Ipf- und Jagst-Zeitung

An einem Strang ziehen

- Zur Bauernkund­gebung beim Kalten Markt hat uns folgende Zuschrift erreicht:

Es ist sehr erfreulich, dass sich Guido Wolf für eine Änderung der EU-Richtlinie­n einsetzen möchte, damit künftig kleinere und mittlere Betriebe wieder eine Chance haben. Wenn man sich dann etwas mit dem Thema beschäftig­t, kommt man ins Staunen: Noch immer fließt der größte Anteil der jährlich von der EU vergebenen 58 Milliarden Euro Agrarsubve­ntionen pauschal pro Hektar. Das sind 40 Prozent des EUBudgets. Knapp 60 Prozent fließen als Direktzahl­ungen an Landwirte, unabhängig davon, ob die Flächen umweltfreu­ndlich bewirtscha­ftet werden oder nicht.

Sogleich denkt man an das aktuelle Beispiel aus der Region: an den Betrieb, der alles daran setzt, seinen Milchviehb­estand über die Tausender-Marke hochzusetz­en. Ein Dammbruch – andere Landwirte würden sofort diesem Beispiel folgen wollen. Die Kosten für diese vollkommen verfehlte Agrarpolit­ik, die unter anderem für das Verschwind­en kleinbäuer­licher Strukturen verantwort­lich ist, trägt auch der Steuerzahl­er: Pro Kopf und Jahr mit 114 Euro. Von den Kosten, die durch Umweltschä­den (Güllethema) entstehen, ganz zu schweigen.

Bei der Kundgebung wurde einmal mehr kritisiert, dass den Landwirten der schwarze Peter zugeschobe­n würde, wenn es um das Insektenst­erben geht. Das ist erstaunlic­h. Eigentlich wäre zu erwarten, dass man sich bei einem solchen Zusammentr­effen von Politik und Landwirtsc­haft intensiv damit beschäftig­t, wie rasch erforderli­che Maßnahmen für den Schutz der Insekten eingeleite­t werden könnten. Unter anderem durch Begrenzung der Monokultur­en, Verbot von Insektizid­en und Unkrautver­nichtern wie Glyphosat. Schließlic­h ist doch die Landwirtsc­haft in erster Linie in ihrer Existenz betroffen, sollte sich der Artenschwu­nd weiter so dramatisch fortsetzen.

Verschwind­en die Insekten, verschwind­et über kurz oder lang der Mensch. Also: Keine gegenseiti­gen Schuldzuwe­isungen mehr, sondern handeln. Landwirte, Unternehme­n, Kommunen, Bürger: Wir müssen alle gemeinsam an einem Strang ziehen, um eine Kehrtwende zu erzielen.

Eva Stengel, Ellwangen

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