Bauern wollen mehr unternehmerischen Freiraum
Guter Zuspruch bei Bauernkundgebung zum Kalten Markt – Kritik an praxisfremden Forderungen aus der Politik
- Trotz des Wintereinbruchs und der angespannten Verkehrslage hat die Bauernkundgebung zum Kalten Markt wieder guten Zuspruch erhalten. Die Ellwanger Stadthalle war fast voll besetzt.
Oberbürgermeister Karl Hilsenbek würdigte den Kalten Markt als Ort der Begegnung mit einer über 1000-jährigen Tradition. Die Landwirte lobte er als Partner der Stadtentwicklung, auch im Hinblick auf die Landesgartenschau im Jahr 2026, für die die Stadt Grundstücke ankaufen oder pachten wolle. Der CDUBundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter kritisierte, dass den Bauern zu viel Verantwortung aufgebürdet werde. Er sagte ihnen zu, sich für eine Änderung der EU-Förderrichtlinien einzusetzen, damit kleinere und mittlere Betriebe besser unterstützt werden können. Kiesewetter richtete auch einen Gruß seiner SPD-Bundestagskollegin Leni Breymaier aus, die wegen eines Autounfalls nicht nach Ellwangen kommen konnte. Landrat Klaus Pavel sagte, die Landwirte des Ostalbkreises hätten die „brutale Trockenheit“des vergangenen Jahres „mit zwei blauen Augen“überstanden, und wünschte den Bauern „ein Wirtschaftsjahr 2019 vom Allerfeinsten“.
Kucher: Landwirte bekommen oft den Schwarzen Peter
Der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Hubert Kucher, klagte über zunehmende und widersprüchliche Anforderungen an die Bauern. Als Beispiel nannte er die Forderung, auf die Anbindehaltung bei Milchkühen zu verzichten. In Laufställen würden jedoch die Emissionen steigen, was klimaschädlich sei. „Sollen die Tiere dann wieder angebunden werden?“, fragte er ins Publikum.
Der württembergische König Wilhelm I. habe den Bauern nach den Hungerjahren zu Beginn des 19. Jahrhunderts Vertrauen und unternehmerische Freiheit geschenkt, sagte Kucher. Heute gehe die Politik vielfach in eine andere Richtung. Die Bürokratie nehme zu, die Ansprüche an die Bauern würden immer praxisfremder. Kucher kritisierte zudem, dass der Landwirtschaft oft der Schwarze Peter für Fehlentwicklungen zugeschoben werde. Sie werde etwa für das Insektensterben verantwortlich gemacht, nicht aber der Flächenverbrauch der Gewerbegebiete.
Die Digitalisierung sieht der Vorsitzende des Kreisbauernverbands als Chance für die Betriebe. Deshalb forderte Kucher die Landesregierung auf, das „Internet auf die Überholspur“ zu setzen. Zudem bat er das Land, sich für stabile EU-Budgets stark zu machen: „Die landwirtschaftlichen Familien brauchen Planungssicherheit“, sagte Kucher. Der Chor der Ellwanger Landfrauen unter Leitung von Ingrid Philipp hatte die Kundgebung mit zwei Liedern eröffnet.