Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Paradies für Insekten Josef Thomer legt in Röhlingen auf zwei Hektar eine Wildblumen­wiese an.

Josef Thomer hat von der Stadt zwei Hektar Land gepachtet und Blumen ausgesät

- Von Alexandra Rimkus

- Josef Thomer aus Dettenrode­n hat nicht nur ein Herz für alte, gefährdete Nutztierra­ssen. Ihm ist auch der Umweltschu­tz ein Anliegen. Und so hat sich Thomer jetzt mehr oder weniger spontan dazu entschloss­en, etwas mehr als zwei Hektar Land von der Stadt Ellwangen zu pachten – nicht, um dieses Land für eigene Zwecke zu nutzen und zu bewirtscha­ften. Nein, der 55-Jährige zahlt Pacht dafür, dass er auf dieser Fläche Wildblumen anpflanzen darf. Ein Refugium für Insekten und Kleintiere soll entstehen.

„Man kann sicherlich nicht alles ändern, aber im Kleinen lässt sich die Welt schon ein bisschen besser machen“, sagt Thomer im Brustton der Überzeugun­g. Aus diesem Grund habe er sich im vergangene­n Jahr auch für dieses Projekt entschiede­n. Nachdem er mitbekomme­n hatte, dass ehemals landwirtsc­haftlich genutzte Flächen, direkt an der Pfahlheime­r Straße/L1076 gelegen, von zwei Bauern abgegeben wurden, trat er an die Stadt Ellwangen heran und sicherte sich das Gelände für sein Wildblumen­projekt.

Für die beiden Landwirte waren die Flächen unattrakti­v geworden, weil sie sich direkt an der renaturier­ten Ellenberge­r Rot befinden und der Biber an dieser Stelle regelmäßig für Überflutun­gen sorgt. Für Thomer ist das Treiben des Nagers dagegen überhaupt kein Problem. Er will hier schließlic­h keine Erträge erwirtscha­ften, sondern lediglich ökologisch­e Vielfalt schaffen. Wofür er seit dem 1. Januar dieses Jahres Pacht an die Stadt Ellwangen zahlt – zunächst einmal für die kommenden fünf Jahre. „Es sind aber keine Unsummen. Es wurde ein wirklich sehr fairer Pachtpreis zwischen der Stadt und mir vereinbart“, betont der Dettenrode­ner. Weitere Unterstütz­ung hat Thomer zudem noch vom Landschaft­serhaltung­sverband Ostalbkrei­s (LEV) erhalten. Der hat ihm nicht nur die Wildblumen­saat kostenlos überlassen. Ihm wurde auch ein Lohnuntern­ehmer vermittelt, der die Flächen bereits im vergangene­n Herbst profession­ell und mit Spezialger­ät für die Aussaat der Wildblumen präpariert hat. 14, mehrere 100 Meter lange Blühstreif­en wurden angelegt, auf denen im kommenden Sommer bis zu 30 verschiede­ne Wildblumen aufblühen werden. „Im ersten Jahr wird es auf rund 30 Prozent der Fläche blühen, im zweiten Jahr werden dann hoffentlic­h schon bis zu 60 Prozent der Fläche bunt sein und irgendwann, spätestens im fünften Jahr, sollen es die vollen 100 Prozent sein. Aus diesen Blühstreif­en soll ein richtiger Blumentepp­ich werden“, wünscht sich Josef Thomer.

Gleichwohl: Einmal im Jahr muss das Gelände trotzdem gemäht werden. Das wird Thomer, der Mitbegründ­er der Kaltblutfr­eunde Dettenrode­n ist, eventuell mit einem Pferdegesp­ann erledigen. „Mal sehen, ob das klappt“, sagt er.

So oder so werden Tiere auf dem Areal künftig eine gewichtige Rolle spielen. Denn direkt neben der Blumenwies­e findet sich eine weitere, rund 6000 Quadratmet­er große Grünfläche samt altem Steinbruch, die Thomer ebenfalls zum 1. Januar angepachte­t hat. Hier will der Hobbylandw­irt, der im Hauptberuf eigentlich Einkäufer bei der Firma Stengel ist, künftig seine Schafe und Ziegen halten. Selbstvers­tändlich alte Rassen, wie das Krainer Steinschaf oder die Thüringer Waldziege. Die Vierbeiner sollen beim Steinbruch für eine extensive Beweidung sorgen, was am Ende ebenfalls für eine Steigerung der Artenvielf­alt sorgt.

Autofahrer malträtier­t die Blühstreif­en

Thomer investiert für „sein“Ökoprojekt Geld, Arbeit und Zeit. „Aber ich mache das gerne. Ich wünsche mir, dass hier etwas richtig Schönes entsteht. An dem sich am Ende auch die Menschen erfreuen können.“Damit das klappt, müsse mit dem Gelände, das derzeit nicht eingezäunt ist und für jeden offen steht, aber auch schonend umgegangen werden. Das war zuletzt nicht immer der Fall. Erst vor Kurzem ist ein Auto über die mühselig angelegten Blühstreif­en gerauscht. Breite Reifenspur­en zeichnen sich deutlich sichtbar im weichen Erdreich ab. Thomer macht dem dafür verantwort­lichen Autofahrer ausdrückli­ch keinen Vorwurf. „Derjenige wusste sicher nicht, was wir hier vorhaben und was hier entstehen soll.“Mittlerwei­le weist ein kleines Schild auf das Projekt hin. Thomer hofft, dass es seine Wirkung nicht verfehlen wird.

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ARCHIV-FOTO: DPA
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FOTOS: RIMKUS Auf dieser Fläche, direkt neben der Pfahlheime­r Straße gelegen, soll eine große Wildblumen­wiese entstehen. Das Problem: Unlängst ist ein Autofahrer direkt durch die bereits eingesäten Blühstreif­en gerauscht. Die Reifenspur­en sind deutlich sichtbar. Mittlerwei­le weist ein Schild (siehe kleines Foto) auf das Ökoprojekt hin.

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