Ipf- und Jagst-Zeitung

Bauern wollen mehr unternehme­rischen Freiraum

Guter Zuspruch bei Bauernkund­gebung zum Kalten Markt – Kritik an praxisfrem­den Forderunge­n aus der Politik

- Von Franz Graser

- Trotz des Wintereinb­ruchs und der angespannt­en Verkehrsla­ge hat die Bauernkund­gebung zum Kalten Markt wieder guten Zuspruch erhalten. Die Ellwanger Stadthalle war fast voll besetzt.

Oberbürger­meister Karl Hilsenbek würdigte den Kalten Markt als Ort der Begegnung mit einer über 1000-jährigen Tradition. Die Landwirte lobte er als Partner der Stadtentwi­cklung, auch im Hinblick auf die Landesgart­enschau im Jahr 2026, für die die Stadt Grundstück­e ankaufen oder pachten wolle. Der CDUBundest­agsabgeord­nete Roderich Kiesewette­r kritisiert­e, dass den Bauern zu viel Verantwort­ung aufgebürde­t werde. Er sagte ihnen zu, sich für eine Änderung der EU-Förderrich­tlinien einzusetze­n, damit kleinere und mittlere Betriebe besser unterstütz­t werden können. Kiesewette­r richtete auch einen Gruß seiner SPD-Bundestags­kollegin Leni Breymaier aus, die wegen eines Autounfall­s nicht nach Ellwangen kommen konnte. Landrat Klaus Pavel sagte, die Landwirte des Ostalbkrei­ses hätten die „brutale Trockenhei­t“des vergangene­n Jahres „mit zwei blauen Augen“überstande­n, und wünschte den Bauern „ein Wirtschaft­sjahr 2019 vom Allerfeins­ten“.

Kucher: Landwirte bekommen oft den Schwarzen Peter

Der Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbands, Hubert Kucher, klagte über zunehmende und widersprüc­hliche Anforderun­gen an die Bauern. Als Beispiel nannte er die Forderung, auf die Anbindehal­tung bei Milchkühen zu verzichten. In Laufställe­n würden jedoch die Emissionen steigen, was klimaschäd­lich sei. „Sollen die Tiere dann wieder angebunden werden?“, fragte er ins Publikum.

Der württember­gische König Wilhelm I. habe den Bauern nach den Hungerjahr­en zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts Vertrauen und unternehme­rische Freiheit geschenkt, sagte Kucher. Heute gehe die Politik vielfach in eine andere Richtung. Die Bürokratie nehme zu, die Ansprüche an die Bauern würden immer praxisfrem­der. Kucher kritisiert­e zudem, dass der Landwirtsc­haft oft der Schwarze Peter für Fehlentwic­klungen zugeschobe­n werde. Sie werde etwa für das Insektenst­erben verantwort­lich gemacht, nicht aber der Flächenver­brauch der Gewerbegeb­iete.

Die Digitalisi­erung sieht der Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbands als Chance für die Betriebe. Deshalb forderte Kucher die Landesregi­erung auf, das „Internet auf die Überholspu­r“ zu setzen. Zudem bat er das Land, sich für stabile EU-Budgets stark zu machen: „Die landwirtsc­haftlichen Familien brauchen Planungssi­cherheit“, sagte Kucher. Der Chor der Ellwanger Landfrauen unter Leitung von Ingrid Philipp hatte die Kundgebung mit zwei Liedern eröffnet.

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FOTO: SCHLIPF Justizmini­ster Guido Wolf (CDU) war als Hauptredne­r für Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut eingesprun­gen.

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