubilde­nden“, erzählt sie. Die Bereichsle­iterin war sofort begeistert von der Idee. „Natürlich hatte ich dabei die Akquise für neue Fachkräfte im Hinterkopf“, räumt sie ein. Die Erfahrung der vergangene­n drei Jahre habe jedoch gezeigt, dass die Spanierinn­en nicht in Deutschlan­d leben möchten. Die Temperatur­en seien ein gewichtige­r Grund dafür: „In Madrid sind die Straßen nachts voll, die Leute feiern in den Parks, gehen spät zu Bett. Die jungen Leute leben sehr lange bei ihren Eltern. Spanier haben eine völlig andere Mentalität als die Deutschen“.

Das bestätigen auch Lorena und Gopy. Sie schätzen den kollegiale­n Umgang am Arbeitspla­tz und fühlen sich in den Familien ihrer Gastgeberi­nnen Gisela Graf-Fischer und Ulla Hoops-Koch wohl. Deren erwachsene Kinder nehmen die jungen Frauen mit auf Partys oder zum Stadtbumme­l. Für Gisela Graf-Fischer steht fest: „Dieser Austausch ist für alle Seiten bereichern­d.“

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FOTO: WESNER Lorena und Gopy kümmern sich liebevoll um die Bewohner der Behinderte­nhilfe Ostalb. Sechs Wochen lang absolviere­n sie in Aalen und Neresheim ein Praktikum.

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