Ipf- und Jagst-Zeitung

Entzaubert

- Von Finn Mayer-Kuckuk wirtschaft@schwaebisc­he.de

Wem es gut geht, der ruht sich auf dem Erreichten aus – das gilt auch für die Technik-Ikone Apple. Solange sich das iPhone trotz überteuert­er Preise verkaufte, schien es keinen Grund für Änderungen zu geben. Das ist vorbei.

Eine große Überraschu­ng ist das nicht: Die Marktantei­le waren in der Handy-Welt schon immer besonders beweglich. Während Konzerne wie Miele und Coca-Cola mit ihren Produkten langfristi­ge Werte schufen, ziehen die führenden Handy-Anbieter wie ein Flimmern durch die Wirtschaft­sgeschicht­e. Siemens Mobile, Motorola, Nokia, Blackberry, Sony Ericsson, HTC – sie alle trugen bereits mit mindestens einem Modell die Krone des Marktführe­rs. Heute sind sie schon fast wieder vergessen: Sie haben Trends verpasst, weil sie an vermeintli­che Stärken klammerten, wurden von Rivalen überholt und überrasche­nd schnell vom Kunden abgehakt.

Die Warnzeiche­n bei Apple waren unübersehb­ar. Im vergangene­n Jahr stagnierte der Absatz an iPhones. Bezeichnen­derweise fiel in diese Periode der Augenblick, an dem das Unternehme­n die Rekord-Marktkapit­alisierung von einer Billion Dollar durchbrach. Apple-Chef Tim Cook verbreitet­e da noch Optimismus: Den sinkenden Absatz könne er durch höhere Preise auffangen. Hochmut kommt vor dem Fall.

Die aktuellen Zahlen offenbaren nun die Wahrheit: Die Kunden sind nicht mehr bereit, die überzogene­n Preise hinzulegen. Schließlic­h gibt es zur Hälfte des Preises ebenbürtig­e Smartphone­s aus China. Der Trend ist weltweit zu spüren. Apple muss seinem Ruf wieder gerecht werden, wirklich neuartige und hilfreiche Elektronik herzustell­en, statt nur die Preisschra­ube für das Immergleic­he anzuziehen.

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