Kabarettistische Ernährungsberatung
Holger Paetz bringt das Publikum in der Essinger Schloss-Scheune zum Toben
(an) - Holger Paetz hat am Samstagabend in Essingen ein ganz aktuelles Thema angeschnitten. Der bayerische Kabarettist, Autor und Liedermacher brachte mit seinem Programm „Auch Veganer verwelken“die Schloss-Scheune zum Toben.
- Holger Paetz hat am Samstagabend in Essingen ein ganz aktuelles Thema angeschnitten. Der bayerische Kabarettist, Autor und Liedermacher brachte mit seinem Programm „Auch Veganer verwelken“die Schloss-Scheune zum Toben.
Der jüngste Neuzugang der süddeutschen Schriftstellervereinigung „Münchener Turmschreiber“betrachtet als selbst erklärter Ernährungsberater jeden Aspekt der Ware Fleisch. Da Gicht ja eigentlich eine „Alte-Männer-Krankheit“ist, reagierte Paetz auf den Vorschlag seines Arztes, weniger Fleisch zu essen, zuerst weniger begeistert. „Das ist gefährlich, da bilden sich die Zähne zurück!“, warnt der Bayer vor dem Vegetariertum.
Welche Art von Vegetarier darf ’s denn sein?
Mit musikalischer Hilfe legte Paetz das grundlegende Problem dar, das man ja gar nicht wisse, welche Art Vegetarier man werden solle. Da gibt es die Pescetarier, Ovo-Lacto-Vegetarier, Flexitarier und Frutarier. Eine Variante der Kein-Fleisch-Verzehrer ist jedoch ziemlich unkompliziert: „Der Rohkostler isst meistens kalt, er überlebt auch mit 'nem Löffel im Wald.“
Der Schlimmste sei natürlich der Veganer. Der „modische Blätterfresser“, der „mit seinen Blicken allen anderen das Essen verdirbt“. In Süddeutschland oft verpönt und unverstanden, wird er mit lästigen Fragen konfrontiert wie „Koa Floisch? Ja was essn’s dann?“.
Natürlich ist es schwer, auf ein Nahrungsmittel zu verzichten, das viele Jahre Bestandteil der eigenen Ernährung war. Vor allem wenn der Bratwurststand schon draußen am Ausgang der Vegetarier-Messe wartet und dort das Geschäft seines Lebens macht.
Im Gegensatz zur Lebensmittelampel fordert Paetz eine Kennzeichnung für vegane Lebensmittel – damit man ihnen aus dem Weg gehen kann. Warum hat der Mensch eigentlich angefangen, Fleisch zu essen? Der Affe war zufrieden mit seiner Denkleistung und ist dabei geblieben, Bananen zu verspeisen. Ob man den Menschen so viel weiterentwickelt betrachten kann, ist allerdings fraglich. Jedenfalls sei der Berliner Flughafen ein schlechtes Beispiel für menschliche Gehirnleistung.
Auch Probleme in einer Partnerschaft könne es geben, erklärt Paetz. Ein Shirt mit der Aufschrift „Fleisch? – Für mich gestorben!“sollte her. Damit man gleich die Absichten erkennen kann und sich nicht mit Menschen umgeben muss, die anderer Meinung sind. Paetz setzt sich mit typisch süddeutschem Humor mit dem aktuellen Ernährungswandel auseinander und zwingt durch seinen düsteren, ironischen Ansatz zum Nachdenken. Zum Beispiel darüber, ob es wohl vegane Jäger gibt. Entwickeln wir uns zu einer fleischlosen Gesellschaft? Wie bringt sich die Politik ein? Hat die Christliche Soja Union da etwas zu sagen?
Paetz erzählt seine eigene Geschichte
Nach zwei Stunden stand dem Publikum eine Frage ganz besonders ins Gesicht geschrieben. Na, ist er denn nun Vegetarier oder nicht? Holger Paetz erzählt in diesem Programm seine eigene Geschichte. Von der Gicht und dem Vorschlag des Arztes, weniger Fleisch zu essen, bis hin zur Auseinandersetzung mit Freunden und Bekannten über die Scham und Gier, die einen überfällt, wenn man doch zwischendurch einmal sündigt.