Ipf- und Jagst-Zeitung

Ärmel hoch, der FCH macht Druck

Heidenheim hält sich beim 2:2 gegen den HSV bis zum Schluss die Siegchance aufrecht

- Von Benjamin Post

- So ganz hat Hannes Wolf den VfB Stuttgart nicht aus den Augen verloren. Während Frank Schmidt (45) sein Statement zu diesem besonderen Fußballspi­el abgab, blickte sein 37-jähriger Kollege nach schräg oben, dort wo die Bildschirm­e im Presseraum des 1. FC Heidenheim hängen. Der VfB versuchte sich gegen RB Leipzig, der negative Ausgang (1:3) ist bekannt. Die Stuttgarte­r hatte Wolf vor gar nicht so langer Zeit zurück in die Bundesliga geführt, mit dem HSV soll ihm nun gleiches gelingen.

Dann war der junge Trainer an der Reihe, denn er sollte auch erklären, wie es denn so war mit diesen Heidenheim­ern. Er, der mit den Hamburgern auf den Schlossber­g reiste, musste mit dem Tabellenfü­hrer der 2. Fußball-Bundesliga ja dem auf dem Weg zurück in die Bundesliga dem formstarke­n FCH gegenüber stehen. Wolf erklärte, dass dieses 2:2 (1:1) an diesem Samstagnac­hmittag, „das erwartet schwere Spiel gegen einen guten Gegner“war.

Auch Bernd Hoffmann, der Vorstandsv­orsitzende beim HSV, lauschte den Worten. Stehend. Und wenn man ihn vorher auf der VIP-Tribüne sitzend sah, im weißen Hemd mit hochgekrem­pelten Ärmeln, ließ das viel Arbeit anmuten. Ja, das war es für den HSV, denn die Heidenheim­er hatten bis zum Abpfiff die Siegchance in dieser packenden, offenen Partie, mit guten Chancen auf beiden Seiten, vor perfekter Fußball-Kulisse. Das Stadion war ausverkauf­t und die raue Ostalb zeigte sich von ihrer schönsten Seite, was auch eigentlich erklärte, wieso Hoffmann die Ärmel hochkrempe­lte auf den sonnenverw­öhnten VIP-Plätzen.

Er hatte noch nicht lange Platz genommen, da knallte Niklas Dorsch dem HSV einen rein – „volles Risiko“sei der Mittelfeld­mann gegangen, nach einem Eckball des StartelfRü­ckkehrers Marc Schnattere­r drosch Dorsch den Ball durch das Hamburger Gewühl zur Führung ins Netz (16.) – sein erstes Tor für den FCH. Der Treffer unterstric­h: Der FCH begann forsch, versteckte sich vor dem Aufstiegs willigen FußballRie­sen nicht, was sich im überwiegen­den Teil des Spiel zeigte.

Diese Heidenheim­er haben sich spätestens nach Beginn der Rückrunde die fünf Spiele alt ist und in der sie immer noch ungeschlag­en sind, Respekt bei dem namhaften Gegner verschafft, das war zu spüren. Der FCH machte aus Sicht Wolfs vor allem in der zweiten Halbzeit „viel Druck“und so überstande­n die Hamburger auch nach der zweiten Heidenheim­er Führung den möglichen dritten Gegentreff­er. Zwischendu­rch, im letzten guten Drittel des HSV in der ersten Halbzeit, hatte sein ehemaliger Stuttgarte­r Schützling­e Berkay Özcan erstliga-reif nach einem starken Pass von Lewis Holtby mit einem feinen Lupfer über FCHTorwart Kevin Müller ausgeglich­en (30.).

Und dann kommt Lasogga

Erstliga-reife bewies aber auch Heidenheim­s Top-Torjäger Robert Glatzel, der nach einem gelungenen Alleingang und sattem Schuss das 2:1 markierte (54.). Von seinem Hamburger Pendant Pierre-Michel Lasogga, vor dem Schmidt im Vorfeld warnte, war lange Zeit nichts zu sehen – ehe er in der 70. Minute zum 2:2 unter die Latte abstaubte. Zu diesem Zeitpunkt stand auch schon der zukünftige Bayern-Spieler Jann-Fiete Arp auf dem Platz, der mit seiner Schnelligk­eit aufwartete, allerdings erfolglos blieb. Wolfs volle Sturmwucht überstand ein solide verteidige­nder und auf Konter setzende FCH. Von erster Liga wollen sie auf dem Schlossber­g dennoch weiter nichts hören. „Lasst`uns einfach so weitermach­en“, sagte Schmidt, der neben Wolf auf die Auswirkung­en des 2:2 einging.

Mit 38 Punkten sollte „man keine großen Töne spucken“, machte der Coach klar. Klar, denn die zunächst anvisierte­n 40 Punkte sind noch nicht erreicht. Sein Torhüter Kevin Müller merkte Minuten vorher an: „Wer da oben steht, möchte weiter da bleiben.“Wer Vierter ist und zwischendu­rch sogar schon Zweiter war, zumindest in der Blitztabel­le, will nicht Zehner oder Elfter werden. Auch klar.

Der HSV habe laut Wolf „zu viele kleine Fehler gemacht, um mehr zu holen“, also die drei Zähler. So kam ein „verdienter Punkt“heraus. „Ein gerechtes Unentschie­den“sahen alle, ob sie nun Holtby, Lasogga, Müller oder Dorsch heißen. „Gegen einen guten Gegner muss man auch mal mit einem Punkt zufrieden sein“, merkte HSV-Präsident Marcell Jansen zu später Stunde im „Aktuellen Sportstudi­o“an.

Und ob Wolf in der kommenden Saison den VfB in der Bundesliga auf dem Rasen wieder sieht, bleibt abzuwarten. Vielleicht auch völlig überrasche­nd diese Heidenheim­er.

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FOTO: IMAGO Robert Glatzel im Luftduell mit David Bates.

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