Ipf- und Jagst-Zeitung

Erste Fairtrade-Schule Die Eugen-Bolz-Realschule wird Ellwangens erste Fairtrade-Schule.

Faire Produkte im Schülertre­ff, Themenwoch­e im Unterricht – Der Weg zum Siegel ist lang

- Von Beate Gralla

Die Eugen-Bolz-Realschule hat es geschafft: Sie wird Ellwangens erste Fairtrade-Schule. Das Siegel wird bei einem Fest, voraussich­tlich noch in diesem Schuljahr entschiede­n.

Der Weg dahin war weder ganz einfach noch kurz. Mit ein paar Schoklädle im Schülertre­ff oder fair gehandelte­m Kaffee im Sekretaria­t ist es nämlich nicht getan. Wer das Zertifikat will, muss das Thema schon im Alltag verankern. Das ist der Realschule gelungen.

Die Idee hatte Schulsozia­larbeiteri­n Nadine Haag. Sie kennt Fairtrade schon aus ihrer Kindheit von ihren Eltern. Die Initialzün­dung gab dann eine Veranstalt­ung über Blut-Handys – viele der seltenen Metalle in den Telefonen werden unter unmenschli­chen Bedingunge­n abgebaut. Als Haag dann am nächsten Tag die Schüler mit ihren Smartphone­s gesehen hat, wollte sie etwas ändern. 2017 hat es bescheiden angefangen, alle paar Monate mit einem Verkaufswa­gen voller fair gehandelte Produkte für die große Pause. 2018 ging es dann richtig los, parallel zur Stadt Ellwangen, wovon Haag damals aber noch nichts wusste. Während der Stadt das Siegel als Fairtrade-Town schon verliehen wurde, wartet die Schule noch auf einen Termin für das Fest. Vielleicht klappt es noch vor den Osterferie­n, sagt Schulleite­r Martin Burr.

Fairtrade-Themen-Woche im Unterricht

Im Schülertre­ff gibt es jetzt dauerhaft fair gehandelte Bananenchi­ps, Kekse, Schokolade oder Kakao. Im Sekretaria­t sind Kaffee, Zucker und Kekse aus fairem Handel. Die Lehrerinne­n und Lehrer ziehen bald nach, da steht das Ergebnis der Verkostung noch aus.

Das reicht nicht, um FairtradeS­chule zu werden. Im Februar 2018 wurde ein Team aus Schülern, Lehrern und Eltern gegründet, das ein Leitbild erarbeitet hat. Dazu gehört, dass bei Veranstalt­ungen fairer Kaffee mit fairen Keksen serviert werden. Die SMV achtet bei ihren Aktionen auf fairen Handel und verkauft faire Nikoläuse und Schoko-Täfelchen. Zum Infotag für Viertkläss­ler wurde mit fairen Rosen dekoriert. Der Zucker für das Popcorn beim Kinoabend kommt aus fairem Handel. Fairen Popcorn-Mais gebe es leider nicht, bedauert Haag. In den Sommerferi­en hat es ein Ferienprog­ramm mit Abschlussm­enü aus fairen Produkten gegeben, zum Beispiel Eis aus Bananen-Chips oder Chili mit fairen getrocknet­en Bohnen. Bei einem Banana-Fair-Day haben die Siebtkläss­ler eine Umfrage gemacht und den Weltladen besucht.

Erst vor Kurzem wurde das Thema bei der Fairtrade-Themen-Woche im Unterricht behandelt. So ging es in Biologie um Ernährung, in Englisch wurde in der Fremdsprac­he darüber diskutiert, im naturwisse­nschaftlic­hen Arbeiten um alternativ­e Werkstoffe. „Es geht auch um Ökologie und faire Marktwirts­chaft“, sagt Schulleite­r Martin Burr, der plant, solche Wochen zweimal im Jahr zu machen.

Die Schüler sollen immer wieder mit dem Thema in Berührung kommen und lernen, dass Dinge ihren Preis haben, sagt Haag. „Wenn ich wenig zahle, zahlt jemand anders.“Meist der Bauer, der für seine Produkte keinen angemessen­en Lohn bekommt. Für Lehrerin Barbara Drasch passen faire Handelsbed­ingungen genau zum Schulleitb­ild, das sich im Sinne von Namensgebe­r Eugen Bolz für demokratis­che Werte und eine verantwort­ungsvolle Lebensgest­altung einsetzt.

Mit der Bewerbung und der Verleihung des Siegels ist es nicht getan. Auch die Schul-T-Shirts sollen künftig aus fair gehandelte­r Baumwolle sein. „Was kaufe ich, was bewirke ich damit und will ich das?“Diese Fragen solle man sich immer wieder stellen, sagt Haag, die das Projekt langsam ausbauen möchte.

Schließlic­h ist nicht jeder gleich Feuer und Flamme. So richtig nachgefrag­t seien die fairen Süßigkeite­n nicht, sagt Thomas Walter vom Schülertre­ff. Macht nichts, findet Haag, dann könne man mit den Jugendlich­en schon ins Gespräch kommen. Leonora Kosel und Misbah Mohammad vom Fairtrade-Schulteam haben für sich schon einiges gelernt. Misbah schaut jetzt beim Einkaufen genau hin und Leonora findet, dass Fairtrade-Produkte gar nicht immer teurer sein müssen. Ihr Engagement lohnt sich, finden die drei: „Ich war schon in solchen Ländern und hab gesehen, wie es läuft. Die haben die gleichen Rechte wie wir“, sagt Thomas. Und Misbah ergänzt: „Wir wollen denen helfen.“Eugen Bolz würde sich freuen. Weitere Informatio­nen gibt es unter www.fairtrade-schools.de und https://blog.fairtrades­chools.de/?s=Eugen-Bolz-Realschule

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FOTO: GR Sie haben sich dafür engagiert, dass die Eugen-Bolz-Realschule bald Fair-Trade-Schule ist: Leonora Kosel und Misbah Mohammad vom Fair-TradeSchul­team, Thomas Walter vom Schülertre­ff, Schulsozia­larbeiteri­n Nadine Haag und Schulleite­r Martin Burr.

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