Entzaubert
Wem es gut geht, der ruht sich auf dem Erreichten aus – das gilt auch für die Technik-Ikone Apple. Solange sich das iPhone trotz überteuerter Preise verkaufte, schien es keinen Grund für Änderungen zu geben. Das ist vorbei.
Eine große Überraschung ist das nicht: Die Marktanteile waren in der Handy-Welt schon immer besonders beweglich. Während Konzerne wie Miele und Coca-Cola mit ihren Produkten langfristige Werte schufen, ziehen die führenden Handy-Anbieter wie ein Flimmern durch die Wirtschaftsgeschichte. Siemens Mobile, Motorola, Nokia, Blackberry, Sony Ericsson, HTC – sie alle trugen bereits mit mindestens einem Modell die Krone des Marktführers. Heute sind sie schon fast wieder vergessen: Sie haben Trends verpasst, weil sie an vermeintliche Stärken klammerten, wurden von Rivalen überholt und überraschend schnell vom Kunden abgehakt.
Die Warnzeichen bei Apple waren unübersehbar. Im vergangenen Jahr stagnierte der Absatz an iPhones. Bezeichnenderweise fiel in diese Periode der Augenblick, an dem das Unternehmen die Rekord-Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar durchbrach. Apple-Chef Tim Cook verbreitete da noch Optimismus: Den sinkenden Absatz könne er durch höhere Preise auffangen. Hochmut kommt vor dem Fall.
Die aktuellen Zahlen offenbaren nun die Wahrheit: Die Kunden sind nicht mehr bereit, die überzogenen Preise hinzulegen. Schließlich gibt es zur Hälfte des Preises ebenbürtige Smartphones aus China. Der Trend ist weltweit zu spüren. Apple muss seinem Ruf wieder gerecht werden, wirklich neuartige und hilfreiche Elektronik herzustellen, statt nur die Preisschraube für das Immergleiche anzuziehen.