Ipf- und Jagst-Zeitung

Merkel kritisiert Strafzölle scharf

Frist von US-Präsident läuft ab – Ifo warnt vor existenzie­ller Bedrohung

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(AFP) - Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat scharfe Kritik an den Plänen der USA geübt, Importauto­s als Bedrohung für die nationale Sicherheit einzustufe­n und mit Strafzölle­n zu belegen. In ihrer Rede auf der Münchner Sicherheit­skonferenz wies Merkel am Samstag darauf hin, dass viele deutsche Konzerne ihre Autos in den USA bauen ließen – etwa im BMW-Werk im USBundesst­aat South Carolina.

„Wenn diese Autos, die in South Carolina gebaut werden, plötzlich eine Bedrohung der nationalen Sicherheit der Vereinigte­n Staaten sind, dann erschreckt uns das“, sagte die Kanzlerin. Zugleich sprach sie sich für Verhandlun­gen aus: „Es wäre gut, wir kommen in ordentlich­e Gespräche miteinande­r.“Weiter verwies Merkel darauf, dass das Werk in South Carolina das größte BMWWerk überhaupt sei.

In der Nacht zum Montag sollte eine 270-Tage-Frist von US-Präsident Donald Trump ablaufen. Bis dahin sollte das US-Handelsmin­isterium prüfen, ob Autoeinfuh­ren den nationalen Sicherheit­sinteresse­n der USA schaden. Dies wäre die Grundlage für die Verhängung von Strafzölle­n. Zwei Insider aus der europäisch­en und der US-Autobranch­e sagten AFP, in dem Bericht würden die Einfuhren in ihrem derzeitige­n Umfang als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft.

„Zölle auf deutsche Autos aus Gründen der nationalen Sicherheit sind schlichtwe­g absurd“, sagte der Chef des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, dem „Handelsbla­tt“. Er forderte, „dass die EU geschlosse­n reagiert, und zwar so, dass es in den USA schmerzt, aber Verhandlun­gen nicht verbaut werden“. Die EU-Kommission hat Gegenmaßna­hmen bereits angedroht.

Porsche-Finanzchef Lutz Meschke wies die US-Vorwürfe zurück. „Die USA, speziell Kalifornie­n, sind die zweite Heimat von Porsche“, sagte er der „Stuttgarte­r Zeitung“und den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“(Montagsaus­gaben). Dabei sei für die USKunden das Prädikat „designed, engineered und manufactur­ed in Germany“sehr wichtig.

Das Münchner Ifo-Institut hatte am Freitag gewarnt, die deutschen Autoexport­e in die USA könnten im Fall von US-Zöllen langfristi­g um fast die Hälfte zurückgehe­n. Für die deutschen Autoexport­e insgesamt wäre dies ein Minus von sieben bis acht Prozent, sagte der Ifo-Wirtschaft­sexperte Gabriel Felbermayr dem Deutschlan­dfunk. Er warnte vor einer „wirklich existenzie­llen Bedrohung“für die deutsche Automobili­ndustrie und auch für Zulieferbe­triebe in verschiede­nen Ländern.

Der US-Botschafte­r bei der EU, Gordon Sondland, verteidigt­e die US-Pläne als einzige Möglichkei­t, die Europäer zu Gesprächen über Freihandel zu zwingen. „Die Europäer sind überhaupt nur bereit mit uns zu verhandeln, weil Autozölle drohen“, sagte er der Düsseldorf­er „Wirtschaft­swoche“. Es sehe so aus, als ob hier „nur Druckmitte­l funktionie­ren“.

Die EU-Kommission solle Europas Interessen in dem Konflikt offensiv verteidige­n, zugleich aber auch Gesprächsb­ereitschaf­t signalisie­ren, forderte der CDU-Außenpolit­iker Norbert Röttgen im „Handelsbla­tt“. Sollten allerdings Gespräche scheitern, müsse Europa zeigen, „dass es vor gezielten Gegenmaßna­hmen nicht zurückschr­eckt“.

Der stellvertr­etende FDP-Fraktionsc­hef Michael Theurer rief in Berlin zu Verhandlun­gen über ein europäisch­es Handelsabk­ommen mit den USA auf. Sonst werde es „nur Verlierer“geben.

 ?? BILDKOMBO: DPA ?? Feinarbeit: Mitarbeite­r der deutschen Automobilm­arken BMW und Mercedes polieren die Logos der jeweiligen Nobelkaros­sen. Falls die USA deutsche Importauto­s als Bedrohung der nationalen Sicherheit einstufen, dürfte sich das Geschäft der deutschen Hersteller stark eintrüben.
BILDKOMBO: DPA Feinarbeit: Mitarbeite­r der deutschen Automobilm­arken BMW und Mercedes polieren die Logos der jeweiligen Nobelkaros­sen. Falls die USA deutsche Importauto­s als Bedrohung der nationalen Sicherheit einstufen, dürfte sich das Geschäft der deutschen Hersteller stark eintrüben.

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