Facetten eines vielbegabten Künstlers
Dietmar Schmid zeigt ab Donnerstag in seiner Ausstellung „Der Mensch – piktural und skulptural“Malerei, Bildhauerei und Graphik
- Steinblöcke werden zu menschlichen Metamorphosen. Auf der Leinwand treffen Götter und Menschen aufeinander. Realität tritt verfremdet, aber figürlich an. Der Essinger Künstler Dietmar Schmid stellt ab Donnerstag im Aalener Landratsamt aus.
Schmid war an der Aalener Hochschule Vorreiter auf dem Gebiet der Robotik. 2006 emeritierte der Professor. Die Muse der bildlichen und gestaltenden Kunst hatte ihn schon in der Jugend geküsst. Nun zeigt der Künstler in der Ausstellung „Der Mensch – piktural und skulptural“im Landratsamt einen Querschnitt seines Schaffens und Erschaffens: Malerei, Bildhauerei und Graphik.
Schmid, 1941 in Hayingen auf der Schwäbischen Alb geboren, reizt die Andeutung der Abstraktion, aber auch die griechische Mythologie. Das zeigt er etwa mit der gut 1,30 Meter hohen Aphrodite aus Jura-Marmor beim Wasserbecken im Foyer: Die aus dem Meerschaum geborene Göttin taucht auf, den Kopf noch in der Gischt. Geboren, um zu Sterben. Dieses Motiv zelebriert er auch in der Skulptur „Tod und Auferstehung“. Auf der einen Seite Fäulnis, Gerippe, aber auf der anderen Seite erwächst ein sanft geschwungener, neuer menschlicher Körper.
Metamorphosen sind ein beliebtes Motiv von Schmid. Manchmal sind sie aber nicht in einem Objekt vereint, sondern stehen nebeneinander. So wie im Außenbereich der Ausstellung. Da die Agonie, der sterbende männliche Korpus, dort die Freiheit. Eine selbstbewusste und immerhin über 1,80 Meter hohe aufrechte Dame, die eine Art Opposition zu dem sich windenden, verdrehten Körper mit dem Titel Kontorsion darstellt.
Schmid baute an der Hochschule das Labor für Robotik und virtuelle System auf, dessen Leiter er auch war und schreibt bis heute internationale Fachbücher, etwa über 3-D-Druck. Er hat auch unersetzbare Kunstwerke für Museen „dupliziert“und die Möglichkeiten der „Form aus der Maschine“schon vor über 15 Jahren umgesetzt. Ein Beispiel sind die beiden weiblichen Torsi „Partnerschaft“aus Holz, beziehungsweise Blech, gefräst von einem „programmierten“ Laser. Abgenommen wurde der weibliche Körper am lebenden Modell. „Das ist eine besondere Herausforderung“, sagt Schmid. Die beiden Skulpturen heißen übrigens „Partnerschaft w/w“. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften spiegelt Schmid auch, weil sie Selbstverständlichkeit geworden sind, „auch wenn das noch nicht in allen Köpfen angekommen ist“, sagt er.
Schmid verbindet auch Antike mit Zeitgenössischem
In seinen Bildern geht Schmid seinen Weg weiter. Er verbindet Antike mit Zeitgenössischem. 3,50 auf 1,90 Meter groß ist die „Flucht aus Afrika“und er greift die Begierde des Männlichen („Lulu“) auf das Weibliche auf. Auch auf die, die übergriffig und beschämend daherkommt. Ein Beispiel: „CCAA“, das steht für Köln und die Jahreszahl 2015/16 für die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht 2015/2016. Schmid nimmt aber auch die „Großkopfeten“und die Obrigkeit ins Visier. Da schwingt auch Persönliches mit: „Ich lege mich gern mit der Obrigkeit an, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle.“
Zur Eröffnung am
wird Landrat Klaus Pavel begrüßen. In die Ausstellung einführen wird Wolfgang Nußbaumer. Für den musikalischen Rahmen sorgt Christian Steiner.