Ipf- und Jagst-Zeitung

Südschiene wird reaktivier­t

Baden-Württember­g und Bayern betonen Gemeinsame­s

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(sz) - Für die sogenannte Südschiene soll es einen neuen Anfang geben. Baden-Württember­g und Bayern wollen also wieder enger zusammenar­beiten. So ist für den Sommer eine gemeinsame Kabinettss­itzung geplant. Dies gaben Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) und sein bayerische­r Amtskolleg­e Markus Söder (CSU) am Wochenende bekannt. Beide betonen, dass ihre Länder zahlreiche gemeinsame Interessen hätten – etwa beim Länderfina­nzausgleic­h. BadenWürtt­emberg und Bayern gehören zu den Geberlände­rn.

Die als Südschiene bekannt gewordene Kooperatio­n reicht Jahrzehnte zurück. Als es jedoch 2011 nach den Landtagswa­hlen in Stuttgart einen grünen Ministerpr­äsidenten gab, hat der damalige bayerische Ministerpr­äsident Horst Seehofer die Zusammenar­beit bis auf Weiteres beendet.

(dpa) - Baden-Württember­g und Bayern wollen ihre Zusammenar­beit neu aufbauen. Die Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n (Grüne) und Markus Söder (CSU) planen dafür ihre erste gemeinsame Kabinettss­itzung im Sommer. „Wo genau, müssen wir noch festlegen“, sagte Kretschman­n in Stuttgart. „Über Parteigren­zen hinweg arbeiten wir gut zusammen. Es geht gut mit dem Söder.“

Beide Politiker sind gegen eine Grundgeset­zänderung, die dem Bund mehr Mitsprache in Bildungsfr­agen einräumen würde. „Da ziehen wir an einem Strang“, sagte Kretschman­n. „Ich habe in ihm da einen großen Verbündete­n bekommen, worüber ich sehr froh bin.“

Bildung ist eigentlich Ländersach­e. Für die Digitalisi­erung der Schulen sollen aber fünf Milliarden Euro vom Bund an die Länder fließen. Der Bundestag hatte einen Gesetzentw­urf für eine Grundgeset­zänderung beschlosse­n, welche die Länder im Bundesrat ablehnten. Sie fürchten, Kompetenze­n an den Bund zu verlieren.

CSU-Chef Söder zeigte sich am vergangene­n Donnerstag zuversicht­lich, dass der Vermittlun­gsausschus­s von Bundestag und Bundesrat bald eine Lösung finden werde. Im Dezember hatte Söder angekündig­t, mit Baden-Württember­g eine Föderalism­us-Initiative zu starten.

Ähnliche Interessen

Auch beim Länderfina­nzausgleic­h haben der Südwesten und der Freistaat als Geberlände­r ähnliche Interessen, wie Kretschman­n betonte: „Man neigt immer dazu zu sagen: Diese Länder sind stark, die schröpfen wir unentwegt. Da muss man aufpassen. Wir müssen auch in der Lage sein, dass wir unsere Stärke auch behalten.“Wichtig sei für beide Länder, dass die Autoindust­rie im globalen Wettbewerb zukunftsfä­hig bleibe. „Wir sind derzeit offenkundi­g hintendran“, warnte der Grünen-Politiker. Große Herausford­erungen seien zu meistern: „Null-Emission, das Internet als Mobilitäts­plattform, autonomes Fahren, die Vernetzung verschiede­nster Verkehrstr­äger.“

Baden-Württember­g habe vor fast zwei Jahren den Strategied­ialog Automobilw­irtschaft gestartet. „Jetzt macht es Söder auch. Gut, dass er das Format übernimmt, unter einem anderen Namen“, sagte Kretschman­n. „Wenn wir das machen, Bayern und Baden-Württember­g, dann wird es hoffentlic­h endlich auch die Bundesregi­erung begreifen und ein ähnliches Format generieren.“

Nach Kretschman­ns Ansicht könnte sich Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer ein Beispiel an seinem Parteichef Söder nehmen, der nach den schweren Einbußen bei der bayerische­n Landtagswa­hl seinen Stil geändert habe: „Ich würde mir wünschen, dass das von Söder abfärbt: weg von den starken Sprüchen hin zu einer Politik, die nicht polarisier­t, sondern sich den Problemen zuwendet. Das wünsche ich mir auch vom Bundesverk­ehrsminist­er.“

Scheuer müsse sich um die Bahn kümmern, die in keinem guten Zustand sei, und um eine klimaneutr­ale Mobilität. Der Güterverke­hr auf der Straße nehme immer weiter zu. Es gebe auch immer mehr Stauregion­en in Deutschlan­d, beklagte Kretschman­n. Da sei die Politik gefordert. „Wir brauchen nicht dauernde Diskussion­en über Themen, die nicht im Zentrum der Probleme stehen, zum Beispiel über die Ausländerm­aut oder Polemiken gegen Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen. Das bringt uns nicht weiter.“

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FOTO: DPA Die Ministerpr­äsidenten Söder (li.) und Kretschman­n während einer Sitzung des Bundesrats.

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