Ein Paradies für Insekten Josef Thomer legt in Röhlingen auf zwei Hektar eine Wildblumenwiese an.
Josef Thomer hat von der Stadt zwei Hektar Land gepachtet und Blumen ausgesät
- Josef Thomer aus Dettenroden hat nicht nur ein Herz für alte, gefährdete Nutztierrassen. Ihm ist auch der Umweltschutz ein Anliegen. Und so hat sich Thomer jetzt mehr oder weniger spontan dazu entschlossen, etwas mehr als zwei Hektar Land von der Stadt Ellwangen zu pachten – nicht, um dieses Land für eigene Zwecke zu nutzen und zu bewirtschaften. Nein, der 55-Jährige zahlt Pacht dafür, dass er auf dieser Fläche Wildblumen anpflanzen darf. Ein Refugium für Insekten und Kleintiere soll entstehen.
„Man kann sicherlich nicht alles ändern, aber im Kleinen lässt sich die Welt schon ein bisschen besser machen“, sagt Thomer im Brustton der Überzeugung. Aus diesem Grund habe er sich im vergangenen Jahr auch für dieses Projekt entschieden. Nachdem er mitbekommen hatte, dass ehemals landwirtschaftlich genutzte Flächen, direkt an der Pfahlheimer Straße/L1076 gelegen, von zwei Bauern abgegeben wurden, trat er an die Stadt Ellwangen heran und sicherte sich das Gelände für sein Wildblumenprojekt.
Für die beiden Landwirte waren die Flächen unattraktiv geworden, weil sie sich direkt an der renaturierten Ellenberger Rot befinden und der Biber an dieser Stelle regelmäßig für Überflutungen sorgt. Für Thomer ist das Treiben des Nagers dagegen überhaupt kein Problem. Er will hier schließlich keine Erträge erwirtschaften, sondern lediglich ökologische Vielfalt schaffen. Wofür er seit dem 1. Januar dieses Jahres Pacht an die Stadt Ellwangen zahlt – zunächst einmal für die kommenden fünf Jahre. „Es sind aber keine Unsummen. Es wurde ein wirklich sehr fairer Pachtpreis zwischen der Stadt und mir vereinbart“, betont der Dettenrodener. Weitere Unterstützung hat Thomer zudem noch vom Landschaftserhaltungsverband Ostalbkreis (LEV) erhalten. Der hat ihm nicht nur die Wildblumensaat kostenlos überlassen. Ihm wurde auch ein Lohnunternehmer vermittelt, der die Flächen bereits im vergangenen Herbst professionell und mit Spezialgerät für die Aussaat der Wildblumen präpariert hat. 14, mehrere 100 Meter lange Blühstreifen wurden angelegt, auf denen im kommenden Sommer bis zu 30 verschiedene Wildblumen aufblühen werden. „Im ersten Jahr wird es auf rund 30 Prozent der Fläche blühen, im zweiten Jahr werden dann hoffentlich schon bis zu 60 Prozent der Fläche bunt sein und irgendwann, spätestens im fünften Jahr, sollen es die vollen 100 Prozent sein. Aus diesen Blühstreifen soll ein richtiger Blumenteppich werden“, wünscht sich Josef Thomer.
Gleichwohl: Einmal im Jahr muss das Gelände trotzdem gemäht werden. Das wird Thomer, der Mitbegründer der Kaltblutfreunde Dettenroden ist, eventuell mit einem Pferdegespann erledigen. „Mal sehen, ob das klappt“, sagt er.
So oder so werden Tiere auf dem Areal künftig eine gewichtige Rolle spielen. Denn direkt neben der Blumenwiese findet sich eine weitere, rund 6000 Quadratmeter große Grünfläche samt altem Steinbruch, die Thomer ebenfalls zum 1. Januar angepachtet hat. Hier will der Hobbylandwirt, der im Hauptberuf eigentlich Einkäufer bei der Firma Stengel ist, künftig seine Schafe und Ziegen halten. Selbstverständlich alte Rassen, wie das Krainer Steinschaf oder die Thüringer Waldziege. Die Vierbeiner sollen beim Steinbruch für eine extensive Beweidung sorgen, was am Ende ebenfalls für eine Steigerung der Artenvielfalt sorgt.
Autofahrer malträtiert die Blühstreifen
Thomer investiert für „sein“Ökoprojekt Geld, Arbeit und Zeit. „Aber ich mache das gerne. Ich wünsche mir, dass hier etwas richtig Schönes entsteht. An dem sich am Ende auch die Menschen erfreuen können.“Damit das klappt, müsse mit dem Gelände, das derzeit nicht eingezäunt ist und für jeden offen steht, aber auch schonend umgegangen werden. Das war zuletzt nicht immer der Fall. Erst vor Kurzem ist ein Auto über die mühselig angelegten Blühstreifen gerauscht. Breite Reifenspuren zeichnen sich deutlich sichtbar im weichen Erdreich ab. Thomer macht dem dafür verantwortlichen Autofahrer ausdrücklich keinen Vorwurf. „Derjenige wusste sicher nicht, was wir hier vorhaben und was hier entstehen soll.“Mittlerweile weist ein kleines Schild auf das Projekt hin. Thomer hofft, dass es seine Wirkung nicht verfehlen wird.