Missbrauchsskandal erschüttert Weltkirche
Hunderttausende Opfer – Etliche Bischöfe mussten vor Gericht und zurücktreten
(mö/dpa/KNA) - Während das Thema „Missbrauch“in Deutschland sehr prominent ist, tut sich in anderen Teilen der Welt kaum etwas. „Wir im Nahen Osten zum Beispiel haben dieses spezifische Problem des Kindesmissbrauchs nicht wirklich in unserer Kirche“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, dem Kölner Domradio. In Afrika, aber auch in einigen europäischen Ländern wie in Italien, wird Missbrauch oft heruntergespielt, wenn nicht komplett ignoriert. Auch der Vatikan veröffentlicht bisher keine Zahlen zu Missbrauchsfällen oder Tätern. Die Missbrauchsdebatte weitete sich zuletzt auf die sexuelle Gewalt in Ordensgemeinschaften aus. Der Papst räumte Anfang Februar erstmals den Missbrauch von Nonnen durch Kleriker ein. Deutschland: Die im September 2018 veröffentlichte Missbrauchsstudie ergab unter anderem, dass zwischen 1946 und 2014 mindestens 1670 katholische Kleriker 3677 meist
männliche Minderjährige missbraucht haben sollen. Australien: Die Zahl der Opfer sexuellen Missbrauchs wird über die Jahrzehnte auf etwa 60 000 geschätzt. Besonders prominent ist der Fall des Kurienkardinals George Pell: Der Papstvertraute soll auf früheren Posten in Australien Jungen missbraucht haben. Der Finanzchef des Vatikans lässt sein Amt derzeit ruhen.
Irland: Irland gehört zu jenen Staaten, in denen Priester und Ordensschwestern Kinder und Frauen über Jahrzehnte massiv quälten und missbrauchten. Die Zahl der minderjährigen Opfer wird auf rund 14 500 geschätzt. Mehrere Bischöfe und Priester wurden wegen sexueller Gewalt oder wegen Vertuschung solcher Taten bereits bestraft.
USA: Zwischen 1950 und 2013 gab es in der katholischen Kirche der USA 17 000 Beschwerden wegen sexueller Gewalt. Die Vorwürfe reichten zurück in die Zeit von 1950 bis 1980 und richteten sich gegen rund 6400 Geistliche. Experten bezifferten im Jahr 2012 die Zahl der minderjährigen
Opfer auf schätzungsweise 100 000.
Österreich: Vor allem ab 2010 rückte der Missbrauch durch Kirchenvertreter in den Fokus. Sogar bei den weltberühmten Wiener Sängerknaben soll es über Jahrzehnte zu Übergriffen gekommen sein.
Spanien: Die katholische Kirche in Spanien hat den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch Priester und andere Geistliche öffentlich zugegeben. Im Oktober hatten Recherchen der Zeitung „El País“ergeben, dass Missbrauch durch Kirchenmitarbeiter systematisch vertuscht worden sei. In den vergangenen 30 Jahren seien nur 33 Urteile gegen Priester wegen sexuellen Missbrauchs von 80 Minderjährigen verhängt worden.
Chile: In Chile beschäftigt sich die Justiz seit rund einem Jahr mit dem Missbrauchsskandal im Land. Ermittlungen laufen in 148 Fällen gegen Kirchenmitarbeiter. Es soll sich um mehr als 250 Opfer handeln. Alle Bischöfe des südamerikanischen Landes hatten dem Papst ihren Rücktritt angeboten.