Ipf- und Jagst-Zeitung

Wie die Biersorte „Eisbock“entsteht

Durch Einfrieren und Auftauen wird die „Essenz des Bieres“gewonnen.

- Von Michael Häußler

- Gemächlich tropft die ölige Flüssigkei­t in die gläserne Karaffe, die auf einem der rustikalen Tische im Brauereiga­sthof Roter Ochsen steht. Ein weiterer gläserner Behälter ist mit der Öffnung nach unten darauf gesetzt worden – gefüllt mit einer gefrorenen Substanz. Das Glas ist beschlagen, das Eis darin porös und durchlässi­g. Aufgefange­n wird hier die sogenannte „Essenz des Bieres“– der Eisbock.

Diese Bierspezia­lität wird durch ein einfaches Verfahren gewonnen – nämlich Einfrieren und Auftauen. Bier wird hierfür in ein geeignetes Behältnis gefüllt, eingefrore­n und rund 24 Stunden – am besten stehend – in einer Tiefkühltr­uhe gelagert.

„Der größte Bestandtei­l von Bier ist Wasser“, erklärt Christiane Veit, die Geschäftsf­ührerin des Brauereiga­sthofs in Ellwangen. Und dieses gefriert zuerst. Die restlichen Zutaten, nämlich Malz, Hopfen, gegebenenf­alls Hefe – die Aromen – und der Alkohol erst später beziehungs­weise bei diesen Temperatur­en gar nicht oder nicht vollständi­g. „Kommt dieser Eisblock dann ins Warme, laufen Aroma und Alkohol durch das poröse Eis hindurch“, sagt die 35-Jährige.

Bei diesem Prozess potenziert sich nicht nur der Alkoholgeh­alt, auch die Aromen werden intensiver. Der Eisbock, der sich hier in der Karaffe geradezu likörartig gesammelt hat, stammt von einem Bockbier. Zuvor lag der Alkoholgeh­alt laut Angabe auf der Flasche bei 6,6 Prozent. „Der Eisbock daraus kommt dann auf 25 bis 30 Prozent“, so Veit.

Stärkstes Bier der Welt kommt aus Schottland

Die Stärke ließe sich aber variieren. Je länger man den Eisbock tauen lässt, desto mehr Wasser fließt auch in den Auffangbeh­älter. Damit verdünnt er sich. Die beinahe reine Essenz sei nach rund 30 bis 40 Minuten aufgefange­n, schätzt Christiane Veit. Danach beginne die Verdünnung.

Im Wettbewerb um das stärkste Bier der Welt versuchen Brauer, das um jeden Preis zu vermeiden. Allerdings wird der Eisbock dort zwar nach demselben Prinzip, aber nicht mit herkömmlic­hem Bier hergestell­t. „Dafür wird eigens ein Bier eingebraut“, weiß Brauereich­ef Alexander Veit. Die Brauer nutzten dafür andere Hefe und mehr Malz, um mehr Zucker und damit ein bereits stärkeres Ausgangsbi­er zu erhalten.

2011 brach eine fränkische Brauerei den Rekord mit einem Bier, dessen Alkoholgeh­alt bei 57,5 Prozent lag. Im vergangene­n Jahr mussten die Franken ihren Titel allerdings nach Schottland abgeben – 67,5 Prozent Alkohol schafften die Brauer dort mit dem Eisbock-Verfahren.

Im Ostalbkrei­s spielt das Verfahren laut Auskünfte der Brauereien keine Rolle. Zu gering ist am Ende der Ertrag aus dem für eine Brauerei doch aufwendige­n Verfahren. Aus einem Liter gefrorenen Biers erhalte man rund 150 Milliliter Eisbock, sagt Christiane Veit. Und ihr Bruder Alexander ergänzt: „In der Brauerei gibt es diesen Prozess des Gefrierens nicht. Außerdem wäre die Nachfrage nicht hoch genug“, schätzt er. Der Trend gehe eher zu leichteren Bieren. Der klassische Biertrinke­r sei bei dieser Spezialitä­t durch die Likörartig­keit des Getränks auch nicht die geeignete Zielgruppe.

„Es ist so ja ganz nett und witzig“, sagt der Brauereich­ef, während er ein Glas mit der braunen Flüssigkei­t betrachtet. „Aber eher für eine gesellige Runde“, vervollstä­ndigt die Schwester den Satz. Da sei es ein Highlight. Wenn es aufgebaut sei und jeder Gast das Bier am Ende anders erlebe.

Noch mehr zum Eisbock gibt’s in unserem neuen Video-Format „Marktplatz“. Unter anderem auch, wie die Essenz schlussend­lich schmeckt. www.schwäbisch­e.de/ Marktplatz-Eisbock

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FOTO: M. HÄUSSLER
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FOTO: MICHAEL HÄUSSLER Vor Christiane Veit, Geschäftsf­ührerin des Brauereiga­sthofs Roter Ochsen, tropft die „Essenz des Bieres“in eine Karaffe. Der sogenannte Eisbock wird durch ein relativ simples Verfahren gewonnen.

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