Pistenhelfer erliegt seinen Verletzungen
Lawinengefahr wurde als gering beurteilt
RAVENSBURG/CRANS-MONTANA - Bei dem Lawinenabgang auf eine Skipiste in der Schweiz ist ein französischer Pistenkontrolleur ums Leben gekommen. Der 34-Jährige starb an seinen schweren Verletzungen, wie die Polizei in Crans-Montana am Mittwoch berichtete.
Bei dem Unglück am Dienstag waren drei weitere Menschen leichter verletzt worden. Ob es sich um ausländische Touristen oder Einheimische handelte, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Der Franzose half zum Zeitpunkt des Lawinenabgangs einer zuvor auf der Piste verunglückten Person. Die beiden sowie ein weiterer Helfer und eine vierte Person wurden von den Schneemassen erfasst. Alle wurden schnell gefunden, so die Polizei. Rettungskräfte hatten in den Schneemassen über Nacht weiter nach möglichen Opfern gesucht. Da es keine Vermisstenmeldungen mehr gab, wurde die Suche am Mittwoch eingestellt.
Andreas Keller vom Verband „Seilbahnen Schweiz“bezeichnet das Unglück als „sehr, sehr tragisch“. Wie er sagt, seien die Betreiber eines Skigebietes dafür verantwortlich, die Sicherheit auf den Pisten zu gewährleisten. Aber: „Das Ereignis zeigt, dass die Erforschung und die Beurteilung von Lawinen immer ein gewisses Restrisiko birgt“, sagt Keller.
Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob die örtliche Lawinenkommission die Gefahrenlage falsch einschätzte oder ob Wintersportler abseits der gesicherten Pisten die Lawine auslösten. „Wenn eine Fehleinschätzung der örtlichen Lawinenkommission vorliegt, dann könnten die Betreiber des Gebiets haftbar gemacht werden“, sagt Keller. Das Wetter war zum Zeitpunkt des Unglücks gut, die Lawinengefahr wurde als gering beurteilt.
Siegel für Sicherheit
Schneeforscher Robert Bolognesi glaubt nicht, dass das Risiko unterschätzt wurde. „Diese Lawine löste sich oberhalb der üblichen Höhe von Gleitschneelawinen“, sagte er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Auch Keller schätzt die Skipisten in der Schweiz generell als sicher ein. In den vergangenen zehn Jahren wurde nach Angaben des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in der ganzen Schweiz ein Skifahrer auf einer Piste von einer Lawine getötet. Im offenen Gelände, wo Tourenskifahrer abseits der Pisten unterwegs sind, kamen dagegen in zehn Jahren mehr als 220 Menschen durch Lawinen ums Leben, wie Lawinenexperte Kurt Winkler dem Sender SRF sagte.
Alle drei Jahre prüft der Verband „Seilbahnen Schweiz“die Pisten seiner Mitglieder auf ihre Sicherheit. Dabei wird unter anderem überprüft, ob die Gefahrenstellen auf den Pisten ausreichend gesichert sind und das Rettungskonzept funktioniert. Bei bestandener Prüfung erhält das Skigebiet ein Gütesiegel, dass die Sicherheit bescheinigt. Auch Crans-Montana trägt dieses Siegel.