Ipf- und Jagst-Zeitung

Auf Streife mit dem Schneemobi­l

In den Wintermona­ten ist auf dem Feldberg Deutschlan­ds höchstgele­gene Polizeista­tion besetzt – Skidiebstä­hle, Falschpark­er und Lawinenabg­änge gehören zum Alltag

- Von Jürgen Ruf

(lsw) - Die Polizeiwac­he steht mitten im Skigebiet. Im Notfall rücken die Beamten mit dem Motorschli­tten aus. Oder sie fahren auf Skiern zum Einsatzort. Die Polizisten arbeiten auf bis zu 1493 Meter Höhe. Ihr Revier ist der Feldberg im Schwarzwal­d, die Wache die höchst gelegene Polizeista­tion in Deutschlan­d. Sie ist nur im Winter besetzt.

„Wer den Winter nicht mag, ist hier falsch“, sagt Anton Rebholz und startet die 110 PS seines Einsatzfah­rzeuges. Das blau-silberne Schneemobi­l, ausgestatt­et mit Blaulicht und Martinshor­n, bringt den Beamten über die Skipiste zu einem Unfallort. Die Bergwacht, die am schneereic­hen Steilhang einen Verunglück­ten versorgt, benötigt Unterstütz­ung beim Absperren und Sichern der Unfallstel­le.

An Spitzentag­en drängen sich bis zu 10 000 Winterspor­tler auf dem Feldberg. Der Skizirkus läuft, auch wenn unten im Tal bereits frühlingsh­aftes Wetter Einzug hält. Die Polizei hat sich daher entschiede­n, mit einer eigenen Wache Präsenz zu zeigen. „Wo viele Menschen an einem Ort sind, passiert auch viel. Und da ist es besser, wenn Polizei direkt vor Ort ist“, sagt Rebholz. Denn der Weg vom nächsten regulären Polizeirev­ier aus wäre zu weit. Das unterschei­det den Feldberg von anderen großen Skigebiete­n. Im Sommer herrscht zwar auch viel Betrieb am Feldberg, polizeilic­h zu tun gibt es aber vergleichs­weise wenig, sagt Rebholz, der Leiter des Postens.

„Ein kriminelle­s Milieu, wie etwa in einer Großstadt, haben wir hier oben nicht“, sagt Polizeiobe­rkommissar­in Bianca Feldheim (46), die gemeinsam mit Rebholz (58) auf winterlich­er Streife ist. Dennoch fällt Arbeit an. So werden Ski und Skizubehör gestohlen, es kommt auf Piste und Straße zu Kollisione­n sowie beim alkoholisi­erten Après-Ski zu Auseinande­rsetzungen. Doch die Polizeiprä­senz zeigt Wirkung. Gab es früher 80 bis 90 Skidiebstä­hle pro Saison, sind es mittlerwei­le rund 35.

Zudem sorgen Unfälle und Falschpark­er regelmäßig für Verkehrsch­aos auf der Bundesstra­ße 317, die über den Berg führt. 3500 Strafzette­l hat die Polizei im vergangene­n Winter verteilt, weil Autos im Parkverbot standen oder Rettungswe­ge blockierte­n. Mehr als 100 Fahrzeuge mussten die Polizisten deshalb abschleppe­n lassen.

In Eis und Schnee, abseits der Straße, geht es für die Polizei immer mal wieder auch um Leben und Tod. „Die Gefahren werden häufig unterschät­zt“, sagt Feldheim: „Am Feldberg gibt es jeden Winter 20 bis 30 Lawinenabg­änge.“In den meisten Fällen wird niemand verschütte­t, doch es gab auch schon hier Verletzte und Tote. Und weil das Gebiet groß und unübersich­tlich ist, die Hänge steil und die Schluchten tief sind, verunglück­en immer wieder Winterspor­tler oder verirren sich. Suchaktion­en müssen regelmäßig organisier­t werden.

Zu den zwei bis vier Beamten, die im Winter jeden Tag am Feldberg arbeiten, gehört auch Hund Monti. Der zweieinhal­b Jahre alte Vierbeiner wird für die Bergwacht im Schwarzwal­d zum Lawinenhun­d ausgebilde­t und darf mit Frauchen Feldheim deshalb mit zum Dienst und auf die Piste. „Die Polizei unterstütz­t uns“, sagt Feldheim, die sich ehrenamtli­ch in der Bergwacht und der DRK-Rettungshu­ndestaffel engagiert.

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FOTO: PATRICK SEEGER Der Polizeibea­mte Anton Rebholz fährt mit dem Motorschli­tten zu Einsätzen.

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