Das Tierwohl-Label kommt näher
Was Tierhalter tun müssen, um das Siegel zu bekommen – und warum es umstritten ist
Nach wie vor kaufen die meisten Deutschen am liebsten vor Ort ein, 60 Prozent gehen mehrmals die Woche Lebensmittel kaufen, neun Prozent sogar täglich. Lieferservices werden dagegen eher selten beauftragt, nur in Großstädten haben 15 Prozent im letzten Jahr einen Lieferservice genutzt.
Weniger Verschwendung
Ein großes Thema ist für viele die Verschwendung. Auf die Frage, wie man die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sicherstellen will, antworten 84 Prozent, dass man die Lebensmittelabfälle reduzieren müsste, 74 Prozent wollen ihren Fleischkonsum einschränken und
- Nach Jahren der Diskussion ist die Bundesregierung einem staatlichen Tierwohllabel offenbar einen großen Schritt näher gekommen. Das Landwirtschaftsministerium hat sich mit Vertretern der Tierhalter, der Verbraucher, des Tierschutzes und des Handels auf Kriterien für ein solches Kennzeichen geeinigt. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) bestätigte am Mittwoch bei der Vorstellung des Ernährungsreports, dass sich das entsprechende Gesetz jetzt in der Ressortabstimmung befinde. Zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“berichtet.
Zunächst soll mit dem Label die Haltung von Schweinen verbessert werden, andere Tiere folgen später. Geplant ist ein dreistufiges Kennzeichen:
Landwirtschaftsministerin Julia Klöcker bei der Vorstellung des Ernährungsreports
Demnach sollen die Schweine ja nach Stufe bis zu 100 Prozent mehr Platz bekommen. Auch die umstrittene Ferkelkastration ohne Betäubung muss unterbleiben, wenn der Hersteller ein Tierwohllabel haben will. Weitere Kriterien, etwa die Ausstattung der Ställe, die Art des Futters und die Dauer von Transporten, finden ebenfalls Eingang in die Einstufung. In diesem Jahr soll das Gesetz beschlossen werden, sodass das Label ab 2020 in den Supermärkten erscheinen kann.
„Natürlich wissen wir, dass das dann auch mehr kostet“, sagte Klöckner am Mittwoch. „Das kann nicht allein der Tierhalter bezahlen.“Sie verwies allerdings darauf, dass 90 Prozent bereit sind, mehr für ihr Fleisch zu zahlen, wenn die Tiere besser gehalten werden. 80 Prozent der Verbraucher wünschten sich ein solches Label.
Allerdings setzt die Bundesregierung – wie bei der Reduktion von Fett, Salz und Zucker in Fertiglebensmitteln – auf Freiwilligkeit. Ministerin Klöckner will, dass die Kennzeichnung „ein Anreiz ist, mehr zu tun, als das gesetzliche Mindestwohl vorsieht“. Wer sich nur an die Gesetze hält, bekommt das Label nicht. „Wir belohnen ja auch keine Autofahrer, die an einer roten Ampel halten“, so Klöckner. Die Verbraucherschützer von Foodwatch halten das für einen Fehler: „Ein freiwilliges Tierwohl-Label wird am katastrophalen Gesundheitszustand zahlreicher Nutztiere kaum etwas ändern.“Auch dass es bereits jetzt viele Siegel und Kennzeichen gibt, kritisieren Verbraucherschützer.